HPB – Zeitlinien auf dem Weg zur NWO (2)

Fortsetzung von Teil 1

4. Die Fugger – ein frühkapitalistisches Handels- und Geldmonopol

Zum geschichtlichen Verständnis sei das Buch „Herrscher ohne Krone“ von Albert Norden empfohlen, das den Aufstieg, die Blütezeit und den Untergang der Fuggerschen Machtstellung kritisch beschreibt.

Wikipedia teilt mit, dass 1367 der Webermeister Hans Fugger nach Augsburg einwanderte und dort Mitglied der Weberzunft wurde. Am Ende des 14. Jahrhunderts betätigte er sich als Verleger, indem er Leintuch bei bayrischen Webern aufkaufte und in größeren oder kleineren Posten weiter verkaufte. Er stieg zum Vorstand der Augsburger Weberzunft auf und begann mit dem Export bayrischen Leintuchs nach Italien. Ansonsten schweigt Wikipedia über die Reichtumsquellen der Fugger.

Aber eines sei schon angemerkt: Das „Verlagswesen“ ist eine dezentrale Form des Manufakturbetriebs, bei der der Verleger die Mengen und Preise für Rohstoffe und Fertigprodukte bestimmen kann, wodurch der Weber samt seiner Familie tendenziell in immer größere Abhängigkeit gerät.

Auch wenn die ersten Kooperationen solcher Art von beiderseitig edlen Absichten bestimmt sein mochten, so traten später mit steigendem Profit-Interesse des Verlegers die Abhängigkeiten um so klarer hervor.

Ob es die Protagonisten nun verstanden oder nicht, sie etablierten nicht nur ein simples Abhängigkeitsverhältnis, sondern auch ein Ausbeutungs- und Machtverhältnis, dem die Weber nur schwerlich entrinnen konnten und das mit der Ausdehnung des Verlages zum Handelsmonopol tendierte.

Hans Fugger folgten die Brüder Andreas und der ältere Jakob nach, unter denen das Handelsunternehmen – inzwischen auch mit Baumwolle und Barchent – florierte und 1456 in die beiden Linien Fugger vom Reh und Fugger von der Lilie aufgeteilt wurde. Es waren die Fugger von der Lilie, die schließlich Weltgeltung erlangten und in den Brief- und Hochadel aufstiegen.

Bereits ab 1472 befasste sich die Unternehmerfamilie zudem mit Finanzgeschäften, spätestens ab 1478 auch mit Montan-Unternehmungen. Jakob Fugger, „der Reiche“ (1459 bis 1525), widmete sich ab 1480 (als Einundzwanzigjähriger) besonders dem Silber- und Kupferbergbau, indem er Bergbaukonzessionen erwarb. Zunächst für die Silberminen in Tirol (bei Schwaz), dann die im Erzgebirge (Joachimsthal), in der ungarischen Slowakei und in Spanien.

Das Silberbergwerk von Schwaz in Tirol förderte 1523 etwa 15,7 Tonnen Silber und das Siebzigfache an Kupfer. Als ertragreichstes Bergwerk jener Zeit brachte Schwaz damals ca. 83 Prozent der Welt-Silber-Gewinnung und galt als „Goldgrube“ für die Fugger und die Habsburger.

Auch Quecksilber- und Zinnober-Bergwerken bei Idria in Slowenien und in Almaden / Spanien galt sein Engagement.

1505/06 beteiligten sich die Fugger an der ersten Expedition deutscher Kaufleute nach Ostindien. 1524 engagierte sich Jakob Fugger für eine spanische Molukken-Expedition, um im Gewürzhandel Fuss zu fassen.

Unter seiner Führung von 1487 bis 1525 wuchs das Familienunternehmen so rasant, dass die Zeitgenossen ihm bewundernd den Beinamen „der Reiche“ verliehen. Von 1511 bis 1527 erhöhte sich die Unternehmensbilanz von 200.000 Gulden auf über 1,8 Mio. Gulden, was einem mittleren Wertzuwachs von jährlich über 55 Prozent entsprach. Man beachte, dass „Gulden“ für eine wertbeständige Goldwährung stand.

Bei den Kreditgeschäften hatte Jakob stets die Bonität und Schuldentragfähigkeit seiner Klienten im Auge. Nur wer über hohe Einkommensquellen oder eine „Goldgrube“ wie Schwaz verfügte, durfte auf Kredit hoffen. Deshalb waren das zuerst die Päpste und die Habsburger.

