Reparationen an Polen? Sollten nicht Deutsche von den Polen entschädigt werden?

von Maria Lourdes

Polen ruft nicht zum ersten Mal nach Ausgleichszahlungen.
Neu ist jedoch die aggressive Art und Weise, mit der die Debatte geführt wird.

Der (SPD-) Bundestagsabgeordnete Dietmar Nietan, Mitglied der deutsch-polnischen Parlamentariergruppe, sagte…

„…Reparationen sind in deutsch-polnischen Beziehungen kein TABU-Thema…“ >>> hier >>>

Schöne Steilvorlage, dachte ich mir und nahm mich des Thema’s nochmal -tabulos- an… was ich dabei entdeckte, warf bei mir gleichzeitig die Frage auf:

Sollten nicht Deutsche von den Polen entschädigt werden?

Dazu muss man die Realität, die im Polen (ehemalige deutsche Ostgebiete) der Nachkriegszeit herrschte, kennen und, wie es ja Dietmar Nietan eindrucksvoll darlegt: TABULOS benennen. In Polen hat man noch heute Angst, dass Europa erfährt, was da wirklich geschah… wie unmenschlich man Menschen aus ihren Häusern trieb ohne Rücksicht darauf, dass es Kinder, alte Frauen und Greise waren.

Wie man Deutsche zur Zwangsarbeit verpflichtete und die gezielte Tötung von Abertausenden unschuldiger Männer, Frauen und Kinder, nur weil sie Deutsche waren, in den zahlreichen polnischen KZs, Zuchthäu­sern und Gefängnissen in den Jahren 1945-1947 betrieb – siehe Video unten!

Bild: Lagermuseum Lamsdorf/Łambinowice – Nur ein Beispiel von vielen!
Die in den von Polen betriebenen Lager geschehenen Grausamkeiten übersteigen alle Vorstellungen,
>>> hier mehr erfahren >>>.

Polnischer KZ-Terror und die Zurückgebliebenen

Die überwiegende Mehrheit der Deutschen, vor allem in Polen (poln. Staatsgebiet vor dem 1.9.1939), aber auch in Ostdeutschland, hat – über die alltäglich an ihnen begangenen Verbrechen hinaus – eine Zeit in polnischen Konzentrationslagern verbracht. 

Solche La­ger bestanden in Gronowo, Grottkau, Güstrow, Hohensalza, Jaworz­no, Kaltwasser, Kruschwitz, Kulm, Lamsdorf, Landsberg/Warthe, Langenau, Leobschütz, Lissa, Pakosz, Petrikau, Potulice, Schwetz, Schwientochlowitz, Tost, Zgoda, viele davon mit zahlreichen Nebenlagern.

Zum KZ-Terror können jedoch nicht allein die Internierungs- und Vernichtungslager im eigentlichen Sinn gerechnet werden. Dazu gehören auch alle anderen Einrichtungen, die dem Zweck dienten, Deutsche zu konzentrieren und nach Möglichkeit zu dezimieren, also auch mit Deutschen überfüllte Zuchthäuser und Gefängnisse. Außerdem die anderen als KZ zweckentfremdeten Gebäude, darun­ter sogar Gotteshäuser, wie die evangelische Kirche in Zempelburg.

Im oberschlesischen Industrierevier bestand außerdem bei fast je­der Kohlenzeche oder Hütte ein Arbeitslager für deutsche Kriegsge­fangene, die von den Russen den Polen überlassen worden waren. Inhaftierte deutsche Zwangsarbeiter mußten hier für Jahre Sklaven­arbeit für Polen verrichten. Allen diesen Einrichtungen war gemein­sam, daß die Einweisung in sie nicht auf einem rechtskräftigen Ur­teil beruhte, sondern erfolgte, weil die Inhaftierten Deutsche oder Angehörige einer sonstigen diskriminierten Gruppe waren.

