Im Europa der EU werden Kleinbauern untergehen

von Watergate

Kleinbauern in der EU geht es immer mehr an den Kragen. Die Politik der EU vernichtet kleinere Höfe. Denn diese müssen zunehmend mit Agrar-Großkonzernen, Versicherungsunternehmen und Hedgefonds konkurrieren. Wie soll das funktionieren?

Auch in der Landwirtschaft wird das Kapital in immer weniger Händen konzentriert. Die Landwirtschaft dient bald nicht mehr der Erzeugung von Nahrungsmitteln. Landwirtschaft in der EU verkommt immer mehr zu einer reinen Kapitalanlage. Mit verheerenden Folgen.

Das Beispiel Rumänien zeigt diese Entwicklung überdeutlich. Dort, wo einst belebte Dörfer, Infrastruktur und Arbeitsplätze existierten, findet man heute zunehmend riesige Felder mit Sonnenblumen, Weizen, Mais und Raps, die Agrarkonzernen oder Großinvestoren wie Scheichs aus den Arabischen Emiraten gehören. Die auf dem Land entwurzelte Bevölkerung wandert entweder in die Städte ab oder ins Ausland.

Die Hälfte aller Ackerflächen in Rumänien wird inzwischen von nur noch 0,5% der Landnutzer kontrolliert. In der gesamten EU sind es 3%. Rumänien steht symptomatisch für eine Entwicklung, die ganz Europa betrifft, denn seit der Wirtschaftskrise vor rund zehn Jahren gilt Boden als sichere Investition. Der Bedarf an Lebensmitteln steigt, der Hunger auf Fleisch erfordert den großflächigen Anbau von Futterpflanzen. So versuchten auch branchenfremde Investoren, sich ihren Teil am „schwarzbraunen Ackergold“ zu sichern.

In Folge dessen explodieren die Preise. In Bulgarien kostete 2005 ein Hektar Ackerland 860 Euro. Zehn Jahre später stieg der Preis bereits auf das Fünffache. In den Niederlanden kostet ein Hektar durchschnittlich 60.000 Euro, in Deutschland rund 24.000 Euro. Kleine Betriebe können sich weder Land zukaufen, noch die teure Pacht bezahlen. Allein zwischen 2003 und 2014 hat ein Drittel aller bäuerlichen Kleinbetriebe in der EU ihre Landwirtschaft aufgeben müssen.

In Osteuropa funktioniert der Handel mit landwirtschaftlichen Flächen noch gut, denn die Böden sind hier noch günstiger und durch den Zusammenbruch des Kommunismus stehen noch große Flächen zum Kauf zur Verfügung. Einige osteuropäische Staaten versuchen deshalb, dem Ausverkauf der landwirtschaftlichen Flächen einen Riegel vorzuschieben. Doch sie geraten dadurch massiv in Kritik: die EU macht Druck, denn die Restriktionen seien nicht mit den EU-Normen vereinbar.

So wie die Dörfer veröden auch die Landschaften. Monokulturen dominieren die Landschaft zunehmend. Sie benötigen mehr Pestizide, verunreinigen das Trinkwasser und schädigen Bienen und andere Bestäuber. Das Argument der EU, die industrielle Landwirtschaft werde benötigt, um den Hunger von acht Milliarden Menschen auf der Erde zu stillen, ist ein Mythos. Dabei könnten Kleinbauern weltweit 70 Prozent der Weltbevölkerung ernähren. Ein Großteil der landwirtschaftlichen Flächen geht aber für die Viehzucht drauf. Reduzierte sich der weltweite Fleischkonsum, käme dies der Umwelt zugute und Kleinbauern stünden wieder mehr Flächen für ihre Landwirtschaft zur Verfügung.

Doch die EU-Subventionen helfen den Falschen. Diese treiben das Missverhältnis zwischen Kleinbetrieben und Agrar-Großkonzernen auf die Spitze. Denn die Landwirte erhalten Direktzahlungen, die der Größe ihrer Flächen entsprechen. So erhalten EU-weit 20 Prozent der begünstigten Landwirte 80 Prozent der Subventionen. Die meisten Kleinbauern sind in diesen Subventionszahlungen nicht mehr berücksichtigt.


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https://www.watergate.tv/im-europa-der-eu-werden-kleinbauern-untergehen/