Die Habsburger auch deshalb, weil sie die katholische Kirche ebenso eifrig unterstützten wie zuvor die Luxemburger. Während sie ihre Kreditwürdigkeit aus den weltlichen Machtmitteln, Privilegien und Einkünften bezogen, waren es bei der Kirche ähnlich.

Der Kirchen-Zehnt, Schenkungen, Erbschaften, Ablasshandel. 1475, 1500 und 1525 fanden „Jubeljahre“ statt, die als Ablass- und Vergebungsjahre in der Christenheit gefeiert wurden und den Päpsten reiche Einnahmen verschafften. Zu Johann Tetzels Zeiten wurden die Worte:

„Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt“,

zum geflügelten Satz für den Sündenhandel und -ablass.

Auf Jakob Fuggers Schuldner-Liste standen vier Päpste, viele Mitglieder von Kurie und Hochadel, die Könige von Ungarn, Portugal und England sowie die Kaiser Maximilian I und Karl V. des Hauses Habsburg.

Den Höhepunkt politischen Einflusses erlangte Jakob 1519 bei der Wahl Karls V. zum römisch-deutschen König und danach als erwählter Kaiser. Die damalige Regentin der burgundischen Niederlande (Flandern, Holland, Belgien …), Margarethe von Habsburg, setzte alles daran, ihren 1500 geborenen Neffen Karl, seit 1506 Herzog der Burgundischen Niederlande, seit 1516 König von Spanien und seit 1519 Erbe des Erzherzogtums Österreich auf den vakanten deutschen Thron zu bringen.

Die Einkünfte Margarethes aus den wohlhabenden Niederlanden boten genug Sicherheit, um die Kredit-Finanzierung Karls zu wagen, zumal er auch aus Einkünften Spaniens und Österreichs tilgen konnte.

Jakob Fugger entschied die Wahl, indem er die Summe von 851.918 Gulden auf die Konten der sieben Kurfürsten überwies, die darauf hin ohne zu zögern Karl wählten. Etwa zwei Drittel dessen, 543.585 Gulden, waren Fugger-Eigenmittel, die Restsumme kam von den Welsern und drei italienischen Bankiers.

1521 betrug Karls Schuld bei Jakob Fugger mit Zins noch immer 600.000 Gulden. Einen Teil davon in Höhe von 415.000 Gulden tilgte er, indem er den Fuggern die Konzessionen für den Silber- und Kupferbergbau in Tirol überließ. Die Restsumme wurde 1525 durch die dreijährige Pacht der Quecksilber- und Zinnoberminen im spanischen Almaden getilgt.

Als 1523 die Reichsstände eine Begrenzung der Handelsmonopole diskutierten, intervenierte Jakob Fugger beim Kaiser und stellte unter Verweis auf seine persönlichen Dienste die ausstehende Restsumme sofort fällig. Karl V. parierte die Drohung, indem er die leidige Diskussion um Handelsmonopole beendete und jegliches Gesetzgebungsverfahren dazu unterband.

Aus diesem „erfolgreichen Einzelgeschäft“ entsprang in der Folge eine Reihe ähnlich gelagerter Geschäfte, die jedoch den Keim des Untergangs in sich trugen. Bereits der erste Krieg Karls V. gegen den französischen König Franz I. von 1521 bis 1525 verschlang erhebliche Mittel, wo Fugger und Welser mit Krediten einspringen oder diese prolongieren mussten. Die Schuldenlast wuchs soweit, dass Karl V. sogar ab 1527 Venezuela für 20 Jahre an die Welser verpachtete.

1524 / 1525 – während des großen deutschen Bauernkriegs – finanzierte Jakob Fugger den Truchsess Georg von Waldburg-Zeil, später Bauernjörg genannt, der zur damaligen Zeit ein bekannter Heerführer war.

Da die kaiserlichen Truppen in Italien gegen Frankreich kämpften, warb Georg von Waldburg 1524 etwa 4.000 eigene Söldner für den Kampf gegen die aufständischen Bauern. Doch mangelte es diesen an Kampfkraft und Motivation, so dass er zunächst gegen die Bauernhaufen nur hinhaltend lavieren konnte.

Erst der Sieg in der Schlacht von Pavia am 24. Februar 1525 für Karl V. führte zur Demobilisierung vieler kampferprobter Landsknechte, die dann in den Dienst des Truchsess‘ traten und den Bauernaufstand in Süddeutschland im Mai 1525 gnadenlos niederschlugen. Das anschließende Blutbad an den Bauern dürfte einer der Gründe dafür sein, warum Jakob Fugger noch im gleichen Jahr starb.