Gleich beim Einmarsch der Sowjets begannen in Oberschlesien willkürliche Verhaftungen von Deutschen, die man in die Nervenklinik in Tost einsperrte. Innerhalb von vier Monaten kamen von etwa 5.000 Inhaftierten 3.000 infolge der unmenschlichen Behandlung und Hunger ums Leben. Die Toten wurden in einer Sandgrube ver­scharrt. Später diente dieser Platz der Lagerung von Abfällen, und danach ebnete man alles ein und bebaute das Gelände teilweise. Heute erinnert ein schlichtes Holzkreuz an diese Greueltaten von 1945 in Tost, aufgestellt vom Deutschen Freundschaftskreis in Ober­schlesien.

In diesem Zusammenhang sei auch darauf hingewiesen, daß an vielen Orten im Osten beim Vormarsch der Wehrmacht und später große Massengräber als Folge von Greueltaten der Sowjets entdeckt wurden. Fast in jedem Falle wurden diese Entdeckungen durch ins Leben gerufene internationale Kommissionen untersucht und dokumentiert. Gleich zu Kriegsbeginn, nach der Ermordung von 6.000 Volksdeutschen durch Polen, wurde die Wehrmacht-Untersuchungs­steile gegründet, über deren Tätigkeit der Amerikaner Prof. Alfred M. de Zayas ein bemerkenswertes Buch schrieb. Trotz dieser Publikation und internationaler Untersuchungsergebnisse wird die Deutsche Wehrmacht, die anständigste Truppe, die es je gab, weiterhin in ver­leumderischer Weise als Mörderbande dargestellt.

Unter dem Vorwand des Verzichts auf „Aufrechnung“ unterblieb nach dem Krieg auch die gesetzlich vorgeschriebene „Beweissiche­rung“ von an Deutschen begangenen Verbrechen. Diese durch nichts wiedergutzumachende sträfliche Unterlassung war in Wahrheit Un­terwürfigkeit und Speichelleckerei gegenüber den Siegern, verbun­den mit Heuchelei und Lüge, begangen von bundesdeutschen Regie­rungen, deren Mitglieder in ihrem Amtseid schworen, „Schaden vom deutschen Volk abzuwenden und seinen Nutzen zu mehren“

Zu einer der größten und unmenschlichsten Gräueltaten von Po­len an der deutschen Bevölkerung hat der Häftling mit „medizini­scher Hilfestellung“, Dr. Heinz Esser, als Häftling im Vernich­tungslager Lamsdorf über die unfaßbaren Gräueltaten in seinem Buch „Lamsdorf – Dokumentation über ein polnisches Vernich­tungslager“, Bonn, 1971, berichtet. Die Bezeichnung „Lagerarzt“ zu führen, war ihm verboten worden. Ohne die Aufdeckung dieser und anderer an Deutschen begangenen Verbrechen kann es keine Aussöhnung ehemals miteinander verfeindeten Staaten und Völker geben.

Zu Lamsdorf aber gab der Historiker Professor Dr. Frauendienst zu Protokoll:

„Ich habe von den Fragebögen bis zum Erlebnisbericht alles zu sehen bekommen. Es sind Hunderte von Berichten über­sandt worden, von denen jeder kritisch auf seinen Wahrheitsgehalt überprüft wurde. Es sind nur hieb- und stichfeste Darstellungen auf­genommen worden. Wie die Hyänen sind die Polen hinter den Rus­sen hergezogen und haben sich ihre Opfer geholt. Männer, Frauen und Kinder, die in Gefängnisse und Lager verschleppt, dort zu Tode gequält und umgebracht wurden, um Raum für Polen zu schaffen, die nicht etwa in einen menschenleeren Raum kamen (wie von Sta­lin seinen Alliierten vorgelogen), sondern der erst von ihnen men­schenleer gemacht wurde. Die Oberschlesier haben ein Recht dar­auf, aber auch die Weltöffentlichkeit muß endlich von diesen Schrecknissen Kenntnis nehmen.“
Quelle: silesia-schlesien.com

Die Gesamtzahl der Zwangsverschleppten aus den umliegenden Dörfern von Lamsdorf in die Hölle des Lagers betrug 8.064; von ih­nen wurden im Lager und auf dem Weg dorthin 6.488 Menschen er­mordet. (Nach dem polnischen Angaben nur 1.500. Sie geben aber zu, dass es Unterlagen nicht vollständig sind.)

