Mein Haus, meine Regeln

Von Dushan Wegner

In meinem Haus gelten meine Regeln. Indem du meine Schwelle übertrittst, akzeptierst du meine Regeln – und wenn dir das nicht gefällt, dann übertritt meine Schwelle bitte gleich nochmal!

Schlimm, was die Jugend von heute für Musik hört! Das klingt ja alles gleich, immerzu das monotone Bumm, bumm, bumm!, und die Sänger, die singen nicht mehr so, wie man früher gesungen hat, nein, das ist heute alles elektronisch verfremdet, die klingen wie Roboter, wie Plastikroboter vom Musikfließband. Oder sie nuscheln und sie nuscheln alle gleich, das sagt auch Snoop Dogg, und der kennt sich mit Musik aus!

Auch wenn einiges schön melodisch ist, das muss ich zugeben, etwa dieses »In my mind« von diesen Italienern, glaube ich, aber es wiederholt sich immerzu, und dann hört es plötzlich auf, und dann denke ich schon, dass es vorbei ist und die hämmernden Kopfschmerzen nachlassen werden, und dann wird das doch wieder nervöser, und dann setzt der Bass erneut ein, lauter noch als zuvor, und dann flippen die jungen Leute aus und sie springen wie Hüpfbälle durch die Gegend, als wäre der Boden heiß wie Lava.

Tempus fugit, die Zeit eilt. Eben brachten wir noch das frischgeborene Töchterlein aus dem Krankenhaus, eben erfreuten wir uns noch daran, wie sie die ersten Schritte tat und die ersten Wörter sprach. Ich muss kurz abgelenkt gewesen sein, denn plötzlich lädt sie Freundinnen zur Spotify-Disko ein und praktiziert mit ihnen seltsame Tänze. Der etwas jüngere Sohn schüttelt nur den Kopf, füllt sich einen Korb voll mit Lego, kommt in mein Arbeitszimmer und lässt sich von mir beraten, wie man einen stabileren Wohnwagen für die Lego-Männchen baut. (Der letzte war ihm auseinandergefallen, weil die Bodenplatte aus mehreren Stücken bestand. Ich riet ihm, ein Zugwagen-Chassis als Grundlage zu nehmen, und bei den Wänden achtete ich darauf, dass die Steine versetzt aneinander ansetzen.)

Nein, ich bin nicht wirklich grantelig ob der neuen Musik, eher wehmütig. Es ist der Kreislauf des Lebens. Wenn ich damals die neuesten Hits daheim abspielen wollte, wartete ich zu genauen Terminen am Radio und wenn das Lied lief, das mir so gefiel, musste ich am Anfang auf Aufnahme drücken, mit zwei Fingern gleichzeitig, und dann hoffen, dass der Moderator nicht allzu viel über den Anfang und das Ende des Liedes quatschte. – In der Karlsruher Zeit war mein Lieblingsmoderator selbstverständlich Elmar Hörig!

SWF3 und Elmis Radioshow waren »Kult«, als das Wort noch etwas bedeutete, heute wurde der SWF umbenannt und Leute wie Elmi wurden ersetzt durch schmierige Staatskomödianten mit »Haltung«. Meine Tochter hört Spotify (ich erzähle ihr einfach nicht, dass auch dort Staatskomödianten zu finden sind), für sie sind alle Hits der Welt nur jeweils einen Klick entfernt, und wenn sie ihre Freundinnen zum Tanznachmittag einlädt, dann frage ich mich schon ein wenig, zu welcher Musik in welcher Weltlage ihre Kinder dereinst tanzen werden.

Papa auf den Plan

Entgegen allem, was Ihre Kinder Ihnen erzählt haben mögen, ist es die Pflicht der Eltern, die Regeln und Gesetze des von ihnen verantworteten Haushaltes festzulegen – und sie dann auch durchzusetzen.