Im Mai 1525 erzielten auch die Mitgiftverhandlungen für eine Eheschlie0ung zwischen Karl V. und Isabella von Portugal einen Durchbruch. Einer der zu entscheidenden Punkte war die Klärung der strittigen Molukkenfrage, die im Fugger-Interesse lag.

Karl V. genoss großes öffentliches Interesse und strebte stets nach maßvollen Entscheidungen, so auch gegenüber dem in Italien besiegten und gefangenen französischen König Franz I.

Obgleich seine Vermählung 1526 mit Isabella von Portugal zunächst von Machtinteressen und einer großen Mitgift geprägt schien, entflammte das junge Paar schon kurz danach in heftiger Leidenschaft füreinander, die zur Basis einer glücklichen Ehe wurde. Die Hochzeitsreise im Sommer 1526 führte von Sevilla nach Granada, wo das Paar in der Alhambra wohnte.

Als auch nach vier Monaten des Flitterns der Kaiser dort verschollen blieb, mehrten sich die Besorgnisse des Kronrates und der Geschäftswelt über dessen Verbleib. Mahnende Schreiben gingen nach Granada. Erst die fortschreitende Schwangerschaft Isabellas vermittelte Karl die Erkenntnis, dass es an der Zeit sei, des heftigen Geflitters zu entsagen und sich den Staatsgeschäften zu widmen, weshalb er Ende 1526 wieder in die politische Arena eintrat.

Der Kaiser hatte durchaus ein offenes Ohr für die Belange der niederen Stände, er war sogar gewillt, die Sklaverei in Neuspanien (spanische Kolonialgebiete Amerikas) zu verbieten, aber die ständigen Macht-Konflikte aus seinem Streben nach einer Universal-Monarchie einschließlich der Reformierung des Heiligen Römischen Reiches führten zu einer Kette von Kriegen, die ihm immer neue Schulden aufbürdeten und die Reformabsichten vereitelten.

Goldlieferungen durch Cortes und Pizarro nach der Eroberung des Azteken-Reiches (1519/21) und des Inka-Reiches (1532/33) brachten nur eine kurze Verschnaufpause der Finanznot. Allein die Konquistatoren-Beute in Peru betrug 180 t Gold und 16.000 t Silber. Der Anteil für Karl V. reichte aus, um seine Bonität bei den europaischen Finanziers abzusichern.

Dem ersten italienischen Krieg des Kaisers gegen Frankreich von 1521 bis 1525 folgte der zweite gegen die Heilige Liga von Cognac (1526 bis 1529), der dritte von 1536 bis 1538 und der vierte 1542 bis 1544. 1532 kämpfte Karl V. gegen die Osmanen und 1534 gegen die Barbaresken (Eroberung von Tunis).

Von 1546 bis 1547 fand der Schmalkaldische Krieg gegen die protestantische Fürstenopposition statt. 1552 erhoben sich die protestantischen Fürsten im Bündnis mit dem französischen König Heinrich II. zur Rebellion. Sie endete mit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555. Der Krieg gegen Frankreich hingegen zog sich bis zum Waffenstillstand von 1556 hin, dem die Abdankung Karls V. folgte.

Der Erste Österreichische Türkenkrieg von 1526 bis 1539, als Erzherzog Ferdinand I. nach dem Tod des ungarischen Königs Stephan II. die Krone Böhmens erworben hatte und die Krone Ungarns anstrebte, brachte Ungarn und Österreich große Verheerungen und erreichte den Höhepunkt mit der Belagerung Wiens durch das osmanische Heer von Sultan Suleiman, dem Prächtigen.

Die nach dem Fall Belgrads 1521 im Jahr 1522 bewilligte „Reichstürkenhilfe“ kam erst 1529 – kurz vor der Wien-Belagerung – und danach als „eilende Türkenhilfe“ zur Auszahlung. Noch langwieriger schleppten sich die Auszahlungen der 1530 vom Reichstag beschlossenen „beharrlichen Türkenhilfe“ hin, die erst 1542 flossen. Hätte der Papst in dieser bedrohlichen Phase nicht auf ein Viertel seiner Einkünfte im Erzherzogtum verzichtet, wäre die Abwehr der Osmanen noch schwieriger gewesen.

Bis 1562 schlossen sich wechselvolle Kämpfe in Ungarn und Siebenbürgen ohne große Veränderungen der Besitzstände an, begleitet von weiteren Verheerungen. Ferdinand musste sich beim Friedensschluss zur jährlichen Tributzahlung von 30.000 Gulden an den Sultan verpflichten!

