HPB – Zeitlinien auf dem Weg zur NWO (1)

0. 1066 – Eroberung Englands
1. Der Templer-Orden
2. Der Weg zur katholischen Kirche
3. Die Hanse – Kauffahrer und politische Macht im Nord-Ostsee-Raum

0. 1066 Eroberung Englands

Am 05. Januar 1066 starb Englands König Eduard, genannt der Bekenner, kinderlos. Als Nachfolger machten sich der in England weilende Harold Godwinson, der Herzog der Normandie, Wilhelm, und der norwegische König Harald Hardraada (auch „Hardrade“) auf den englischen Thron Hoffnung. Wilhelm pochte auf ein Versprechen des Verstorbenen und ein Treuegelöbnis Harold Godwinsons.

Doch den interessantesten Lebensweg aller Prätendenten hatte der Norweger. Als 15-Jähriger musste der Halbbruder des getöteten Königs Olav, des Heiligen, 1030 aus der Heimat fliehen und trat in den Dienst von Nowgorod unter Jaroslaw I. Von dort aus zog er nach Süden in Richtung Byzanz, um in den Dienst der Kaiser zu treten.

Als Mitglied der Waräger-Garde diente er nacheinander den Kaisern Michael IV. und Michael V., der Kaiserin Zoe und dem Kaiser Konstantin IX. Besondere Ehrungen wurde ihm als kommandierenden Offizier zuteil für einen erfolgreichen Feldzug nach Sizilien und die Niederschlagung des Bulgarenaufstandes 1040/41. 1042 quittierte er den kaiserlichen Dienst, reiste nach Norden, um Elisabeth von Kiew, die Tochter des Großfürsten Jaroslaw I., zu heiraten und kehrte von dort nach Norwegen zurück, um seine Thronansprüche durchzusetzen. Ab 1047 regierte er Norwegen als König.

Zurück zu den Ereignissen von 1066: Harold Godwinson gelang es schnell, die Anerkennung des englischen Adels als rechtmäßiger König und damit den Zugriff auf die Machtressourcen Englands zu erlangen, während seine Herausforderer sich für Waffengänge und Invasionen rüsteten.

Im September 1066 landete das norwegische Heer in Northumbrien und gewann York. Am 25. September kam es zur Entscheidungsschlacht, die König Harold für sich entschied und mit dem Tod Harald Hardraadas und der Flucht seines Heeres endete. Zur gleichen Zeit gingen die Invasionsstreitkräfte des Herzogs Wilhelm in Südengland an Land. Das in Eilmärschen nach Süden ziehende englische Heer traf am 14. Oktober bei Hastings auf die Streitmacht der Invasoren und unterlag. Der König fiel im Kampf.

Wilhelm, der fortan den Beinamen „der Eroberer“ trug, wurde zu Weihnachten 1066 in der Westminster-Abtei als Wilhelm I. zum englischen König gekrönt. Doch seine Herrschaft in der Normandie und England blieb durch innere Aufstände und äußere Einmischung umstritten, so dass Zeit seiner Herrschaft die Machtverhältnisse nicht wirklich konsolidierten.

Auch unter seinen Nachfolgern ging der Kampf um Pfründe und Besitztümer zwischen dem normannischen und dem englischen Adel weiter. Legenden ranken sich heute um Figuren wie den Sheriff von Nottingham und Robin von Locksley, der als Robin Hood vom einfachen Volk in Balladen verehrt wurde.

1. Der Templer-Orden

1071 trafen bei Manzikert, nördlich des Wan-Sees, die Heere der Byzantiner unter Kaiser Romanus IV. und der türkischen Seldschuken unter Sultan Alp Arslan aufeinander. Das durch operative Entscheidungen geteilte Heer byzantinischer Söldner traf unerwartet auf zahlenmäßig überlegene Türken.