Bei der letzten Tanzeinladung passierte eine Kleinigkeit, von denen ich Ihnen hier berichten möchte. Eines der Mädels kam zur Tür herein; meine Tochter und sie begrüßten sich freudig (sie hatten sich seit dem Vortag schon unerträgliche 16 Stunden nicht gesehen und es galt, einander viele dringende Neuigkeiten zu berichten), und da sah ich aus dem Augenwinkel, wie der Gast aus einer Tasche ein Smartphone holte und stolz meiner Tochter zeigte.

Es war Zeit, dass Papa auf den Plan trat. – »Was ist die Regel zu Smartphones bei Wegners?!«, fragte ich.

Das werte Tochterherz bestätigte ihre Kenntnis der Regel natürlich nur indirekt, und zwar indem sie zu argumentieren ansetzte, warum die Regel in diesem Fall nicht zur Anwendung käme. (Ihr Hauptargument war, das Smartphone hätte eine neue, besonders niedliche Hülle, oder so.)

Alle Beteiligten wussten: Bei Wegners hat nur Elli ein Smartphone, denn die Kommunikation mit anderen Eltern läuft nun mal über WhatsApp. Bei Wegners wird nicht auf Smartphones gestarrt, auch nicht von Gästen. (Ich halte Smartphones und Dopamin-optimierte Social-Media-Apps für vergleichbar mit Heroin, siehe auch »Scrollende Wracks sind keine Leser«, und das Spritzen von Heroin würde ich auch nicht in meinem Zuhause erlauben.)

Es ist derzeit legal, Kinder mit Smartphones ruhigzustellen, ich halte es dennoch für hochproblematisch – und dass es wohl kurzsichtig macht (welt.de, 1.10.2018) ist noch das geringste Problem.

Machen Sie einmal einen Test: Betrachten Sie einmal den Text »Kleinkinder werden mit Opium ruhiggestellt« aus welt.de, 28.11.2007. Sie entdecken Passagen wie: »„Es ist ganz normal hier, kleinen Kindern Opium zu geben, damit sie uns nicht bei unserer Arbeit stören“, sagt Nasira, eine der Teppichknüpferinnen.« – Ersetzen Sie im gesamten Text das Wort »Opium« durch »Smartphone« und amüsieren Sie sich darüber, wie präzise der Text die Freizeit von Smartphone-Kindern beschreibt.)

Vor einigen Monaten wollte ein besuchendes Kind bei uns daheim partout nicht von seinem Smartphone lassen. Es war ein junger Mensch aus wohlhabendem Hause. Das Kind saß auf dem Sofa und führte anderen Kindern sein cooles neues Handy vor, lenkte sie fast schon gewaltsam von ihren elektronikfreien Spielen ab. Ich habe veranlasst, dass das Kind von seiner Mutter abgeholt wird – egal wie reich und »cool« es war.

Es ist einfach: Die Freunde meiner Kinder sind in meinem Haus willkommen; wenn sie allerdings auf Smartphones daddeln wollen, müssen sie gehen. Mein Haus, meine Regeln! Es hat der Beliebtheit unseres Hauses keinen Abbruch getan, im Gegenteil. Kinder kommen auch deshalb zu uns zu Besuch, sagen sie wörtlich, weil da »mal etwas anderes als YouTube gucken« gemacht wird.

Von Lego über Schach und Backgammon bis Monopoly, Geschichten vorlesen bis zu spontanen Theaterstücken (ja, solche Dinge passieren, und es ist traumhaft), von Klavier bis Geige, von Karaoke (2 Mikros, Mischpult und Verstärker) bis Spotify-Discos, von Grillen bis Pizza-selbst-belegen, vieles geht – nur auf Smartphone-Bildschirme zu starren, das geht bei Wegners nicht.

Unser Land, unsere Regeln

Menschen drängen aus muslimisch geprägten Ländern ins (eigentlich) christliche Abendland, weil es ihnen in ihren muslimisch geprägten Heimatländern schlecht geht, und weil sie sehen, dass es den Menschen in christlichen Ländern oft viel besser geht.

