Überlebenskunst: die ersten Tage

Überlebenskunst: nach der Stadtflucht

 Nun sind Sie raus aus der Stadt, und Sie haben endlich Ihre Freiheit… Und damit neue Probleme.

Bis jetzt sind wir immer von dem schlechtesten Szenario ausgegangen. Also machen wir es weiter so. Die schlimmste Situation sieht wie folgt aus: Sie sind außerhalb der Stadt, haben nichts zu essen und keine Waffe.

Idealerweise sollten Sie eine Landeskarte haben, wo Sie schon vorab ein paar Zufluchtsziele markiert haben. Haben Sie das nicht getan, dann überlegen Sie sich zumindest, welche Himmelsrichtung für Sie am günstigsten wäre. Grundsätzlich gilt: weg von Ballungszentren und Großstädten.

Und suchen Sie bloß keine Zuflucht bei „unseren Militärs“. Es ist nämlich ein großes Irrtum zu glauben, daß Sie dort aufgenommen und verpflegt werden. Bestenfalls (!) werden Sie von überforderten Offizieren ignoriert und vom Militärgelände weggejagt. Es kann auch schlimmer kommen: die Militäreinheit kann jederzeit angegriffen und beschossen werden, und Sie kriegen davon massiv was ab.

Und noch ein wichtiger Moment. Es kann durchaus passieren, daß es in der Einheit Offiziere und Soldaten gibt, deren Eltern und Familien sich immer noch in der Stadt befinden (faktisch gefangen gehalten werden), aus welcher Sie so glücklich geflohen sind. Es ist aber Krieg und kein Urlaub auf Majorka. Hoffen Sie bloß nicht auf ein herzliches Landsleutetreffen wie im Kino. Ganz im Gegenteil. Sie stoßen eher auf ein merkbares Unverständnis verärgerter und – nicht zuletzt – bewaffneter Männer, die sich große Sorge um ihre Verwandten machen. Der Zuflucht bei Militärs ist also wirklich keine gute Idee.

Die beste Lösung wäre natürlich ein eigenes Landhaus in der tiefen Provinz zu haben. Besser noch, wenn Sie vorgesorgt haben und genug Medikamente sowie Vorräte (vor allem Wasser und Fleischkonserven) dort im Keller lagern. Selbst mit einer kleinen Hütte in einem abgelegenen Ort haben Sie das große Los gezogen.
Aber, wie gesagt, wir gehen vom schlechtesten Szenario aus, und demnach Sie haben keine Bleibe auf dem Lande.

In dieser Situation müssen Sie für sich unbedingt zwei Fluchtziele bestimmen. Das erste Ziel sollte nicht allzu weit von der Stadt befinden. Das zweite Ziel kann ruhig viel weiter liegen. Als erstes Fluchtziel passt zum Beispiel ein Campingplatz oder Feriendorf in der Stadtumgebung. Denken Sie dabei zum Beispiel an eine Ferieneinrichtung, die Sie im Urlaub oder am Wochenende besuchen. Erstens kennen Sie den Weg bis dahin. Zweitens wissen Sie auch in etwa, was Sie dort zu erwarten haben, und Sie haben vielleicht eine Vorstellung, wie es dort mit Wasser und Nahrungsmitteln aussehen könnte. All das ist vor allem eine sehr große psychologische Unterstützung.

Sie wissen ja bereits, wie elendig die Flüchtlingsmassen aussehen. Bis sich jemand – im Kriegsfall -um sie kümmert, können Wochen und Monate vergehen, denn in den umkämpften Gebieten werden die Stützpunkte des „Roten Kreuzes“ nicht gerade an jeder Ecke organisiert.

Vergessen Sie die fremde Hilfe und bestimmen Sie lieber konkrete Fluchtziele.

Nun nehmen wir an, Sie haben das erste Ziel erreicht. Jetzt können Sie sich etwas umschauen und überlegen, was Sie weiter machen. Das dürfte eigentlich keine Frage sein, denn Sie haben ja das zweite Fluchtziel bereits bestimmt. Falls nicht, dann denken wir mal zusammen darüber nach, was das sein kann.

Die Faustregel ist dabei: Sie müssen dorthin gehen, wo Sie sich selbst möglichst günstig als Sklave verkaufen können. Genau so ist es. Stellen Sie sich am besten schon vorab auf diese neue Rolle ein. Generell passt für den genannten Zweck jede Stelle, wo kostenlose Aushilfe gebraucht wird. Sie müssen sich völlig im klaren sein: es ist Krieg, und gewöhnliche Arbeitsverhältnisse funktionieren nicht mehr. Ein Platz zum Schlafen und regelmäßige Mahlzeiten als Entlohnung sollten Sie dankend akzeptieren.

