Sicher publizieren: Linux statt Windows – analog statt digital!

von Wolfgang van de Rydt

Viele Blogger und freie Journalisten sind erschreckend unvorsichtig und unbedarft, wenn es um Datensicherung geht. Da arbeiten manche mit Windows oder Mac, speichern alle Daten auf der lokalen Festplatte und bekommen es mit der Angst zu tun, wenn wieder einmal bekannt wird, dass wegen kritischer Kommentare oder Veröffentlichungen wieder irgendwo ein Sonderkommando angetanzt ist und Geräte beschlagnahmt hat.

So geschah es kürzlich bei dem BIW-Politiker Jan Timke, weil er den geleakten Chemnitzer Haftbefehl auf seiner Facebookseite verbreitet hatte. Ähnlich ging es dem Blogger Hanjo Lehmann, der über den geschönten Lebenslauf einer Berliner Senatssprecherin berichtet hatte:

Lehmann sieht sich nicht zu Unrecht quasi seiner bürgerlichen Existenz beraubt, seine Tätigkeit als Schriftsteller ist vorläufig und auf unabsehbare Zeit nicht möglich. Man hatte alle Unterlagen mitgenommen, alles Arbeitsmaterial, alle seine Kontaktdaten, Aufsätze, Buchprojekte, Manuskripte, Recherchematerialien, amtliche Schreiben, private Korrespondenz, persönlichste Fotos von Familie, Freunden, Verwandten, seiner Lebensgefährtin – alles liegt nun offen vor den Augen der Ermittler und er weiß nicht einmal ob er alles zurückbekommt und in welchem Zustand. Quelle: Niki Vogt

Wie gesagt, nach solchen Nachrichten rufen mich manche Kollegen an und geloben Besserung, machen es dann aber doch nicht, weil sie glauben, es sei viel zu kompliziert.

Hier einfach noch einmal meine Standardanleitung für etwas mehr Sicherheit:

Linux statt Windows

Windows hat zu Recht einen üblen Ruf und die Produkte der Firma mit dem Apfel sind auch nicht besser. Sensible Daten gehören gar nicht erst auf solche Geräte. Linux-Betriebssysteme sind mittlerweile auch für Einsteiger geeignet, lassen sich sogar von USB-Sticks oder DVD starten, ohne dass sie installiert werden müssen. Wie man umsteigt und an Linux kommt, habe ich hier bereits beschrieben.

Daran hat sich nichts geändert. Interessant ist auch die Diskussion im Kommentarbereich, ob Linux nicht mittlerweile ebenfalls ein Hintertürchen zu den Geheimdiensten besitzt. Aber mir geht es vor allem um Datensicherung und Backup für den Fall eines Falles.

Umstieg auch für Laien problemlos: Mit Linux den Bundestrojaner aussperren

Ein komplettes Systemabbild zur Wiederherstellung aller Daten lässt sich natürlich auch unter Windows mit externen Festplatten und entsprechender Software erstellen, doch mit Linux ist das wesentlich einfacher und zudem kostenlos. Für die externe Festplatte oder USB-Stick ist ein sicherer Standort wichtig, die Sicherung muss zudem regelmäßig durchgeführt werden, sonst bringt das nichts. Ein Stick passt in die Hosentasche, kann verloren gehen und sollte deshalb verschlüsselt werden, ebenso wie Linux-Festplatten. Das kann man ganz einfach während der Installation machen, das System fragt einen danach.

Eine einfache Lösung, die selbst Anfänger umsetzen können, ist es, den heimischen Windows-PC oder Mac so zu belassen, wie er ist und nur noch für die Arbeiten zu benutzen, die mit Linux nicht machbar sind. Für sensible Daten nutzt man an dem Gerät ab sofort nur noch ein Linux-System auf externer USB-Platte oder Stick. Dazu zählen alle wichtigen Dateien und vor allem alles, was mit Passwörtern zu tun hat: Email-Programme, Banking, Zugänge zu Webseiten, Shops, soziale Netzwerke etc. Ist der PC geklaut, kaputt oder beschlagnahmt, kann man mit dem System aus der Hosentasche auch an einem Ersatzgerät oder bei Freunden und Kollegen einfach weiterarbeiten.

Wichtige Daten von Informanten, Einsichten in Ermittlungsakten von Klienten und Beweismaterial speichert man am besten nur über Geräte ab, die keinen Netzzugang haben und hinterlegt sie auch in analoger Form beim Anwalt des Vertrauens. Sicher ist sicher, wenn man solche Recherchen betreibt.

Für viele ist das wahrscheinlich nicht notwendig, aber der Schaden, der bei Datenverlust entstehen kann, wird oft unterschätzt. Auch Kollegen und Freunde können in Mitleidenschaft gezogen werden, dann nämlich, wenn man Administratorzugänge für Gruppen und Webseiten hat oder Skype und Whatsapp Protokolle eingesehen werden können. Der Einschüchterungseffekt und der wirtschaftliche Schaden sind bei politisch motivierten Beschlagnahmungen gewollt, der Erkenntnisgewinn wird eher mager ausfallen, denn meistens geht es bei diesen Dingen um Sachen, die öffentlich im Netz stehen, wie im Fall Hanjo Lehmann. Einige Screenshots seiner Artikel hätten als Beweis vor Gericht völlig ausgereicht.

Gegen die Schnüffelei gewisser Dienste über Provider, Knotenpunkte, Staatstrojaner, vor Ort platzierte Spionagehardware hilft natürlich auch das beste Linux nicht.

Die gute alte Telefonliste

Über Smartphones brauchen wir gar nicht erst reden. Die Dinger sind nicht sicher und viele wissen nicht mal mehr die eigene Telefonnummer. Das kann schon bei einer einfachen Notlage, wie einer Autopanne, zum Problem werden, wenn der Akku versagt und man von einem Münzfernsprecher oder dem Handy eines freundlichen Passanten zuhause anrufen möchte, dass etwas passiert ist.

Downloads und Anleitungen:

  • Linuxmint downloaden
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  • Tuxedo – Linux-PCs und Notebooks
  • Tipp für Musiker, Filmer und Grafiker: Ubuntu-Studio
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Quelle und Kommentare hier:
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