Es hat schon immer Migration gegeben, doch seit die ethisch komplett derangierte Linke sich mit Globalisten zusammentat (bzw. mit NGOs, deren Geld oft aus dem Ausland kommt), wurde aus dem vorsichtigen Einwanderungsangebot an Menschen in Not (und Fachkräfte guten Willens) ein Akt moralisch aufgeladener Selbstaufgabe.

Die Differenz in der Migrationspolitik zwischen Linken und Konservativen lässt sich heute recht einfach skizzieren.

Konservative sagen: »Unser Land, unsere Regeln.«

Linke sagen: »Keine Nation, kein Volk, keine Grenzen und natürlich keine Regeln.«

Wir befinden uns erst im Beginn der von Linksgrünen und Merkel verursachten Krise. In Zusammenarbeit mit teilweise von denselben Instanzen gesponserten amerikanischen Kräften wird die antiwestliche Linke weltweit versuchen, durch offene Grenzen und Aufhebung bestehender Regeln den Westen zu schwächen, bis nur noch die Milliardäre sich Sicherheit leisten können.

Linke Gesinnungsethiker – wenn sie nicht schlicht via NGOs bezahlt werden, ihren Irrsinn zu verbreiten – halten ihre Position für ethisch, auch weil es sich »gut anfühlt«, Teil einer gehorsamen Masse zu sein (Stichwort: »wirsindmehr«), und weil sie gedrillt wurden, im Angesicht des Fremden alle Vorsicht dahinfahren zu lassen. Es ist schockierend, wozu man Menschen durch Lob und Verstärkung bewegen kann, seien es suizidale Sekten in irgendwelchen Wüsten oder Linksgrüne mitten in Europa.

Die heute einsetzende westliche Krise erwächst aus einem zentralen logischen Fehler: Die Regeln des Westens führten zu Wohlstand und Sicherheit des Westens; unter Schlagworten wie »Toleranz« und »Willkommenskultur« geben Linke die bewährten westlichen Regeln zugunsten damit inkompatibler archaischer Regeln auf – und so werden auch die Sicherheit und der Wohlstand des Westen aufgegeben.

Für ein paar Sekunden

Eltern, die ihren Kindern ein Smartphone kaufen, fühlen sich darin vielleicht sogar gut; »es fühlt sich gut an«, seinen Kindern ein Smartphone zu kaufen, denn für ein paar Sekunden freut sich das Kind. Eltern, wie ich, die ihren Kindern das Smartphone verweigern, müssen sich immer wieder Diskussionen stellen.

Politiker, die Grenzen öffnen und sich von linksgrünen Suizidalisten dafür feiern lassen, mögen sich für ein paar Tage oder sogar Wochen damit »gut fühlen«. Politiker, welche die Grenzen bewachen und Politik zum Wohl ihres Volkes machen wollen, sind heute massiven und ununterbrochenen Angriffen ausgesetzt, jenseits von Moral und Anstand – man denke an die Angriffe, denen Trump oder Orbán ausgesetzt sind, trotz (oder gerade wegen) aller Erfolge.

Meine Aufgabe ist es, als Vater mein Bestes zu geben, damit aus den Kindern eines Tages anständige, kluge und ein wenig weise Erwachsene werden. Ich nehme gerne in Kauf, »Nein« zu sagen, wenn sie um ein Smartphone bitten, und ich verbiete konsequent den Smartphone-Gebrauch in meinem Haus. Es bringt mir keinen Applaus ein, aber das war auch nie meine Absicht.

Ein demokratischer Politiker hat es etwas schwerer als ein Vater, da er gewählt werden muss, immer und immer wieder. Und doch ist es die Aufgabe des Politikers, nicht den kurzfristigen Applaus einer intellektuell inzestuösen Hauptstadtpresse zu ersehnen, sondern über die linksgrüne Empörung des Tages hinaus am Wohl des Landes zu arbeiten.

