Marc Dutroux und Pater Blaubart

von Oliver Nevermind

Wie angekündigt, werde ich das Thema Dutroux-Komplex weiter bearbeiten.

Da der letzte Artikel recht lang geworden ist und die 15 Minuten Lesezeit wohl manch Interessierten von der Lektüre abgehalten hat, werde ich nun wieder zu kürzeren Texten übergehen, in denen ich einzelne Sachverhalte aufzeige und erläutere.

Heute geht es um einen Fall, der meines Erachtens äußerst wichtig ist und außerdem medial nur sehr wenig Beachtung fand, nämlich um die Morde des Serienkillers Andras Pandy, genannt Pater Blaubart.

András Pándy (* 1.Juni 1927 23.Dezember 2013 in Brügge) war ein belgischer Pfarrer und Serienmörder ungarischer Herkunft, der sechs Familienangehörige sowie mutmaßlich 13 weitere Personen tötete.

Andras Pandy gelangte nach dem Ungarn Aufstand 1956 als Flüchtling nach Belgien.

Pandy war Vater von fünf Kindern, zudem brachte seine zweite Ehefrau drei weitere Kinder mit in die Ehe. Zwischen 1986 und 1990 verschwanden sechs Familienmitglieder: Beide Ehefrauen, zwei Söhne aus der ersten Ehe und zwei Stieftöchter aus der zweiten.

1988 bat die Schwester einer vermissten Verwandten einen belgischen Pfarrer um Hilfe bei der Suche, dieser setzte sich mit Pandy in Verbindung, da er ihm keine überzeugende Erklärung für das Verschwinden geben konnte, wandte er sich an den damaligen belgischen Justizminister Melchior Wathelet, der aber seltsamerweise untätig blieb. [1] [2] Vllt. hatte diese Untätigkeit einen speziellen Grund, denn:

Wathelet war 1992 als belgischer Justizminister für die vorzeitige Entlassung aus der Strafhaft des damals wegen Entführung und Vergewaltigung von fünf Mädchen verurteilten Marc Dutroux verantwortlich.

Trotz, oder gerade wegen seines Handelns im Fall Dutroux wurde er 1995 Richter am Europäischen Gerichtshof und 2012 sogar einer der Generalanwälte des selbigen! [3]

Zurück zu Pater Pandy:

1992 zeigte Ágnes, Pándys Tochter aus erster Ehe, ihren Vater wegen sexuellen Missbrauchs der Stieftochter Timea an und meldete außerdem ihre Mutter sowie ihre Brüder Zoltan und Daniel als vermisst. Von der Polizei befragt, präsentierte Pándy angebliche Briefe der Vermissten, die beweisen sollten, dass diese schon lange ins Ausland verzogen seien. Diese Briefe wurden von ihm selbst geschrieben und an sich versandt. Hierdurch kam zunächst kein Verdacht gegen ihn auf. [1] [2]

Ist es nicht unglaublich, dass der Pater mit so einen billigen Trick davon kommt? Warum keine graphologischen Untersuchungen? Warum keine Ermittlungen ins Ausland, wo doch ein Telefonat mit den hiesigen Behörden gereicht hätte, um die Sachlage zu klären? Warum wurde das Verfahren wegen sexuellen Missbrauchs nicht weiter geführt?

Die Ermittlungen wurden 1996 im Zuge der Ermittlungen im Fall Dutroux wieder aufgenommen. [1]

Wenn im Hinblick auf die Dutroux-Ermittlungen der Fall neu aufgerollt wurde, warum sah man nicht die vielen Parallelen bei beiden Fällen? Wollte man sie nicht sehen?

Die Polizei durchsuchte sein Wohnhaus, fand im Keller menschliche Knochen und verhaftete ihn. [1]

Da Knochen im Keller gefunden wurden, liegt der Verdacht nahe, dass Pater Pandy ein ähnliches Keller-Verliess besaß, wie es auch bei Marc Dutroux der Fall war.

Pandys Tochter Agnes gestand nachdem sie ebenfalls festgenommen wurde, mit Pándy in inzestuöser Beziehung gelebt und die von ihr als vermisst gemeldeten Personen – ihre Mutter und ihre Brüder, Pándys zweite Frau Edith und deren Tochter Andrea – auf Pándys Anordnung hin bzw. mit ihm zusammen getötet zu haben. Im März 2002 wurde András Pándy von einem Brüssler Schwurgericht wegen sechsfachem Mord und Vergewaltigung lebenslanger Haft verurteilt. [1]

Im Jahre 2007 durfte er das Gefängnis allerdings wieder verlassen und in ein Altersheim ziehen! [4]

In Pándys Haus wurden Knochen und Zähne gefunden, die von 13 verschiedenen Personen stammen (bei 8 von ihnen war eine Altersfeststellung von Forensikern erfolgreich, es handelte sich um sieben Frauen zwischen 35-55 und einen Mann zwischen 18 und 23 Jahren) , jedoch nicht von den getöteten Familienmitgliedern. Möglicherweise gehörten einige von ihnen zu ungarischen Witwen, die Pándy über Kontaktanzeigen kennenlernte und zu sich nach Brüssel kommen ließ. [5]

Es ist unfassbar, wir haben hier 13 weitere Morde vorliegen, da man nachweisen konnte, dass es sich um 13 verschiedene Menschen handelt und bei acht von ihnen sogar eine Altersfeststellung möglich war, muss ein DNA-Test durchgeführt worden sein. Warum wurde diese DNA nicht mit der von Verwandten dieser „ungarischen Witwen“ abgeglichen? Warum wurde nicht allgemein dieser Spur nachgegangen?

