„Nach allem uns vorliegenden Material hat es in Chemnitz keine Hetzjagd gegeben“

von Hadmut Danisch

Das finde ich jetzt ziemlich derb.

So eine runde Woche lang wurden wir von Presse, Fernsehen, Politik pausenlos damit zugeballert, welche üblen Hetz- und Treibjagden es in Chemnitz gegeben hat, dass das inakzeptabel sei, man das nicht hinnehmen könne und so weiter. Sogar die internationale Presse ist darauf gesprungen. Ständig geht es um die Treibjagd.

Ich hatte ja schon erwähnt, dass mir Leute aus Chemnitz geschrieben haben, dass sie dabei waren und von einer Treibjagd nichts gesehen hätten. Dass sie auch nicht wissen, was das für Filmaufnahmen gewesen sein sollen.

Jetzt war ich da etwas skeptisch. Erstens wäre es ja im Prinzip denkbar, dass mir irgendwelche Leute unter falschem Namen falsche Informationen unterjubeln wollen, ich kenne ja niemanden derer, die mir da schreiben. Und nur weil man als auf Bodenniveau stehende Person etwas nicht sieht, heißt das ja noch lange nicht, dass es nicht passiert sei. Obwohl ich es erwähnt hatte, meldete sich aber auch niemand, der das gesehen haben wollte.

Anderere Leser schrieben mir schon, dass die Fernsehsender und alle die Pressewebseiten mit ihren Videos alle nur einen kurzen Video der Gruppe „Antifa Zeckenbiss” bringen, was sicherlich eine ganz seriöse und vertrauenserweckende Quelle ist, oder? Das kann man sicher ungeprüft übernehmen. Sonst, so schreiben mir Leser, gäbe es kein anderes Videomaterial.

Dass die Antifa aber gerne Fake-Nazis untermischt, um Gruppen nach Nazis aussehen zu lassen, weil die Hitlergruß zeigen, und dass die Antifa auch gerne Hakenkreuze malt, denn immerhin leben sie ja auch von den Geldern „gegen rechts”, ist jetzt auch nicht gerade ein Geheimnis.

Wäre ich jetzt Presse oder Rundfunk (was heißt „wäre”, bin ich ja…), wäre ich verdammt vorsichtig, von solchen Kampforganisationen wie der Antifa, zu deren Aufgabenprofil auch die Diffamierung, Störung und Desinformation gehört, Videomaterial ungeprüft zu übernehmen. Da wäre mir die Gefahr zu groß, dass die Antifa das mit eigenen Darstellern inszeniert haben könnte. Anscheinend aber nehmen es Presse, Fernsehen und Parteien da nicht so genau und fressen, was sich ihnen anbietet. Da ist das Fake-News-Risiko freilich ganz enorm.

Nun schreibt publicomag einen langen Text dazu, in dem es heißt:

Es ist ein einfacher klarer Satz von Wolfgang Klein, Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Sachsen. „Nach allem uns vorliegenden Material hat es in Chemnitz keine Hetzjagd gegeben“, so der Beamte auf Anfrage von Publico. Damit widerspricht er direkt den Behauptungen von Kanzlerin Angela Merkel und ihrem Sprecher Steffen Seibert, die beide unter Berufung auf von ihnen nicht näher beschriebene Videos behauptet hatten, in Chemnitz hätten „Hetzjagden“ stattgefunden – also sogar mehrere.

Es hat in Chemnitz keine Hetzjagd gegeben?

Dankenswerterweise hakt Publico da auch gleich mal bei Steffen Seibert, Merkels Regierungssprecher, nach, wie die eigentlich auf Hetzjagden kommen und worauf das basiert.

Das wäre natürlich ein Riesending, wenn eine ganze Woche voller Sachenhetze und Dauerfeuer aus deutscher und internationaler Presse, Regierung und Parteienphalanx darauf beruhten, dass die allesamt ungeprüft ein dubioses Video übernommen haben und dann aber alle einig darin waren, dass die Sachsen pauschal übelste Nazis seien, Hitler aus dem Grab aufer- und der Zweite Weltkrieg bevorstehe. Und Merkel das eigene Bundesland noch im Ausland anschmiert.

Da wären die Hitlertagebücher des Stern ein Scheiß dagegen.

Ein Rücktritt von Merkel würde da nicht reichen.
Da müsste die schon ganz Sachsen feucht durchwischen.

Jetzt bin ich mal gespannt wie ein Flitzebogen, was es mit diesem ominösen Video auf sich hat.


Quelle und Kommentare hier:
http://www.danisch.de/blog/2018/09/02/nach-allem-uns-vorliegenden-material-hat-es-in-chemnitz-keine-hetzjagd-gegeben/