Original und Fälschung: Die 10 Gebote

König Salomo fasste im Alter seine weisen Ratschläge so zusammen: „Lasst uns die Hauptsumme aller Lehre hören: Fürchte Gott und halte seine Gebote; denn das gilt für alle Menschen.“Die 10 Gebote gelten universell. Würden wir uns nach ihnen richten, und zwar nach Wort und Geist, hätten wir paradiesische Zustände.

Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe.“ Das ist die Einleitung. Der Gesetzgeber stellt sich vor: Er ist „ihr“ Gott, der sie aus der Sklaverei befreit hat. Erst nach dieser Vorstellung und dieser guten Nachricht kommt das erste „Du sollst!“ Man kann es auch mit „Du wirst“ übersetzen. Gott befreit Menschen, damit sie ihm freiwillig folgen.

Dann erst kommt das 1. Gebot: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ Damit sollte Israel – und im erweiterten Sinne die ganze Menschheit – vor Götzendienst bewahrt werden.

Ist das für uns noch relevant? Wir leben nicht im Busch. Wir beten doch keine Götzen aus Holz oder Stein an. Wir sind doch nicht abergläubisch. Doch nicht so schnell: Was ist mit dem Fußball am Wochenende oder dem geliebten Auto? Sind uns diese Dinge nicht wichtiger als Gott? Gemeint ist hier alles, was für uns „die Nr. 1“ im Leben ist. Das kann auch das liebe Geld sein oder eine Übergroße Ich-Liebe.

Auf den ersten Blick scheint die Übertretung des 1. Gebots („Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“) für uns aufgeklärte Menschen kein Thema zu sein – zumindest soweit wir noch christlich geprägt sind. Im Gegensatz zu vielen Naturvölkern verehren wir keine Götzen. Werden nicht aber auch Dinge wie Fußball, unser Auto und Ähnliches dadurch zu Götzen, dass sie für uns einen höheren Stellenwert haben als Gott?

Das 2. Gebot ist schon länger: „Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.“
Gott kann mit niemandem und mit nichts verglichen werden. Er ist einzigartig und nicht bildlich darstellbar. Jedes materielle Gottesbild, das wir uns selbst machen, ist falsch. Und das hätte Folgen. Wir neigen dazu, uns in unserem Verhalten unserer Gottesvorstellung anzupassen. Und dann geben wir diese Vorstellung an die nächste Generation weiter. Hier erinnert Gott daran, dass er Liebe und Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Konsequenz in sich vereint. Er will als der Unbegreifliche und Unsichtbare – aber auch als unser Vater angebetet werden. Ja, es geht um Anbetung. Nur Gott, unser Schöpfer, verdient unsere Anbetung.

Das 3. Gebot hat auch mit Gott zu tun: „Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.“ Wer sich der Größe und Heiligkeit Gottes bewusst ist, wird nur respektvoll über ihn sprechen, also weder gedankenlos noch leichtfertig – und nur, wenn er auch tatsächlich Gott meint. „Mein Gott“, „Oh Gott“ und „Gott sei Dank“ sollten nicht leichtfertig und gedankenlos verwendet werden.

Das 4. Gebot lautet – zumindest wenn man der biblischen Zählweise folgt: „Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt. Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn.“
Dieses Gebot beginnt nicht mit „Du sollst“, sondern mit „Gedenke“. Interessanterweise war das vierte Gebot bereits am Ende der Schöpfungswoche eingesetzt worden. Schon damals hatte Gott am siebten Tag geruht und diesen Tag „gesegnet und geheiligt“. D. h., Gott hatte den Tag abgesondert vom alltäglichen Gebrauch und ihn der Gemeinschaft von Schöpfer und Geschöpf geweiht. Dieses Gebot – das längste der 10 Gebote – enthält gewissermaßen das „Autoritätssiegel“ des Gesetzgebers: Er ist der HERR, der Schöpfer von Himmel und Erde. Als solcher hat er einen berechtigten Anspruch an uns, und dafür hat er einen Gedenktag eingesetzt. Der Mensch soll sich daran erinnern, dass Gott der Schöpfer ist. Aber es geht nicht um irgendeinen siebten Tag, sondern um den siebten Tag. Jesus ist am ersten Tag der Woche auferstanden. Wenn also der Sonntag der erste Tag der Woche ist, dann ist Samstag der siebte. So stand es bis Anfang der 1970er Jahre auch noch in unseren Kalendern. Und nur so liegt der Mittwoch in der Mitte der Woche.