Infolge Befehlsverweigerung, Desertionen und anderer Umstände geriet der Kaiser in höchste Gefahr. Anstatt ihn heraus zu hauen, befahl der Befehlshaber der Reservetruppen, Andronikos Dukas, den Rückzug und kehrte in Eilmärschen nach Byzanz zurück, um sich dort selbst zum Kaiser krönen zu lassen.

Romanus IV. geriet in Gefangenschaft und handelte als Gefangener die vergleichsweise maßvollen Friedensbedingungen mit Alp Arslan aus. Der Staatsstreich des Andronikos Dukas in Byzanz und nachfolgende Wirren in vielen Teilen des Reiches machten jedoch den Frieden mit Alp Arslan hinfällig, worauf dieser weite Gebiete im Herzen Anatoliens um die Stadt Konya ohne Gegenwehr eroberte. Sogar die Normannen Siziliens glaubten zu jener Zeit, auf der byzantinischen Balkan-Halbinsel reiche Beute machen zu können.

Erst dieses Machtgerangel ließ aus der Schlacht bei Manzikert eine politische Katastrophe und einen „Zivilisations-Clash“ für „Ost-Rom“ werden, in dessen Gefolge das Sultanat von Konya entstand.

Das Ausmaß der Umwälzungen im fernen Kleinasien sprach sich nur langsam in der Christenheit herum. Briefe der Patriarchen von Antiochia und Nachrichten der warägisch-normannischen Söldner in byzantinischen Diensten gaben davon Kunde. Es vergingen Jahre, ehe der neue byzantinische Kaiser Alexios I. offizielle Hilfsgesuche für den Kampf gegen die Seldschuken an die westliche Christenheit richtete.

1096 bis 1099 fand der erste Kreuzzug nach Palästina statt, der mit der Eroberung Jerusalems und der Schlacht von Askalon endete. Im Ergebnis dessen entstanden vier Kreuzfahrerstaaten, die nicht im Lehensverhältnis zum byzantinischen Kaiser standen: 1098 die Grafschaft Edessa, die Verbindung zum christlichen Armenien besaß und den Zuzug turkmenischer Scharen nach Westen blockierte, ebenfalls 1098 das Fürstentum Antiochia, 1099 das Königreich Jerusalem und 1109 die Grafschaft Tripolis.

Der erste Kreuzzug und die nachfolgenden Züge boten den könglichen Oberhäuptern Mittel- und Westeuropas die Möglichkeit, ihre machtgierigsten Feudalherren in den Orient ziehen zu lassen, um ihre Reiche zu konsolidieren. Sie waren der Ansicht, dass sich besser der Kaiser von Byzanz mit den Unruhestiftern herumärgern solle. Daneben aber kamen auch die Pilgerfahrten ins Heilige Land und der Orienthandel in Gang, wovon vor allem die Städte Venedig und Genua profitierten.

Die Strahlkraft des Orients wuchs unablässig, bis sich auch Kaiser und Könige ihr nicht zu entziehen vermochten. Am 3. Kreuzzug von 1187 bis 1192 nahmen schließlich sogar Kaiser Friedrich I. Barbarossa, König Wilhelm II. von Sizilien, König Philipp II. von Frankreich und der englische König Richard I. Löwenherz teil.

Etwa in den Jahren 1119/1120 gründeten Hugo von Payens, Gottfried von Saint-Omer und sieben weitere Ritter den Templerorden mit dem Namen Arme Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem. Der Name des Ordens leitet sich aus der Tatsache ab, dass der König von Jerusalem, Balduin II., den Rittern das Gebäude des früheren Königsschlosses auf dem Tempelberg als Residenz überließ.

In den ersten zehn Jahren traten dem Orden in den Kreuzfahrerstaaten zahlreiche Ritter und auch Mönche bei, darunter einflussreiche Adlige wie der Graf Hugo I. von Champagne, der enge Verbindung zu Bischof Bernhard von Clairvaux unterhielt. Bis 1129 wurde die Al-Aksa-Moschee zur Festung ausgebaut und als Hauptsitz des Ordens bezogen.

