Pfui Teufel: Angela Merkel und die Vorsehung

Von Max Erdinger

Die ZEIT bedient sich allmählich der Lingua Tertii Imperii (LTI).  Jedenfalls läßt das Vokabular einen solchen Rückschluss zu. Sie druckte eine in der Wortwahl ganz unglaubliche Analyse der Kanzlerin ab. Verfasser ist Ferdinand Otto. Pfui Teufel. Die Medienkritik.

„Merkels Prinzipien“, steht als Schlagzeile über Ottos Analyse. Da hat er etwas analysiert, das ganz kurz in einem Wort zusammenzufassen gewesen wäre: Das Merkelprinzip (es gibt nur eines) heißt „Ich“.

Je mehr Angela Merkels Überzeugungen unter Druck geraten, desto deutlicher formuliert sie ihre Visionen. Für Innenminister Horst Seehofer findet sie klare Worte.

Das ist ausgezeichnet. Umso leichter versteht sie der Arzt. Helmut Schmidt: „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen.“ Für Seehofer hätte sie aber gar keine klaren Worte finden müssen, weil er die schon selber gefunden hat. Nach klaren Taten hätte sie suchen müssen, wenn sie dem Innenhorst etwas schenken will, über das sich ganz Deutschland freut. Aber das mit dem deutlicheren Formulieren von Visionen hat Tradition beim deutschen Führe … Führungspersonal. Hat sie schon etwas von einer ominösen „Armee Wenck“ am Horizont erzählt, die sie anvisiert hat?

Einmal im Jahr stellt die Kanzlerin sich den Fragen der Journalistinnen und Journalisten in der Bundespressekonferenz.“

Auch, wenn die Teilnehmer an einer solchen Buntepressekonferenz inzwischen ziemlich handverlesen sind: Es ist bestimmt immer ein ärgerlicher Termin für die Führungsfrau. Die arme Kanzlerin. Was muss sie nicht alles so tapfer ertragen.

Es geht immer ein bisschen um alles, das Große und Ganze der Weltpolitik und das Klein-Klein der Fachpolitik. Kaum eine Viertelstunde hat die Bundeskanzlerin geredet, über die schwierige Regierungsbildung, künstliche Intelligenz, zur Beschleunigung von Planungsvorhaben und sonstigem Tagespolitischen, da kommt die erste von vielen Fragen zu Horst Seehofer, der CSU und der Regierungskrise der letzten Wochen. Es lohnt sich, beispielhaft eine ganze Passage aus Merkels Antwort im Wortlaut zu zitieren:

Das wäre aber auch das erste Mal, dass sich das lohnt. Ich bin gespannt. Also, was hat die Frau mit den Visionen gesagt? – Das hier:

Die Tonalität war oft sehr, sehr schroff und ich persönlich messe der Sprache auch eine sehr, sehr große Bedeutung zu. Und ich werde mich gegen gewisse Erosionen von Sprache sehr wenden. Weil ich glaube, dass es auch Ausdruck von Denken ist, und deshalb muss man sehr vorsichtig sein.

War das eine sehr, sehr verklausulierte Selbstmorddrohung? Ich meine: Wenn sie sich „sehr wenden“ will gegen die „gewissen Erosionen von Sprache“ (warum nur gewisse? Und welche genau?), weil sie „glaubt“, dass man Sprache braucht, um Gedanken auszudrücken, – sie weiß es offensichtlich nicht genau – und deshalb „sehr vorsichtig“ sein muss, dann wäre ihre eigene Inexistenz die am nächsten liegende Lösung. Ich sage das schon lange: Man sollte diese Frau zu ihrer eigenen Sicherheit keine Sekunde aus den Augen lassen. Noch nicht mal beim Visionsarzt. Beim Logopäden erst recht nicht.

Hat sie sonst noch etwas Visionäres gesagt? Otto berichtet, sie habe geäußert, der Kern des Streits, also die Forderung des CSU-Chefs, dass Deutschland im Alleingang Flüchtlinge an der Grenze abweisen soll, sei ein tiefgreifender gewesen. Meine Fresse – tiefgreifende Kerne. Sprache als Ausdruck des Gedankens. Visionen. – Wo ist eigentlich das gute, alte „saudumme Gelaber“ hingekommen? Gibt´s das nicht mehr, Otto?

Trotz eines komplizierten Regierungskompromisses dürfte der Streit nach dem Sommer weitergehen.

Die Inszenierung, Otto. Es ist die Inszenierung eines Streits, die nach dem Sommer fortgesetzt werden dürfte zur diskursiven Grundversorgung der Schlafschafe.

Die Väter des Grundgesetzes hätten für solche Themen eine Vorsehung getroffen, die Richtlinienkompetenz der Regierungschefin, sagt Merkel.

Allmächt, die Vorsehung! Merkel führt wegen der Vorsehung weiter! Ich wusste doch, dass mir an ihrem Führungsstil etwas bekannt vorkommt. Wegen der Vorsehung hat schon ein ganz Anderer Deutschland regiert, so er nicht ein Ähnlicher gewesen sein sollte. Die „Vorsehung“ – ich glaub´s ja nicht mehr. Gegen die Vorsehung ist der Vogelschiss direkt ein … äh … Vogelschiss.

Minister kann nur sein, wer meine Richtlinie akzeptiert.“ Immer wieder taucht bei Merkel dieses Wort auf, Richtlinie – was auch als Warnung gegenüber Seehofer verstanden werden darf.

Ganz genau. „Bringen Sie mir Fegelein!


Quelle und Kommentare hier:
https://www.journalistenwatch.com/2018/07/24/pfui-teufel-angela/