Die Familie Geppert aus Klein- und Groß Mangersdorf ver­lor insgesamt 21 Personen im Lager Lamsdorf, die Familie Laqua aus Goldmoor ebenfalls 21 Personen. Die Familie Mücke aus Lams­dorf und Goldmoor hatte mit insgesamt 25 Toten, Männer, Frauen, Kinder und Enkelkinder, ihre Ausrottung erlebt. Am schwersten aber wurde die Familie Schmolke, aus Bielitzfelde betroffen. Sie verlor 43 Familienmitglieder, die in Lamsdorf eingescharrt wurden. Wollte man die unmenschliche Behandlung und die gezielte Tötung von Abertausenden unschuldiger Männer, Frauen und Kinder, nur weil sie Deutsche waren, in den zahlreichen polnischen KZs, Zuchthäu­sern und Gefängnissen in den Jahren 1945-1947 versuchen zu schil­dern, würde es Bände füllen.

Im Lager befanden sich zur Zeit Dr. Essers 823 Kinder, von de­nen etwa 100 das Lager verlassen durften. Später kamen in den Kasematten von Neiße, wohin sie schließlich gebracht wurden, 60 bis 70 Prozent infolge von Hunger, Kälte und Nässe um. Von den über 700 im Lager verbliebenen Kindern starben 281 an Hunger und In­fektionskrankheiten. Der Lagerinsasse Kasimir Pokulicki konstatier­te: „Eine Kumulation zeigte sich hier von ihrer bestialischen Sei­te.“ Für Menschen, die sie nicht selbst erlebt und überlebt haben, sind diese Geschehnisse nicht faßbar. Man meint, das tiefste Mittel­alter hätte im zwanzigsten Jahrhundert wieder seinen Einzug gehal­ten. – Aufrechnung? Nein, hier soll mit Verbrechern abgerechnet werden. Nicht mit Völkern, sondern mit jenen, die persönliche Schuld auf sich geladen haben, und mit jenen, die diese Schuld nicht nur deckten, sondern sie auch „wohlwollend“ betrachteten.

Nach Lamsdorf sollen nur noch zwei Orte erwähnt, aber auf Ein­zelheiten verzichtet werden. Mitte der 90er Jahre wurde bekannt, daß der US-amerikanische Publizist John Sack ein Buch über das von Polen weiterbetriebene Auschwitz-Nebenlager Schwientochlowitz-Zgoda nach sieben Jahren Recherchen mit dem Titel „An Eye for an Eye“ (Auge um Auge) geschrieben hat. Das Buch erschien im Verlag „Basis Books“ in New York und ist jetzt – nach lan­gem Hickhack – auch in deutscher Übersetzung erhältlich (Sack John: Auge um Auge). Es er­lebte nur eine deutsche Auflage und ist nur noch antiquarisch zu hor­renden Preisen erhältlich.

Darin schildert John Sack die KZ-Massenverbrechen im polni­schen Machtbereich an Deutschen unter besonderer Berücksichti­gung der sadistischen Untaten des jüdischen Kommandanten Salomon Morel, der sich inzwischen nach Israel abgesetzt hat und inzwischen verstorben ist. Sack beschreibt, wie befreite ehemalige jüdische Häftlinge aus Ausch­witz, unter dem schon genannten Kommandanten Morel, als Wach­posten „Rache für den Holocaust“ suchten und fanden. Getreu dem alten mosaischen Gesetz „Auge um Auge – Zahn um Zahn“ waren die Opfer unschuldige Menschen, die nur wegen ihres Deutschtums inhaftiert waren.