Seine Tochter Ágnes wurde 2010 vorzeitig und unter Auflagen aus dem Gefängnis entlassen, woraufhin sie einem Kloster beitrat. [6]

Sehr interessant, statt 21 Jahren nur 8 abgesessen und dann in ein Kloster, die Ehefrau von Marc Dutroux, die wegen Beihilfe zu 30 Jahren verurteilt wurde, saß ebenfalls nur 8 Jahre im Knast und lebte nach ihrer Entlassung (zunächst) auch in einem Kloster! [7]

Und wenn jetzt noch jemand zweifelt, ob Pater Pandy dem belgischen Pädophilennetzwerk rund um Marc Dutroux angehörte, der schaue sich diesen abschließenden Sachverhalt an:

Weiter wurde bekannt, dass Pándy, während in Rumänien die Revolution von 1989 stattfand, die Wohltätigkeitsorganisation namens YDNAP (PANDY rückwärts) gründete. Eine unbestimmte Anzahl von Waisen und obdachlosen rumänische Kinder wurden von verzweifelten ungarischen Familien durch YDNAP nach Belgien geschickt, wo sie in Pándys Haus in Brüssel endeten. Hier sollte Pándy ihre Fürsorge übernehmen. Die Kinder und Jugendlichen wurden nie wieder gesehen.[8] [9]

Und wer hatte noch Kontakt nach Ungarn?

Genau, Personen aus dem Dutroux-Netzwerk und dessen Umfeld!

Zu nennen ist Mikahil Diakosta, der enge Vertraute von Dutroux, welcher den Plan hatte mit diesem einen (Kinder?-)Prostitutionsring in der Slowakei aufzubauen.[10] Diakosta reiste oft nach Osteuropa, hauptsächlich in die Slowakei und Tschechien, aber auch nach Ungarn unterhielt er Kontakte.

So fand die Polizei bspw. bei ihm eine Landkarte von Ungarn, auf der der Name und die Adresse von einer ungarischen Frau geschrieben stand und drei Städte eingekreist waren, welche Diakosta offensichtlich besucht hatte.[11*]

Auffällig ist, dass Pater Pandy ein Haus in der ungarischen Kleinstadt Dunakeszi besaß [9], Diakosta wiederum markierte auf seiner Landkarte die Städte Budapest und Pilisszanto ein, welche nur 15 bzw. 20 km von Pater Pandys Domizil entfernt liegen. Die dritte von Diakosta eingekreiste Stadt ist die ungarisch-rumänische Grenzstadt Szeged, hier traf er sich mit einer gewissen Laura N. Wir erinnern uns, Pandy „bezog“ Waisenkinder aus Ungarn, die Kinder selber stammten aber aus Rumänien.

Außerdem stößt man bei der Auswertung des Aktenmaterials auf Raymond Glatcz, ein Ungar, der 1972 die belgische Staatsangehörigkeit erwarb. [11**] Dieser scheint mehrfach in den Ermittlungen auf, denn er stand anscheinend zumindest mit dem Vater von Marc Dutroux, Victor Dutroux, in Kontakt.

Die Polizei interessierte sich für einige (nicht näher bezeichnete) Chemikalien[11***], die, laut einer Zeugenaussage, in seinem Besitz waren, außerdem besaß er ein Haus, das er mehrfach an ein junges Paar mit Kind vermietete, aus Gründen, die nicht bekannt sind, kam es dort zu „Interventionen“ seitens der Polizei, diese beendete auch den Aufenthalt des Paares an diesem Ort [11****].

***

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Andr%C3%A1s_P%C3%A1ndy

[2] http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-8810387.html

[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Melchior_Wathelet_(Senior)

[4] https://en.wikipedia.org/wiki/Andr%C3%A1s_P%C3%A1ndy#Trial_and_sentencing

[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Andr%C3%A1s_P%C3%A1ndy#Verurteilung

[6] https://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article8055010/Verurteilte-Tochter-von-Serienmoerder-geht-ins-Kloster.html

[7] http://www.spiegel.de/panorama/justiz/dutroux-komplizin-wird-aus-haft-entlassen-und-geht-ins-kloster-a-852451.html

[8] http://www.serienkillers.de/serienm%C3%B6rder/m-p/p%C3%A1ndy-andr%C3%A1s/

[9] https://en.wikipedia.org/wiki/Andr%C3%A1s_P%C3%A1ndy#Possible_additional_murders

[10] http://www.aufklaerungsgruppe-krokodil.de/DerFallMarcDutroux_1_neu.pdf (S.6)

[11] https://dutrouxscandalanalysis.wordpress.com/  * S. 71 ** S. 47 *** S.51 **** S.74

https://wikileaks.org/wiki/Belgium:_Dutroux_dossier_summary,_1235_pages,_2005

 


Quelle und Kommentare hier:
https://olivernevermind.wordpress.com/2019/01/28/marc-dutroux-und-pater-blaubart/