Martin Schulz: Der Untote

von Max Erdinger

Bei Sandra Maischberger im Staatsglotzophon war Brexit-Talkshow. Hoch ging es her. Theresa May braucht anscheinend weitere drei Monate, um herauszubekommen, wie sich der Brexit noch vermeiden läßt. Das Brexit-Votum ist schließlich erst knapp drei Jahre alt. Am 23. Juni 2016 stimmten die Briten mit 51 Prozent dafür, die EU zu verlassen. Daß der Brexit nicht schon längst vollzogen ist, darf man getrost als den eigentlichen Skandal begreifen. Der war aber nicht direkt das Thema. Wie´s wohl kommt?

Die Studiogäste: Petra Steger (31, FPÖ). Die österreichische Nationalratsabgeordnete ist überzeugt, daß sich Europa langfristig nur durch die Rückbesinnung auf das Nationale erhalten lassen wird. Roland Tichy, Wirtschaftsblogger (63, „Tichys Einblick“) ist zuversichtlich, daß die Briten ohne EU auskommen werden und daß es die EU ohne die Briten schwerer haben würde als umgekehrt. Ralph Sina (63) ist ARD-Hörfunkkorrespondent aus Brüssel, der den „Brexit“ als anderes Wort für „Irrsinn“ begreift. Shona Fraser (43),  britische Musikexpertin mit Lebensmittelpunkt in München, hat vorsorglich schon einmal die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt. Senior in der Runde war Wolf von Lojewski (81). „Die EU sollte sich jetzt nicht moralisch aufpumpen!“, meinte er.

Tja, und dann war da noch Martin Schulz (63), der Untote von der SPD, seit 1994 Jahren Eurokrat, von 2012 – 2017 Präsident des EU-Parlaments und in der Folge als roter Kanzlerkandidat in Deutschland sensationell gescheitert. Aus verständlichen Gründen mag er keine Leute, die das kritisieren, was aus der EU während jener Jahre geworden ist, in denen er selbst eine gewisse Zuständigkeit hatte. Er ist also derjenige in der Runde gewesen, der Kritik an der EU am ehesten als persönlichen Angriff zu interpretieren hatte. Genau so hat er sich auch benommen.

Was den Brexit anbetrifft, gab er sich überzeugt:

Es wird eine Verlängerung geben, und nach dieser Schonfrist wird es zu einer neue Abstimmung kommen!

Kein Wort von ihm dazu, daß ein derartig mißachtetes, inzwischen drei Jahre altes Brexit Votum die Demokratie in den Nationalstaaten der EU endgültig als Farce entlarvt. Als Superdemokrat ist Schulz allerdings auch bisher noch nie aufgefallen.

So lange Volksentscheide zu verschleppen und abzustimmen, bis der „f***ing EU-Mafia“ (Roger Daltrey, The Who) das Ergebnis gefällt, scheint allmählich der Normalzustand in der EU zu werden. Und Schulz ist der letzte, den das kümmert.

Dabei hätte er den Undemokraten gar nicht raushängen lassen müssen, wie ihn ausgerechnet der Journalist Ralph Sina belehrte. Zum Erstaunen aller Anwesenden erklärte der ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes. Der habe gesagt, daß die britische Regierung den kompletten Scheidungsvertrag auch von sich aus zurückziehen könne.

Es ist wirklich alles nur noch eine Farce. Das muß man sich vorstellen: Ein Volk stimmt demokratisch abund der Europäische Gerichtshof urteilt, daß sich die Regierung nicht ans Ergebnis zu halten braucht.

Aber zurück zu Martin Schulz. Der ließ sich nämlich auf die Palme bringen von Petra Steger, der jungen Freiheitlichen aus Österreich. Die Sache fing an zu eskalieren, als Maischberger ein „England raus, aber dafür kommt ja Albanien rein …“ entglitt, welches Frau Schweiger schweigend mit einem süffisanten Lächeln kommentierte.

Schulz herrschte die junge Frau an:

Sonst wird niemand mehr kommen, dafür wird die österreichische Regierung schon sorgen!

Die junge Freiheitliche war aber nicht auf den Mund gefallen und konterte kühl:

Respektlos! Schlicht und ergreifend falsch!

Ein Schwerpunkt der österreichischen Ratspräsidentschaft sei die Heranführung des Westbalkans an Europa gewesen, sagt sie, und daß immer noch Flüchtlinge über die Moscheen-Route kämen.

Die Talkmasterin mischte sich ein, wandte sich an Schulz und legte noch ein bißchen Feuerholz nach:

Sie haben den österreichischen Vizekanzler einen Nazi genannt!„.

Der Zangenangriff auf den EU-Sozen lief. Noch ehe er eine Erwiderung auf Frau Maischberger formulieren konnte, bekam Frau Maischberger Schützenhilfe von Frau Petra Steger:

Verwerflich! Außerdem ist das auch eine Verharmlosung des Nationalsozialismus!

Damit war das Kraut gar fett. Ein Soze, der den Nationalsozialismus verharmlost, ist nämlich ein furchtbar schlechter Soze nicht nur in den Augen aller anderen Sozen.

Als Schulz sich notgedrungen wieder beruhigt hatte, nachdem ihm klargeworden sein mußte, daß Oberwasser für ihn in dieser Talkshow nicht mehr zu gewinnen war, warb er noch Unterstützung für den französischen Diktator Macron ein. Auch damit blieb er erfolglos. Macrons Forderung nach noch mehr Kompetenzen für die Eurokratie und nach noch engerer Zusammenarbeit kommentierte abschließend Roland Tichy mit einem spöttischen:

Was nicht funktioniert, muss man verdoppeln“.

Wie üblich war Martin Schulz, der Untote der deutschen Spezialdemokratie, wieder der Verlierer des Abends. Unklar bleibt, warum ihm die SPD dort, wo er seine freudlose Karriere begann, in Würselen, keinen Imbißstand kauft.

Mit „Würstelen aus Würselen“ könnte Martin Schulz doch noch ein gnädiger Erfolg in seinem Leben zuteil werden. Was übrigens die Entscheidungsfreude des EU-Kommissionspräsidenten Juncker angeht, hat sich in Brüssel folgende Formulierung durchgesetzt: Der Präsident schwankt noch. (ME)

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Quelle und Kommentare hier:
https://www.journalistenwatch.com/2019/03/21/martin-schulz-der/