Das Buch hat in den USA und sogar in Polen Wellen geschlagen. So forderte der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Kattowitz, Feliks Lipman: „Man muß die Wahrheit sagen!“ Als der nach Israel entschwundene Morel ihn unter Druck zu setzen versuchte und an ihn schrieb, wer ihn, Morel, nicht verteidige, sei „kein Jude mehr“, äußerte Lipman:

„Nicht alle Deutsche sind Hitleristen, und nicht alle Polen und Juden sind unschuldig. Wer Verbrechen begangen hat, soll dafür bestraft werden.“

Wann werden deutsche, polnische und jüdische Gerichte sich diese Meinung eines Juden endlich zu eigen machen? Dazu Sack: „Salomon Morel müßte von den Israelis vor Gericht gestellt wer­den, wie Eichmann!“ John Sack war während seiner Nachfor­schungen auch mehrmals nach Kattowitz gereist, um mit Morel zu sprechen, der alle Vorwürfe rundheraus abstritt. Doch die Beweis­lage war erdrückend: Dem ehemaligen jüdisch-polnischen Parti­san und seinen Bestialitäten fielen Tausende zum Opfer. In polni­schen Nachkriegs-KZs kamen nach Sacks (zurückhaltender Schätzung) mindestens 60.000 bis 80.000 Deutsche um. Und Morel war ein Sadist ersten Ranges. Habe Morel sich einen Gefan­genen „vorgenommen“, sei dessen Todesurteil schon meist gefällt gewesen.

„In Deutschland werden die polnischen Lager der Nachkriegszeit weitgehend verschwiegen“, beklagt Sack die „Verschwörung des Verschweigens“ in der Bundesrepublik. Er wünsche sich, daß auch die deutsche Öffentlichkeit die Wahrheit erfahre, sagte der jüdische Publizist nach der Erscheinung seines Buches in Amerika.

Als letzte Schilderung der für normale Menschen unvorstellbaren Unmenschlichkeiten, denen die deutsche Bevölkerung im Osten ausgesetzt war, soll noch ein Vorgang Erwähnung finden, der sich bereits beim Einmarsch der Sowjets am 16. Februar 1945 mit polni­scher Beteiligung ereignete. Den vollen Bericht oder Einzelheiten wiederzugeben, sträubt sich die Feder. Er erschien am 15. November in der Monatsschrift „Der Scheinwerfer“, 96476 Rodach-Sülz- feld, und in Nr. 5/6, 1994, des „Anzeigers der Notverwaltung des Deutschen Ostens“, 53403 Remagen.

Die Schilderung stammt von einer deutsch-brasilianischen Staatsbürgerin, die als Augenzeugin nur überlebte, weil sie Auslän­derin war. Geschildert wird die Besetzung des weiblichen RAD-Lagers Vilmsee bei Neustettin und die bestialische Abschlachtung von etwa 2.000 jungen Frauen in drei Tagen.

Das fürchterliche Schicksal der Vertreibung und der in sowjeti­sche und polnische Konzentrationslager verschleppten Deutschen drang aufgrund der systematischen Steuerung der „öffentlichen Mei­nung“ durch eine weisungsgebundene Presse und aufgrund der poli­tischen Vorgaben verpflichteten Schulen und Universitäten der „frei­en westlichen Welt“ nie in das Bewußtein der Zeit. Es war eine bis dahin in ihren brutalen Ausmaßen noch nie dagewesene Katastro­phe, deren ungeheuren Umfang nur die erlebten, die davon betroffen wurden. Die fünfundsiebzig Prozent Nichtbetroffenen registrierten es mehr oder weniger nur am Rande, was zur Zeit des Geschehens, nach dem Zusammenbruch Deutschlands, auch nicht verwunderlich war. Aber auf massives Unverständnis der Betroffenen stößt die Tat­sache, daß in den darauffolgenden Zeiten bis heute im Volk immer weniger Kenntnis von diesem ungeheuren Unrecht vorhanden ist.

Mit Sicherheit ist das eine gewollte Absicht der Obrigkeit, um ein wirklich „nachweisbares Verbrechen“ der Sieger des Zweiten Weltkrieges bedeutungslos werden zu lassen. Gleichzeitig aber wetteifern Politik und Medien, um uns Deutsche belastende Unta­ten – oft genug wahrheitswidrig – immer wieder in Erinnerung zu rufen und als „von Amts wegen zur Kenntnis zu nehmende Tatsa­chen“ zu verkaufen. Gegen das Entsetzliche der Vertreibung und der KZ-Lager nach Kriegsende rührte sich in der „freien Welt“ kei­ne Feder. Man hielt die Heimatvertriebenen für „Nazis“, und diese kollektive Verurteilung wurde kaum als Unrecht empfunden.