Während es in den ersten vier Geboten um die Beziehung des Menschen zu Gott geht, bilden die anderen sechs die Grundlage der Beziehungen der Menschen untereinander. Und diese Beziehung beginnt in der Familie.
Deshalb heißt das 5. Gebot in der Bibel: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, geben wird.“ Das mag uns nicht zeitgemäß erscheinen, ist aber ein Grundwert unserer Gesellschaft. Basiszelle eines jeden Volkes ist die Familie. Die Eltern haben die Verantwortung für die Erziehung ihrer Kinder. Wenn sie dieser Verantwortung liebevoll nachkommen, werden sich die Kinder ihren Eltern gern unterordnen. Sie werden Vertrauen, Respekt, Rücksichtnahme und Gemeinsinn lernen – und mit ihren Eltern bis ins hohe Alter respektvoll umgehen.

Das 6. Gebot ist kurz, aber inhaltsreich: „Du sollst nicht töten!“ Auf den ersten Blick scheinen die wenigsten von uns mit diesem Gebot Probleme zu haben. Doch in seiner berühmten Bergpredigt erklärte Jesus: „Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: Du Nichtsnutz!, der ist des Hohen Rats schuldig …“Wenn Mord die „Frucht“ ist, dann ist Hass seine „Wurzel“. D. h., das Morden beginnt bereits mit dem Hass in unserem Herzen. Und der äußert sich in bösen Worten und Gehässigkeiten. In diesem Sinne ist es leichter, dieses Gebot zu übertreten als man denkt.

Auch das 7. Gebot ist kurz und klar: „Du sollst nicht ehebrechen!“ Nach biblischem Verständnis ist die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau samt ihrer Sexualität Gottes Geschenk – seit der Schöpfung. Der „Erfinder“ der Ehe hat sich dabei etwas sehr Schönes ausgedacht. Wie viel Leid verursacht aber Untreue und Ehebruch! Davor möchte Gott uns bewahren. In der Bergpredigt verfeinert Jesus dieses Gebot mit den Worten: „Wer eine Frau mit einem begehrlichen Blick ansieht, der hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.“Auch beim Ehebruch liegt die Wurzel im „Herzen“, in unbeherrschten Gedanken und Gefühlen. Gott möchte, dass unsere Kinder in einer stabilen Familie aufwachsen. Das Gebot fordert auch dazu auf, in die Erhaltung der Ehe zu investieren – und den Partner zu lieben, ihm kompromisslos treu zu sein.

Das 8. Gebot ist sicher im Gesetz jedes Staates wiederzufinden: „Du sollst nicht stehlen!“ Dazu zählt nicht nur das Stehlen von materiellen Gütern, sondern auch von geistigem Eigentum – etwa wenn es um das Copyright geht. Dazu gehört aber auch Ehrlichkeit bei der Arbeitszeit, das Entrichten der Steuer, die Rückgabe geliehenen Geldes und Gutes usw. Wer verantwortungsbewusst und ehrlich mit dem Eigentum anderer umgeht, hat ein gutes Gewissen und viele Freunde. Außerdem beweist er seine Eignung für „höhere“ Aufgaben. Gott möchte nicht nur unser Eigentum schützen, sondern uns auch dazu aufrufen, mit anderen, die es nötig haben, unseren Besitz zu teilen.

Das 9. Gebot sagt: „Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“ Das bezieht sich nicht nur auf Ehrlichkeit vor Gericht und im Geschäftsleben, sondern vor allem auf die Unterlassung von Rufmord. Jemand sagte einmal, er könne es sich nicht leisten zu lügen, da er sich sonst zu viel merken müsste: Was hat er wem gesagt? Es gibt natürlich noch andere Motive, die Wahrheit zu sagen. Es hat auch mit der Fähigkeit zu tun, Fehler einzugestehen oder den Anderen so sehr zu schätzen, dass man ihm die Wahrheit zutraut. Doch unangenehme Wahrheit in Liebe zu sagen und nicht dabei zu verletzen, ist eine Kunst!

