Ohrfeige für Assad: Paris fährt schwere Geschütze auf

von PPQ

Dass Muammar Gaddafi damals mitten in Paris zelten durfte, lässt sich nun leider nicht mehr rückabwickeln. Auch die Wahlkampfspenden, mit denen der blutige Diktator Einfluss auf die französische Innenpolitik nahm und den großen Europäer Nicolas Sarkozy als libyschen Interessenvertreter einkaufte, können kaum noch zurückgezahlt werden.

Frankreich, Zeit seiner Existenz eine Nation, die für sich eine eigene Moral in Anspruch nahm, betrieb stets Machtpolitik ohne Scheuklappen, wie sie den ostwärts gelegenen Nachbarn plagen.

Gaddafis Zelt in Paris: Der grausame Diktator war ein gern gesehener Verbündeter am Hof der französischen Präsidenten.

Während die ihre Verbrechen ununterbrochen bereuen, steht der aktuelle Franzose immer über den Dingen, die Opa angerichtet hat und von denen die selbsternannte „große Nation“ bis heute profitiert. Frankreichs Algerienkrieg wurde jahrzehntelang als „die Ereignisse“ umschrieben. Es dauerte ein halbes Jahrhundert, bis ein französischer Präsident einräumte, dass Paris seine algerischen Hilfstruppen schoflich behandelt und dem brutalen Kriegsgegner überlassen hatte. Offiziell gedenken will Frankreich den eigenen Verbrechen nicht, auch die von den Algeriern verlangte Entschuldigung für tausendfachen Mord, Folter und Massaker kam bisher keinem Präsidenten über die Lippen.

Dafür aber räumt Emmanuel Macron jetzt auf. Der Mann, der sich vorgenommen hat, das wirtschaftlich bedeutungslose, politisch von Berlin und Brüssel abhängige und militärisch selbst mit der überschaubaren Mali-Mission überforderte Land zurück an den Tisch der Weltmächte zu befördern, hat nach Frankreich symbolischer Teilnahme an den „Luftschlägen“ (Der Spiegel) gegen Syrien jetzt ein Disziplinarverfahren gegen Baschar al-Assad eingeleitet, um dem syrischen „Machthaber“ (Süddeutsche Zeitung) das Großkreuz der Ehrenlegion wegnehmen zu können, das Macrons Vorgänger Jacques Chirac al-Assad dem studierten Augenarzt kurz nach dessen Amtsantritt verliehen hatte, um ihn Frankreich gewogen zu stimmen.

Bekannte Träger der Auszeichnung sind Napoleon Bonaparte, der Europa mehrfach mit Krieg überzog, der jugoslawische Alleinherrscher Josip Broz Tito, Kreml-Potentat Wladimir Putin, der kriegerische äthiopische „König der Könige“ Haile Selassie, die Grünen-Mitgründerin Claudia Roth, der desillusionierte Nahost-Kenner Peter Scholl-Latour und der junge französische Präsident Emmanuel Macron, der sich den Titel eines „Grand Maître de la Légion d’Honneur“ unmittelbar nach seinem Amtsantritt verleihen ließ, um seine weltpolitische Bedeutung zu unterstreichen.

Frankreich fährt damit schwerste Geschütze gegen den Syrer auf, der schon vor sechs Jahren einen harten Schlag hatte einstecken müssen, als ihm Italien die Ehre des Ritters des Großen Kreuzes Grand Cordone „Zum Verdienst der Italienischen Republik“ ohne Begründung entzogen hatte. Für Assad wird es nun richtig eng. Als eines von bislang 93.000 Ehrenmitgliedern der Ehrenlegion, eine symbolische Auszeichnung, denn nach den 1802 von Napoleon geschaffenen erznationalistischen Regeln können nur echte Franzosen Vollmitglied werden, genoss Assad bislang höchstes Ansehen in der Welt.

Sollte ihm der Titel nun aberkannt werden, dürfte der Potentat schäumen, denn er besäße dann nur noch den ukrainischen Orden des Fürsten Jaroslaw des Weisen I. Klasse, das finnische Großkreuz des Ordens der Weißen Rose, den libanesischen Zedern-Orden, das brasilianische Großkreuz des Ordens vom Kreuz des Südens, Venezuelas Orden des Befreiers und ein halbes Dutzend weiterer Meriten.


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http://www.politplatschquatsch.com/2018/04/ohrfeige-fur-assad-paris-fahrt-schwere.html