In den Schulen wurde und wird der Völkermord an den Deutschen voll­kommen totgeschwiegen. Die meisten jungen Deutschen wissen von der Sadismus-Orgie gar nichts. Daß die deutschen Ostprovin­zen und das Sudetenland genauso urdeutsch sind wie alle anderen deutschen Länder, wissen leider heute auch viele Erwachsene nicht mehr. Als Amerika noch nicht entdeckt war, lebten hier deutsche Menschen schon seit Jahrhunderten.

Jetzt, wo das Ringen um eine Neuordnung Europas – auch zur Genüge mit Fehlem behaftet – in vollem Gange ist, muß das große tückische Schweigen um die Verbrechen von 1919 bis 1949 endlich gebrochen werden. Millionen Tote, wie die Hunde verscharrt, ohne Kreuz und Totenschein, haben das Recht auf eine letzte Ehre. Das Heer der namenlosen Toten ist die riesige Mahnwache, die auf dem geraubten Boden der Heimat blieb, zusammen mit einer beachtli­chen Zahl der „Zurückgebliebenen“, die damals nach Kriegsende nicht glauben mochten, daß ihre urdeutsche Heimat ein Raub Polens werden sollte.

Die Zurückgebliebenen

Anläßlich der 40-Jahr-Feier der „Wiedergewinnung der Oder- Neiße-Gebiete“ am 8. Mai 1985 in Breslau erklärte der polnische Staats- und Parteichef Wojciech Jaruzelski: „Das Problem einer na­tionalen deutschen Minderheit in Polen hat endgültig zu bestehen aufgehört, dieses Kapitel ist für immer abgeschlossen.“ Hier irrte oder log der polnische Regierungschef gewaltig und verkündete ein Wunschdenken polnischer Chauvinisten, wie es bekanntlich schon zwischen 1919 und 1939 blühte. Die Deutschen, die sowohl vor dem Zweiten Weltkrieg in ihrer Heimat ausharrten, als auch die Deut­schen, die nach 1945 ihrer Heimat treu blieben, mußten entweder ausgetrieben oder „polonisiert“ werden. Daß es Polen nicht gelang, die zurückgebliebenen Deutschen im polnischen Volk aufgehen zu lassen, weiß die Weltöffentlichkeit spätestens seit der „Wende“, während wir Ostdeutschen es schon immer wußten. In Polen ver­suchte man, „unter Verletzung eigener Verfassungsgrundsätze und völkerrechtlicher Verpflichtungen die Deutschen als nationale Grup­pe auszulöschen“. (Stoll, Chr. Th.: Die Deutschen im polnischen Herrschaftsbereich, Wien, 1986)

Was sich in diesem einen Satz verbirgt, kann nur der ermessen, der es am eigenen Leib erfahren hat. Daß Polen seit seiner Wieder­begründung 1916/1918 nie mit Minderheiten in seinem Land hat umgehen können, ist hinreichend bekannt. So war der polnische Staat nach 1919 auf Grund seiner Annexionen und Eroberungen ein Vielvölkerstaat mit 55 Prozent Polen, 18 % Ukrainern, 11,5 % Juden, 7,5 % Deutschen, 6 % Weißrussen, 2 % Litauern und 2 % Tschechen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hielt sich in der Provinz Oberschle­sien bis heute, vor allem auf dem Lande, etwa eine knappe Million deutscher Menschen. Zunächst in Lager gesperrt, überließ man ih­nen wieder ihren bescheidenen Besitz und erzwang damit die Opti­on für Polen. Außerdem waren es Katholiken, und man setzte alles daran, um diese Menschen zu polonisieren, was auch nach fast 60 Jahren nicht gelungen ist.

„Wir haben dem Vaterland die Treue ge­halten, aber das Vaterland hat uns verraten“,

hörte man immer wie­der bei Besuchen in Oberschlesien.