Das 10. Gebot nach dem Original der Bibel lautet: „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel, noch alles, was dein Nächster hat.“ Hier geht es darum, die eigenen Gedanken und Gefühle zu beherrschen. Neid und Begehrlichkeit treiben schlimme Blüten, wenn man sie lässt. Und sie bringen verheerende Früchte hervor: von eigener schlechter Laune und Unglücklichsein über Lügen, Mobbing, Diebstahl und Ehebruch bis hin zu Mord und Krieg. Darum fordert uns Gott in seinem 10. Gebot zur Zufriedenheit auf, zu einer Nächstenliebe, die dem anderen gönnt, was er hat und die sich sogar mit ihm freuen kann. Denn es stimmt: Glücklich ist nicht, wer alles hat, sondern wer zufrieden ist mit dem, was er hat. Er sollte sich in seinem Streben nach Besitz und Erfolg nicht an der „Konkurrenz“ messen. Insofern sind die 10 Gebote auch ein Rezept für ein zufriedenes Leben

Einmal wurde Jesus gefragt, welches das wichtigste Gebot sei. Er antwortete: „‘Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt’ (5. Mose 6,5). Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst’ (3. Mose 19,18). In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“ In Jesu Augen ist Liebe die Zusammenfassung aller Gebote: Die ersten vier beschreiben die Liebe zu Gott und die anderen sechs die Liebe zum Mitmenschen. Jesus sagte nicht, dass diese beiden Gebote die ursprünglichen 10 ersetzen, sondern dass alle anderen darin „hängen

Echtes Halten der 10 Gebote ohne Liebe funktioniert nicht. Wer das versucht, wird hart und lieblos. Aber Gott und den Mitmenschen wirklich zu lieben und dieses Moralgesetz nicht zu halten, funktioniert auch nicht. Das wäre nur schwammiges Gefühlsgedusel. Die Tat beweist die Liebe. Deshalb schrieb der Apostel Johannes: „Daran merken wir, dass wir ihn kennen, wenn wir seine Gebote halten. Wer sagt: Ich kenne ihn, und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in ihm ist die Wahrheit nicht. Wer aber sein Wort hält, in dem ist wahrlich die Liebe Gottes vollkommen … Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer.“ Was man aus Liebe tut, das tut man gern.

Bei einem Vergleich der 10 Gebote zwischen den Katechismen und der Bibel fallen einige Veränderungen auf. In der katholischen Version fehlt das 2. Gebot ganz (deshalb rückt jedes weitere eins vor; so wird das 3. zum 2., das 4. zum 3. usw.). Dafür ist das 10. Gebot geteilt (damit es wieder 10 werden). Und das 3. Gebot im Katechismus sagt etwas ganz anderes als das 4. in der Bibel: Es bezieht sich auch nicht mehr auf den von Gott festgelegten siebten Tag als Gedenktag der Schöpfermacht und Autorität des Gesetzgebers, sondern nur einfach auf den „Tag des Herrn“. Damit ist in Abänderung des göttlichen Gesetzes der Sonntag gemeint.
Woher kommt diese Veränderung? Wer darf ein Gesetz überhaupt ändern? Normalerweise darf das nur der Gesetzgeber oder eine Instanz, die über dem Gesetzgeber steht. Wurde die Änderung wenigstens von Gott gebilligt? Als Moralgesetz sind die 10 Gebote auch ein Ausdruck des Charakters Gottes – über den aber sagt der Apostel Jakobus, dass bei Gott „keine Veränderung noch Wechsel des Lichts und der Finsternis“ ist. Er bleibt sich selbst treu. Und er sagt: „Ich will meinen Bund nicht entheiligen und nicht ändern, was aus meinem Munde gegangen ist.“

Jesus, der Mensch gewordene Gottessohn, betont in der Bergpredigt: „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich.“
Das ist eindeutig. Jesus hat die 10 Gebote bestätigt: durch sein Leben (er hielt sie nach Geist und Buchstaben), offensichtlich auch durch seine Lehre und am meisten durch seinen Tod. Denn er bezahlte damit als Unschuldiger die Strafe der Schuldigen. Und schuldig sind alle Menschen; denn durch die Übertretung der Gebote – auch Sündigen genannt – sind wir alle zu Schuldigen geworden. Jesus starb, um uns zu retten – aber er konnte und wollte das Gesetz nicht aufheben. Daher haben auch die Apostel die 10 Gebote bestätigt, nicht verändert.