Unseligste Allianz

Aus den Ecken der Republik hört man den Lärm eines auseinanderbrechenden Landes. Bürger »die noch nicht so lange da sind«, helfen ihren Argumenten schon mal mit Messern nach (fast schon kurioser Fall: Mann tot, Frau in Burka verhaftet; das Tatmotiv sei Eifersucht gewesen, schreibt bild.de, 1.10.2018). Aber auch: In Chemnitz sollen Neonazis in Form einer »Bürgerwehr« Terroranschläge im Park geprobt haben (bild.de, 1.10.2018), die Ermittler hoben dort laut Medienberichten das Waffenlager eines rechten Terrornestes aus (1 Luftgewehr und mehrere Schlagstöcke, sagt tagesschau.de, 1.10.2018).

Im Text »Das Land zerbricht« schrieb ich:

Unter Helmut Kohl wurde vereint, was in Folge des Dritten Reichs getrennt worden war. Der nächste Kanzler wird vereinen müssen, was unter Angela Merkel zerbricht.

Es war Merkel, die das Land ins Auseinanderbrechen geführt hat, doch sie nutzte als Mittel und Rampe ihrer Macht das ethische Brachland linksgrüner Meinungsdominanz.

In der unseligsten Allianz der jüngeren Geschichte wurden von Merkel, ARD, ZDF und linker Bildungspolitik bewährte Werte als »populistisch« verunglimpft und durch Empörung  und gefühlte Fakten ersetzt.

Ich sage meinen Gästen: »Mein Haus, meine Regeln. Wenn es nicht passt, dann geht eben wieder – doch wenn es passt, hier ist etwas zu trinken, hier ist etwas zu essen, willkommen!«

Deutschland sagt seinen Gästen: »Hier ist euer Haus, wir richten uns nach euren Regeln, bitte nennt uns nicht Rassisten!«

(Einige Beobachter, etwa Giulio Meotti für Arutz Sheva in Israel, sagen: »It is game over for Europe – is Africa the future of Europe«, übersetzt: das Spiel ist vorbei für Europa, ist Afrika die Zukunft für Europa? israelnationalnews.com, 18.9.2018)

Vor Deutschland steht schon wieder eine Mammutaufgabe (siehe auch: »Trümmerfrauen nach dem Merkelsturz«). Wir werden ein neues Lied einüben müssen, eine neue Melodie mit einigen bekannten Tönen und mit der ein oder anderen Harmonie, die unseren Ohren bislang fremd klang. Es wird kaum wieder »wie früher« werden, doch damit es erträglich wird, gilt es, so bald wie möglich wieder nach alten Werten neue Regeln des Zusammenlebens aufzustellen – und als neue Angewohnheit auch, die theoretischen Regeln praktisch durchzusetzen.

Meine Gäste sollen tanzen und fröhlich sein, sie sollen ganz sie selbst sein, jeder auf seine Weise, doch eines dürfen sie nicht: Dinge tun, welche mein Zuhause oder die Zukunft meiner Kinder gefährden, sei es durch Messer oder durch Smartphones, und wenn sie das wollen, rufe ich deren Mutter an und lasse sie abholen.

Ein Zuhause ohne Regeln ist bald kein Zuhause mehr, ein Land ohne Regeln ist bald keine Heimat mehr.

In meinem Zuhause gelten meine Regeln. Ich zwinge dich nicht, in meinem Haus zu leben. Indem du über meine Schwelle trittst, akzeptierst du meine Regeln – und wenn dir meine Regeln nicht zusagen, dann übertritt meine Schwelle bitte gleich nochmal.

 

***

Guter Text?

Diese Texte sind nur dank Ihrer freiwilligen Unterstützung möglich.
Einfach und schnell via Kreditkarte oder PayPal
– schon jetzt: Dankeschön!


Quelle und Kommentare hier:
https://dushanwegner.com/mein-haus-meine-regeln/