Diese braven deutschen Men­schen, die nach 1945 nicht ahnen konnten, daß sie auf verlorenem Posten standen, gerieten immer mehr unter physischen Druck von Seiten der Polen. Die deutsche Sprache wurde verboten, und bei Zu­widerhandlungen drohten harte Strafen. Es gab keine deutschen Gottesdienste mehr und auch keine deutschen Schulen, so daß die Kinder der Deutschen nur polnisch unterrichtet wurden. Man war fa­natisch bemüht, aus ihnen Polen zu machen. Deutsche Vor- und Fa­miliennamen wurden ins Polnische umgewandelt und deutsche Na­men auf Grabsteinen weggemeißelt. Wer diesen verbrecherischen Anordnungen gegen die Menschlichkeit und Persönlichkeit nicht Folge leistete, erhielt keine Lebensmittelkarten.

Alle diese Verbrechen geschahen nicht während eines Krieges und betrafen auch nicht irgendwelche Zugewanderte! Nein, es war die angestammte Bevöl­kerung, und die Polen waren die Eingewanderten und hatten das Land nach Raubritter-Manier in Beschlag genommen. Heute ver­sucht man sich damit herauszureden, daß es die bösen kommunisti­schen Machthaber gewesen seien, die so brutal gegen alles Deutsche vorgegangen sind. Dabei gab es zwischen den beiden Kriegen und bei der Verfolgung von Deutschen damals in Polen doch auch keine kommunistische polnische Regierung.

Es war und bleibt die übersteigerte chauvinistische Einstellung der Polen gegenüber Deutschland. Nach der deutschen Besetzung des Landes 1939 stellte man aus aufgefundenen Unterrichts- und Vorlesungsbüchem fest,

„daß sie von der bluttriefendsten antideut­schen Lehre durchsetzt sind. In einem Unterrichtsbuch für Mittel­schulen steht z.B., daß jeder Deutsche eine Bestie, daß der Deutsche der Todfeind jedes menschlichen Fortschritts und der Antichrist ist, daß das einzige Kulturvolk der Welt das polnische ist, daß alle Kul­tur in Europa auf Polen zurückgeht.

Die deutsche Verwaltung kann unter solchen Umständen einen höheren Schulunterricht nicht zulassen; das muß wohl bis nach dem Krieg zurückgestellt werden. Im übrigen sind die Universitäten Brutstätten der Haßpolitik gegen Deutschland, wie sie das immer ge­wesen sind.“

(Präg, Werner u. Jacobmayer, Wolfgang (Hrsg.): Das Diensttagebuch des Generalgouvemeurs in Polen 1939-1945; Ver­öffentlichungen des Instituts für Zeitgeschichte, Stuttgart, 1975, DVA, Bd. 20, S. 107-108)

Um die deutschen Zurückgebliebenen in den unter polnischer Verwaltung stehenden deutschen Ostgebiete hat sich 45 Jahre lang keine einzige Hilfsorganisation der Welt gekümmert. Auch keine deutsche Bundesregierung hat dies als erforderlich erachtet, obwohl es im Grundgesetz verankert ist und dem polnischen Staat so oft fi­nanziell geholfen wurde, ohne daß man dabei auch nur im geringsten an das Schicksal der in der Heimat gebliebenen Deutschen dachte.

Wenn man bedenkt, wie es den Hunderttausenden deutschen Menschen nach 1945 in den „unter polnischer Verwaltung“ stehen­den deutschen Ostgebieten ergangen ist, kann man sich eines schlechten Gewissens nicht erwehren und schämt sich für die Bun­desrepublik. Wem nicht alles in der Welt ist deutsche Hilfe zuteil ge­worden, nur nicht den Treuesten der Treuen. Bei vielen Besuchs-Ge­sprächen drüben bekommt man immer wieder zu hören:

„Für Euch alle im Westen haben wir den Krieg wirklich verloren und sind die wahren Kriegsgeschädigten. Und nach viereinhalb Jahrzehnten ban­ger Hoffnung sind wir dann auch noch verraten worden!“

„Warum hat Kanzler Kohl nicht den Mut aufgebracht und ist bei seinem Be­such im Herbst 1989 nach St. Annaberg gegangen, wie es doch zunächst geplant war, sondern nach Kreisau, wo es kaum mehr an­sässige Deutsche gibt?