1127 reiste eine Ordensdelegation unter Leitung Hugo von Payens‘ nach Europa, um für seine Sache zu werben und im Einvernehmen mit dem Bischof von Clairvaux die Ordensregeln so zu fassen, dass sie von der abendländischen Christenheit wohlwollend aufgenommen würden. Das am 13. Januar 1129 stattfindende Konzil von Troyes (ohne Papst!!) bestätigte die Ordensregeln.

Seit 1127 – und verstärkt nach dem Konzil – wuchs die Zahl der Ordensritter. Dem Orden gingen zunehmend Spenden und Schenkungen zu; später auch Erbschaften. Die wachsenden Einkünfte dienten zunächst dem Erwerb und der Befestigung der Burgen Baghras, Roche Roussel und Darbsak im Heiligen Land, dann auch der Errichtung von Niederlassungen und Komtureien in Frankreich, England und dem Heiligen Römischen Reich.

Widmete sich der Templer-Orden anfänglich dem Schutz der Pilger auf Straßen und Wegen im Heiligen Land, so kamen später militärische und ausgedehnte wirtschaftliche Aktivitäten dazu.

Zwar besaß er Entscheidungsautonomie über die Teilnahme an Kriegshandlungen, doch oft genug sprachen die eigenen Interessen/Erwägungen und die machtpolitischen Zwänge im Heiligen Land dafür, so z. B. bei dem vergeblichen Feld- und Belagerungszug von 1148 nach Damaskus, bei dem die Blüte der Ritterschaft fiel.

Auch bei der Eroberung Jerusalems durch das Heer des Sultans Saladin 1187 zahlten die Ordensmänner einen hohen Preis, ebenso wie später bei anderen Rückschlägen. Als die letzte Hauptstadt Akkon am 18.05.1291 von den ägyptischen Mameluken eingenommen wurde, hielt die Templer-Zitadelle noch zehn Tage länger stand.

Als eigenständige Macht im Heiligen Land pflegten die Templer politisch-diplomatische Kontakte zu muslimischen Herrschern und notierten deren Gepflogenheiten, so auch zu den Nizari-Ismaeliten (Assassinen). Als schiitische Minderheit siedelten diese in vielen syrischen Städten wie auch im westlichen Iran, wo im Elburs-Gebirge der „Alte vom Berge“ seinen Hauptsitz hatte.

Nach einem tödlichen Massaker an ihnen 1129 in Damaskus begannen die Assassinen 1133, im Umland von Qadmus – in Nachbarschaft zum Fürstentum Antiochia und zur Grafschaft Tripolis – mit der Errichtung eines eigenen Herrschaftsgebietes, das ab 1146 dem Templer-Orden tributpflichtig und notfalls gemeinsam verteidigt wurde. Mit der Eroberung Jerusalems durch Saladin endete die Lehensabhängigkeit der Ismaeliten.

Nach der Ermordung des Markgrafen Konrad von Montferrat, der die erfolgreiche Verteidigung der Stadt Tyrus gegen Saladins Truppen geleitet hatte, am 28. April 1192 wurden die Assassinen zum Symbol des hinterhältigen Dolchmörders in Europa und letztlich zu einem Schatten, der auf die edlen Werke der Tempelherren fiel.

Spenden, Schenkungen und wachsende Anzahl von Ordensmitgliedern verliehen den Templern bald großen wirtschaftlichen Einfluss im Heiligen Land und in Europa. Sie befassten sich u. a. mit dem Einsammeln und Verwahren finanzieller Mittel sowie dem Transport von Wirtschaftsgütern, Pilgern und Rittern ins Heilige Land.

