Michael Winkler: Gezielte Volksverdummung

Hat Fernsehen etwas mit Demokratie zu tun? Zumindest in Deutschland nicht, denn da herrscht im öffentlich-rechtlichen Bereich das Feudalsystem. Die Untertanen haben den „Zehnten“ abzuliefern, in Form der Rundfunk- und Fernsehgebühren, aus denen sich die Fernsehgewaltigen erst einmal selbst fürstlich versorgen, mit Intendantengehältern, die sogar den Bundespräsidenten vor Neid erblassen lassen, und natürlich „Betriebsrenten“ auf allen Ebenen. Von dem, was danach übrig bleibt, fummeln sie ein Programm zusammen, das eher einer gezielten Volksverdummung gleicht, als dem Unterhaltungsmedium einer fortgeschrittenen Industrienation.

Die unbeliebteste Art der Sendungen folgt einem einfachen Rezept: drei bis acht Vollpfosten aus Politik oder Medien werden zusammengesetzt und erzählen belanglosen Blödsinn. Bei diesen Talkshows fallen die Moderatoren durch besondere Unterwürfigkeit auf, wenn ihre Gäste hochrangige Regierungspolitiker sind, oder durch besondere Flegelhaftigkeit, wenn es gegen eher unerwünschte Parteien oder Personen geht. Johannes B. Kerner und seine Hyänenrunde gegen Eva Herrmann glänzt da als besonderer Tiefpunkt der Fernsehkultur. Originell war dabei höchstens die Idee, alt gewordene Schauspielerinnen über politische Themen reden zu lassen.

Wird das Publikum eigentlich befragt, wie die Sendungen ankommen? Gibt es tatsächlich Vollidioten, welche die 196. Hitler-Dokumödie sehen wollen? Schön seicht und faktenarm, aber politisch korrekt? Gibt es in Deutschland tatsächlich noch jemanden, den die Neuigkeit überrascht, daß wir den Zweiten Weltkrieg verloren haben? Daß die alliierte Übermacht unsere Soldaten abgeschlachtet und unsere Städte in Trümmer gelegt hat? Dafür wird jedoch nicht erwähnt, daß die erste Kriegserklärung gegen Deutschland am 24. März 1933 erfolgte, durch „Judea“, also die Juden der Welt. Aber das wäre ja Information, und die soll es möglichst selten im Fernsehen geben.

Wie viele Sendungen würden sich halten, wenn wir ein „Pay per View“ hätten? Also ein Zehnerl einwerfen, wenn wir den Spielfilm sehen wollen? Oder eine der nachmittäglichen Verdummungssendungen? Oder mit der Fernbedienung Punkte vergeben könnten? Bei den neuen Medien ist das möglich, da gibt es „Likes“ oder „Sterne“. Skilanglauf statt der Tagesschau? Dislike! Könnt Ihr auf Phönix bringen, aber bitte nicht im „Ersten“. Die Zeiten des Antennenfernsehens, wo es gerade einmal drei bis acht Programme gegeben hatte, sind längst vorbei. Satelliten, Kabel, DVB-T eröffnen eine unübersichtliche Programmvielfalt, da ließe sich leicht ein NS-Sender einrichten, der 24 Stunden am Tag den Führer zeigt, die SS, den Zweiten Weltkrieg – den kaum jemand einschaltet. Ein anderer Sender bringt rund um die Uhr Dumm-Quatsch-Sendungen…

Die Zeiten, in denen drei Programme die ganze Vielfalt der Welt zeigen mußten, sind lange vorbei. Im Internet wäre „Fernsehen on Demand“ möglich, also Fernsehen auf Abruf. Es gibt bereits mehrere Anbieter, und die Sender selbst mischen mit ihren Mediatheken kräftig mit. Jede ungeliebte Talkshow, jede Übertragung einer Weltmeisterschaft im Dauertanzen ist eine Werbeveranstaltung für das Internet. Wir brauchen weder überzogene Gehälter für Fernsehgewaltige, noch den Verwaltungs-Wasserkopf aus Rundfunkräten und sonstigen Gremien. Das künftige Fernsehen wird demokratisch, wird mit den Füßen entschieden – genauer, mit den Händen, nicht an der Fernbedienung, sondern an der Computermaus.


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https://michaelwinkler.de/Kommentar.html