Als solch eine längerfristige Zufluchtsstelle fällt zum Beispiel ein Kloster ein. Aber vergessen Sie christliche Tugenden und so’n Quatsch. Man versteht doch, wer Sie sind, und was Sie suchen. Und solche Suchende gibt es mehr als genug. Erwarten Sie keine Sonderbehandlung. Essen gegen Arbeit funktioniert auch im Kloster. Wenn Sie das auch noch selbst anbieten, haben Sie einen Vorteil. Ein weiterer großer Vorteil besteht übrigens darin, daß Kloster doch etwas seltener angegriffen bzw. gebombt werden.

Machen Sie sich vielleicht also schon jetzt Gedanken, wohin Sie notfalls fliehen können.

So, jetzt müssen Sie sich überlegen, wie Sie zum Fluchtziel kommen.

Wie Sie bereits wissen, wird das Recht auf das Privateigentum im Krieg nicht so sehr geachtet, besonders wenn man das Eigentum mit der Waffe nicht schützen kann. Das ist ein kleiner Denkanstoß, falls Sie meinen, daß Sie Ihr weites Fluchtziel am besten mit dem Auto erreichen können, zumal öffentliche Verkehrsmittel höchstwahrscheinlich nicht mehr funktionieren.

Wenn Sie sich nun tüchtig umschauen, finden Sie bestimmt ein mehr oder weniger verwahrlostes Auto. Dabei ist ein verwahrlostes Auto mit dem leeren Tank für Sie uninteressant, denn Sprit gibt es nämlich nicht mehr zu bekommen. Sobald Sie mit der Autowahl fertig sind, versuchen Sie, es etwas der Situation anzupassen. Mahlen Sie zum Beispiel ein rotes Kreuz drauf. Oder basteln Sie ein Kreuz mit dem Klebeband. Der Trick ist nicht besonders schlau, aber vielleicht erleben Sie dadurch unterwegs einen Beschuß weniger.

Nun sind Sie mit dem Auto unterwegs. Fahren Sie aber langsam, maximal 50-60 km/h. Der Grund: für Militärs sind Autostraßen wichtige Objekte, die vorrangig benutzt und kontrolliert werden, also kann ein schnelles Fahren von Soldaten durchaus als verdächtig empfunden werden. Es kann auch passieren, daß Sie „für alle Fälle“ mit einem Schuß angehalten werden.

Andererseits sollten Sie alle Zivilisten, die Sie anhalten wollen, ignorieren. Jemanden per Anhalter mitzunehmen bringt Ihnen nichts außer neuen Problemen. Werden Sie aber von Militärs aufgefordert anzuhalten, denn bremsen Sie sofort und rudern Sie zum Straßenrand. Nicht aussteigen, vielleicht nur bloße Hände durch das Autofenster zeigen, dann einfach ruhig im Auto bleiben. Ein bißchen beten zwischendurch wäre dabei auch nicht verkehrt, denn niemand weiß, was jetzt kommt. Wie auch immer, ein aggressives Verhalten wäre im Moment gar nicht am Platz.

Wenn Sie schlußendlich es bis zum Ziel geschafft haben, dann haben Sie ein Dach über dem Kopf, Arbeit, Essen und Menschen, mit welchen Sie ruhig sprechen können (das haben Sie ja während der letzten Tage fast verlernt).

Nun können Sie sich endlich ein paar Tage (beim Schuften) ausruhen, sich mal umschauen und informieren, wie sich die Situation entwickelt. Es beginnt für Sie eine ganz neue Lebensetappe.

Und nun kommt eine extrem wichtige und traurige Ergänzung:

Wenn Sie glauben, daß Sie den ganzen Weg aus der Stadt nicht nur allein, sondern mit Ihrer Familie bewältigen können, dann liegen Sie völlig falsch. In diesem Fall sind Sie garantiert ein toter Mann, und die Familie auch. Diese Tips sind nur für Einzelgänger.

Also bitte rechtzeitig und gründlich vorsorgen: Zufluchtsort, Nahrungsmittel, Wasser – alles muss für Ihre Nächsten vorab vorbereitet werden. Und bei den ersten kleinsten Anzeichen der drohenden Unruhen bringen Sie vor allem die Familie aus der Stadt – sofort und ohne Wank.

Tun Sie das bitte wenigstens um Ihrer Familie willen. Familienmitglieder müssen vorrangig in Sicherheit gebracht werden, und in dem Zufluchtsort müssen sie auch was zu essen haben.

Danach können Sie tun, was Sie wollen.

Selbst wenn Sie patriotisch und kämpferisch sind, retten Sie zuerst die Familie und sich selbst, denn ein toter Patriot kann auch seiner Heimat nicht mehr helfen.

Weiter auf der nächsten Seite….


Quelle und Kommentare hier:
https://www.rusfunker.com/2017/02/uberleben-wahrend-eines-kriegs.html


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