Hier in Niederschlesien hat man nämlich alle Deutschen restlos vertrieben, weil sie außer dem Makel Deutsche zu sein noch einen zweiten Makel besaßen: Sie waren Protestanten.“

Am St. Annaberg, dem religiösen Mittelpunkt Oberschlesiens, hätte es bei einem Kohl-Besuch eine so machtvolle Demonstration der deutschen oberschlesischen Bevölkerung gegeben, 44 Jahre hatte man ein solches Ereignis herbeigesehnt, daß die Welt aufgehorcht und sich auch an die „Vergessenen und Verschwiegenen“ im Herzen Europas erinnert hätte. Denn selbst nach Aussagen des allerchrist­lichsten polnischen Kardinals Glemp gab es bis dato angeblich „kei­ne Deutschen mehr im polnischen Herrschaftsbereich“. Aber auch Kohl beugte die Knie, fügte sich der Anordnung aus Warschau und ging zur großen Enttäuschung der Oberschlesier nach Kreisau bei Schweidnitz, um den polnischen Ministerpräsidenten Masowiecki, seinen Bruder in humanitärem Geiste, zu umarmen.

Der Entschluß zum Dableiben der Dortgebliebenen beruhte auch darauf, daß kaum einer glaubte, daß diese doch sehr großen deut­schen Gebiete auf Dauer den sich wie Raubtiere gebärdenden Polen überlassen werden könnten. Alle waren der Meinung, nach dem Ende des Krieges würden die Fremdlinge wieder abziehen. Genauso ist es ja auch in vielen Artikeln und Resolutionen des Völkerrechts verankert: Im Kampf eroberte Gebiete müssen nach Beendigung der Kampfhandlungen wieder geräumt, die Bevölkerung darf nicht ver­trieben werden, und geflohenen Menschen dürfen wieder zurück­kehren.

Aber die Siegermächte des Zweiten Weltkrieges hielten sich in ihrer Überheblichkeit nicht an das Völkerrecht, sondern handelten willkürlich nach ihrem Gutdünken. Oft waren die Menschen in Oberschlesien Besitzer einer kleineren oder auch größeren Land­wirtschaft oder eines Wohnhauses. So etwas läßt man nicht so ohne weiteres im Stich, sondern klammert sich an den Besitz. Keiner wußte, wie es im übrigen, zerbombten Deutschland aussah und was ihn dort erwartete. Eine Nachrichtenübermittlung wie in Friedens­zeiten, oder gar wie heute, gab es nicht. Das Schicksal der Flüchtlin­ge und Vertriebenen in Westdeutschland war in den ersten Nachkriegsjahren auch sehr hart und entbehrungsreich.

Also entschloß man sich dort, wo es möglich war, zunächst zu bleiben und abzuwarten. Wie schon erwähnt, optierten sie unter Zwang für Polen, durften die Lager verlassen und ihren Besitz wei­ter bewirtschaften. Die Polen hofften, die katholischen Oberschle­sier polonisieren zu können. So haben diese Menschen in der Nachkriegslotterie das schlechtere Los gezogen. Außer einem äußerst bescheidenen Leben und einer ständigen Hoffnung auf eine politi­sche Änderung der Verhältnisse blieb ihnen nicht viel. Auch ihre Heimat, für die sie sich entschlossen dazubleiben, ist ihnen durch eine jahrzehntelange Fremdherrschaft entfremdet worden.

Dazu ka­men die Schikanen und die Unterdrückung der polnischen Obrig­keit. Irgendeine Hilfe vom „Reich“, wie die Deutschen dort noch im­mer ihr Vaterland nennen, hat es in all den langen Jahren nicht gegeben. „Den Polen wurde geholfen, uns aber nicht“, klagen die Deutschen in Oberschlesien.

Die Hölle von Lamsdorf (Kainsfeld) – SCHLESIEN nach 1945 DOKU


Quelle und Kommentare hier:
https://lupocattivoblog.com/2017/09/26/reparationen-an-polen-sollten-nicht-deutsche-von-den-polen-entschaedigt-werden/