Interessanterweise wurde schon durch den Propheten Daniel rund 600 Jahre vor Christus das Aufkommen einer Macht vorausgesagt, die die Gebote verändern würde: „Er wird den Höchsten lästern … und wird sich unterstehen, Festzeiten und Gesetz zu ändern.“ Die Veränderung ist also vorausgesagt – aber ist sie von Gott gebilligt? Keineswegs! Vielmehr wird gesagt, es werde sich eine Macht „unterstehen“, den Anspruch des Gesetzes zu ändern. Diese Macht wird als „gotteslästerlich“ bezeichnet. Bleiben wir also bei den biblischen 10 Geboten – „um Gottes Willen“!

In der Veränderung der 10 Gebote wurden ausgerechnet die zwei längsten, d. h. ausführlichsten Gebote gestrichen bzw. geändert. Was ist ihr gemeinsamer Nenner? Beide Gebote haben mit der Anbetung Gottes und seiner Autorität zu tun: Das 2. will vor falschen Gottesbildern und falscher Anbetung bewahren. Das 4. identifiziert Gott als Schöpfer des Himmels und der Erde, und es benennt einen bestimmten Tag zur göttlichen Anbetung. Durch diese Veränderung wird das göttliche Zeichen durch das Zeichen einer anderen Macht ersetzt. Auch diese Macht beansprucht Anbetung und Gehorsam. So stellen sich bei der Beachtung der 10 Gebote entweder in der ursprünglichen oder aber in der veränderten Form die Fragen: Wessen Autorität achten wir? Wen verehren wir? Und wen beten wir an?

In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage: Welche Aufgaben haben eigentlich die 10 Gebote? „Sie haben im Judentum wie im Christentum“, erklärt Wikipedia, „zentralen Rang für die theologische Ethik … [Sie] haben die Kirchengeschichte und die Kulturgeschichte Europas geprägt“. Und BR-online bemerkt: „Die 10 Gebote sind eine zeitlose moralische Instanz, die das Zusammenleben der Menschen seit Jahrhunderten regelt.“ Nicht einmal ein Spiel funktioniert ohne Regeln. Wir beklagen den Verlust von Werten. Die 10 Gebote können uns diese vermitteln. Wir brauchen sie, und zwar in der Form, in der Gott sie uns gegeben hat. Sie sind ein Maßstab für Gut und Böse, Richtig und Falsch. So gesehen sind die 10 Gebote nicht eine lästige Einschränkung unserer Freiheit, sondern wichtige Lebenshilfe.

Interessanterweise haben aber viele Christen ein Problem damit, die 10 Gebote und ihre Rolle im Glauben und Leben richtig einzuordnen. Es gibt zwei Extreme: die Gesetzlichkeit (Legalismus: Die Vorstellung, sich durch gute Taten und das Halten der Gebote den Himmel verdienen zu können) und die Gesetzlosigkeit (Anomismus: Die 10 Gebote seien von Jesus aufgehoben worden, würden nicht mehr gelten, das Halten der Gebote sei nicht nötig, da man ja nur durch Gnade erlöst wird).

Dabei kommt den 10 Geboten laut Bibel in Wirklichkeit eine wichtige Rolle zu: Der Apostel Paulus bezeichnet sie als „heilig, gerecht und gut“ und erklärt: „Durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde“. Und Sünde ist eben Übertretung des Gesetzes. Deshalb vergleicht der Apostel Jakobus das Gesetz mit einem Spiegel. Der Zweck des Spiegels ist nicht, den Betrachter, wenn er schmutzig ist, zu reinigen. Vielmehr soll er dazu anregen, sich zu waschen. Den Spiegel zu zerschlagen ist da zwecklos. Sauberer wird man so nicht. Das Gesetz für ungültig zu erklären, ändert nichts an unserem Zustand. Sich aber von dem Gesetz „den Spiegel vorhalten zu lassen“, führt zu der Erkenntnis, das Gesetz übertreten zu haben, also ein „Sünder“ zu sein. (Und: „Der Lohn der Sünde ist der Tod; das unverdiente Geschenk Gottes dagegen ist das ewige Leben durch Christus Jesus, unseren Herrn.“)