Trotz widriger Bedingungen boten sich für die Faktoreien und durch die Staatsfinanzierung der Fugger zunächst noch prächtige Geschäftsmöglichkeiten. 1534 erhielten sie das Recht zu eigener Münzprägung. Dem diente auch die 1540 in Augsburg gegründete Bank.

Unter dem Nachfolger Anton Fugger, einem Neffen Jakobs, erreichte die Jahresbilanz des Unternehmens 1546 mit mehr als 5 Millionen Gulden den höchsten Stand. Er kreditierte die Könige von Portugal. England und Dänemark, den Großherzog von Florenz und stieg quasi zum Hoffaktor des Kaisers auf.

Bereits 1532 lag der Entwurf eines Kolonialpachtvertrages zwischen der spanischen Krone und dem Fugger-Haus vor. Über dessen Nichtzustandekommen gibt es bis heute unterschiedliche Deutungen. So z. B. das Scheitern der Kolonialflotte von 1533.

Klar ist jedoch, dass zum damaligen Zeitpunkt die Erfahrungen der Welser aus der Pachtung Venezuelas seit 1527 Anlass zu Bedenken gaben und die Eroberungen in Südamerika (Inka-Reich) noch größere Erträge versprachen als die angebotenen Kolonien. Deshalb warteten beide Seiten lieber ab, bis die reiche Edelmetall-Beute die Spanier dazu bewog, die Ausbeutung Perus und Kolumbiens lieber in eigener Hand zu behalten.

Fanden die spanischen Eroberer Amerikas bei ihrer Ankunft dort im Altiplano und im Hochtal von Mexiko einen großen Menschenreichtum vor, so starben die Ureinwohner durch Gewalt und eingschleppte Seuchen bald massenhaft dahin. 1536 errichteten die Fugger in Santo Domingo eine Niederlassung, um dafür Ersatz zu schaffen, indem sie den Transport von mehr als 4.000 Sklaven kontrollierten.

Anton nutzte die großen Einkünfte der damaligen Zeit für den Erwerb der Herrschaften Oberndorf (1533), Glött (1537), Babenhausen (1538) sowie Ehingen(1544) und der Reichspflege Donauwörth (1536). Später kamen die Grafschaft Pfirt (1546) als Pfand und die Herrschaft Thann (1547) im Elsass und in Mittelschwaben noch Markt Rettenbach und Pleß (1547) hinzu. 1551 folgte der Erwerb der Herrschaften Kirchheim und Eppishausen ebenfalls in Mittelschwaben sowie der Herrschaften Niederalfingen, Stettenfels und Duttenstein im Raum Württemberg, denen noch weitere folgten.

Zur Finanzierung des Schmalkaldischen Krieges 1546/47 und der Niederschlagung der Fürstenrebellion ab 1552 lieh Anton Fugger Karl V. große Kreditsummen aus. Aber die sich überstürzenden Kriegsereignisse stellten die Tilgung infrage. Im Gegenteil – der Kaiser verband sie mit neuen, höheren Kreditforderungen.

Um die ausstehenden Forderungen nicht zu verlieren, gab Anton dem nach. Die Liquidität des Handelshauses schmolz ohne Aussicht auf Besserung dahin, so dass Anton sogar danach strebte, den Handel ganz einzustellen, um die darin gebundenen Umlaufmittel für andere Zwecke zu verwenden.

Die bisher ertragreiche Abhängigkeit, das „Spiel wechselseitiger Erpressung“, zwischen weltlicher und Finanzmacht, kehrte sich zum Nachteil des Finanziers um.

Der neue spanische König Philipp II. hielt die von Karl V. ererbte Schuldenlast der Krone für untragbar und erklärte 1557 den ersten Staatsbankrott Spaniens, wodurch alle Fuggerschen Forderungen an Spanien verfielen.

Nach Anton Fuggers Tod 1560 übernahmen Neffe Hans Jakob und Sohn Markus die Unternehmensleitung, die dann ab 1564 auf Markus allein überging. Nach dem Bankrott-Einschnitt konzentrierte sich Fugger auf den Silberbergbau in Tirol (Schwaz) und den Quecksilber- und Zinnoberbergbau in Kastilien/Spanien und erzielte damit wieder Gewinne. Der Kupferbergbau in der Slowakei musste schon 1545 von Anton Fugger aufgrund sinkender Ausbeute und der steigenden Türkengefahr aufgegeben werden.

Doch auch das Kredit- und Wechselgeschäft blühte weiter, obwohl es vom Krieg in den Niederlanden und von der spanischen Finanzkrise überschattet wurde.

Erfolgreiche Kaperfahrten von Francis Drake und französischen Piraten ab 1571 in die Kribik, darunter 1573 ein Überfall auf die spanische Gold- und Silberkarawane am Isthmus von Panama, schmälerten die Einkünfte aus den Kolonien und verschärften die spanische Finanznot.

Der darauf folgende Staatsbankrott von 1575 ging in die Geschichte als „die spanische Furie“ ein, weil er u. a. die Zerstörung Antwerpens 1576 durch meuternde spanische Soldaten zur Folge hatte.

Die Kriegsanstrengungen während des 30-jährigen Krieges ab 1618 überspannten trotz reicher Silberzuflüsse aus Übersee erneut den spanischen Finanzhaushalt. So kam es 1627, 1647 und 1652 zu weiteren Staatsbankrotten Spaniens, in denen restliche Ansprüche der Fugger erloschen.

Auch der Silberbergbau in Peru wurde zu einer ernsten Gefahr für das Fugger-Imperium. 1545 war zufällig am Cerro Rico bei Potosi in 4.000 m Höhe eine reiche Silberader entdeckt worden. Nach der Erschließung wuchs um 1570 die Silberförderung deutlich an.

1572 wurde in Potosi eine Münze in Betrieb genommen, die Silber- und Goldmünzen prägte sowie Barren herstellte. Jahr für Jahr brachten fortan „Silberflotten“ das Edelmetall nach Spanien. Allein in den ersten 30 Jahren wurde am Cerro Rico mehr Silber gewonnen, als ganz Europa zu jener Zeit besaß. Die Ausbeute kostete etwa sieben Millionen Indios das Leben.

Doch der spanische Reichtum an Edelmetallen blieb nicht folgenlos. Die Silberpreise in Europa fielen, während sich die anderen Waren und Dienstleistungen (auch die Ausgaben für Söldner) verteuerten. Der Silberbergbau in Europa konnte gegen den Bergreichtum am Cerro Rico und die gnadenlose Menschenschinderei dort nicht mithalten. So versiegten auch die montanen Reichtumsquellen der Fugger allmählich.

Infolge der Staatsbankrotte beliefen sich die Verluste auf Forderungen an die Habsburger auf etwa acht Millionen Gulden. Für den Erwerb von Liegenschaften gaben Anton Fugger und andere insgesamt 2.5 Millionen Gulden aus, die sich als relativ wertbeständige Anlage und beleihbar erwiesen. Dieses Grund- und Immobilienvermögen hat die Jahrhunderte überdauert und ist heute „milliardenschwer“.

Abschließend ist festzustellen, dass die Staatsfinanzierung große, bisher unbekannte Risiken barg, denn sie machte das Fugger-Kapital gegensätzlichen Interessen dienstbar. Z. B. die Kredite an die englische, die spanische und die portugiesische Krone verschuldeten jede von ihnen und zwang sie zu aktiven Maßnahmen für den Schuldendienst.

Spanien und Portugal sahen sich genötigt, den Kolonialerwerb zu forcieren, um mit der Beute aus den Kulturen der Ureinwohner die Schuldenlast zu mindern. Alte und neue Kolonialmächte machte sich die Beute gegenseitig streitig, um dem Schuldenjoch zu entkommen. So sind auch die Kaperfahrten eines Francis Drake in die Karibik zu erklären.

Jakob Fugger mag geglaubt haben, dass der „Kauf seines Kaisers“ 1519 ihm und seinen Nachfahren die gesamte Habsburger-Dynastie auf Dauer gewogen machen oder verpflichten könne. Für seinen Nachfolger Anton ging dieses Kalkül noch über längere Zeit auf. Aber Karl V. war ein kluger Herrscher. Oft genug hatte er gespürt, dass die Fugger-Kredite seine Tatkraft eher fesselten, anstatt sie zu beflügeln.

Als er 1555/56 seine Nachfolge im Heiligen Römischen Reich, in Spanien, in den burgundischen Niederlanden und den italienischen Besitztümern regelte, war er bei klarem Verstand und stattete jeden Nachfolger mit seinem Wissen aus. So wäre es nicht verwunderlich, wenn der erste spanische Staatsbankrott 1557, den sein Nachfolger Philipp II. erklärte, auf eine Empfehlung seine Vaters, Karl V., hin erfolgte.


Quelle und Kommentare hier:
http://vineyardsaker.de/2018/12/16/hpb-zeitlinien-auf-dem-weg-zur-nwo-2/