Wem bewusst wird, dass er durch die Übertretung des Gesetzes Gottes den Tod für immer verdient hat, der sehnt sich nach diesem unverdienten Geschenk des ewigen Lebens, das Gott dem anbietet, der mit seiner Schuld zu Jesus kommt und diese Schuld im Vertrauen darauf übergibt, dass dieser sie am Kreuz bezahlt hat. So hat man Frieden und echte Hoffnung.

Ist man danach aber vom Halten des Gesetzes „befreit“? Das wird manchmal behauptet. Doch ist jemand, der begnadigt wurde, künftig vom Halten des Gesetzes befreit? Wer Erlass der Strafe erfahren hat, wird von da an gern die Gebote halten. Darum sagte Jesus zu seinen Nachfolgern: „Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten.“ Und einer Frau, die man wegen Ehebruchs steinigen wollte, vergab er ihre Sünde und sagte: „Geh hin und sündige hinfort nicht mehr.“ Niemand wird aufgrund seines „korrekten Verhaltens“ von Gott angenommen. Denn nach dem Maßstab hätte keiner von uns eine Chance. Wer sich aber von Gott angenommen weiß, im Vertrauen auf Jesus Vergebung und inneren Frieden erhalten hat, wird anders leben wollen als vorher. Um es „in christlicher Sprache“ zu sagen: Niemand wird durch das Halten des Gesetzes erlöst – aber wer erlöst ist, wird das Gesetz gern halten wollen. Die Gebote sind für ihn wie „Leitplanken“ an einer gefährlichen Straße. Und es ist Liebe, die zum Halten der Gebote motiviert.

Aber kann man die Gebote überhaupt halten, und zwar nicht nur formell, sondern wie Jesus sie erklärt hat? „Die menschliche Natur steht Gott grundsätzlich feindlich gegenüber. Sie hat sich nicht dem Gesetz Gottes unterstellt und wird es auch nicht können,“ sagt der Apostel Paulus. Kein „normaler“ oder natürlicher Mensch kann von sich aus den hohen sittlichen Normen Gottes entsprechen. Aber Gott kann Menschen völlig verändern. Und das will er auch: „Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben“, sagt er, „und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun.“ So kann Gott Menschen verändern, die ihn zurücklieben und auf ihn und seine Versprechen vertrauen! In seiner Kraft ist alles möglich! Deshalb sagt auch der Apostel Paulus: „Weil Gott so gnädig ist, hat er euch durch den Glauben gerettet. Und das ist nicht euer eigenes Verdienst; es ist ein Geschenk Gottes. Ihr werdet also nicht aufgrund eurer guten Taten gerettet, damit sich niemand etwas darauf einbilden kann. Denn wir sind Gottes Schöpfung. Er hat uns in Christus Jesus neu geschaffen, damit wir zu guten Taten fähig sind, wie er es für unser Leben schon immer vorgesehen hat.“

Jesus hat auf dieser Erde Gottes Gebote vollkommen gehalten. Nur so konnte er als Unschuldiger die Strafe für die Schuldigen tragen, ihre Schuld sühnen und ihnen Befreiung aus der Sklaverei anbieten – nicht aus der Sklaverei Ägyptens, sondern der Versklavung durch die Sünde. Es geht um die Befreiung von dem Zwang, das Verkehrte tun zu müssen.

Darum befähigt er Menschen, die sich ihm anvertraut haben, immer mehr seinem Vorbild zu folgen und einmal mit ihm dort leben zu können, wo es nichts Böses mehr gibt und wo die Gebote selbstverständlich und von Herzen gehalten werden. Das ist sein Plan.

Wir Menschen aber haben die freie Entscheidung, ihm zu folgen oder unseren eigenen Weg zu gehen. In jedem Fall gilt: Es lohnt sich, diese 10 einfachen und klaren Gebote Gottes zur Regel für das eigene Leben zu machen.


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