Zunächst dienten die Tempelhäuser dort als Schatzkammern und Tresore der Kreuzfahrerstaaten, also auch für die Schätze von König, Fürst und Graf. Im 13. Jahrhundert ließ auch der französische König Philipp der Schöne seinen Schatz in der Pariser Komturei des Ordens verwahren.

Nach erstem Geldverleih ab 1135 machte Ende des 12. Jahrhunderts der Orden die Kreditvergabe zu einem regulären Geschäftszweig. Sein finanzieller Ruf in der Geschäftswelt galt als außerordentlich gut, so dass sich sogar Muslime dessen bedienten.

Durch die weit ausgreifenden Aktivitäten sammelten die Tempelritter das moderne Geschäftswissen ihrer Zeit und verdichteten es in ihren Ordensregeln und -praktiken, sei es von den Nachfahren der Wikinger, den Kaufleuten und Fernhändlern Venedigs, Genuas und Byzanz‘ oder den Zünften und Gilden der Handwerker Flanderns. Sie gelten sowohl als die Erfinder des Kreditbriefes als auch moderner Verfahren der Buchführung.

In der Hochzeit des Ordens verwalteten 15.000 Ordensmitglieder ca. 9.000 Besitzungen in ganz Europa.

1131 – also vier Jahre nach dem Reiseantritt Hugo von Payens‘ nach Frankreich – begann der erste Bau einer gotischen Kirche, nämlich der Abtei-Kirche von Saint-Denis, wo sich die Grablege der französischen Könige befand.

1144 wurde das Chor-Bauwerk eingeweiht. Diese Kirche war nach dem Verständnis der Zeitgenossen und Bauherren als neuer Tempel Salomons dem Himmlischen Jerusalem gewidmet, was auf eine tätige Mitwirkung der Templer als Ingenieure und Baumeister hindeutet.

Noch heute rätseln die Experten über die Impulse und Motive für den neuen gotischen Baustil, der erstmals beim Bau der Kathedrale von Chartres (1194 – 1260) vollendet sichtbar wurde. Von nun trachtete jede wohlhabende französische Regionalkirche nach solch einem himmelstrebenden, lichtdurchfluteten Bauwerk. Es liegt nahe, die damaligen Baumeister als Abgesandte des Templer-Ordens und den Orden selbst als Inhaber des technischen Monopols zu verstehen.

Am Anfang des 14. Jahrhunderts, als die Besitzungen im Heiligen Land verloren gegangen waren, erwuchsen dem Orden in Frankreich zwei mächtige Gegner.

Einerseits der 1305 zum Papst gewählte Clemens V., der in Avignon seinen Sitz nahm, und andererseits König Philipp IV. (der Schöne). Während Clemens die Finanzgeschäfte des Ordens misstrauisch verfolgte, weil er darin eine Gefahr für die Finanzierung der französischen Nationalkirche und ihres Papsttums sah, war der König damals hoch verschuldet. Er hatte sich sogar erhebliche Summen bei den Templern geliehen.

Anstatt rechtzeitig dem Heiligen Land mit einem Kreuzzug zu Hilfe zu eilen, hatte sich Phlipp IV. in Frankreich in kriegerische Abenteuer gestürzt, die in einem Fiasko endeten. Das Bedeutendste davon ging als die „Sporenschlacht von Kortrijk“ in die Geschichte ein, bei der 700 französische Ritter im Kampf gegen die Streitmacht der flandrischen Zünfte 1302 getötet wurden.

Am 13. Oktober 1307, dem Schwarzen Freitag, ließ der König den Großmeister Jacqes de Molay und die Pariser Templer verhaften. Philipp IV. zog das Vermögen des Ordens ein, um sich selbst zu entschulden.

Im Ergebnis langwieriger Prozesse mit fadenscheinigen Anschuldigungen löste Clemens V. auf dem Konzil von Vienne den Orden am 22. März 1312 auf. Das Restvermögen ging auf die Johanniter über. Der letzte Großmeister wurde gemeinsam mit Getreuen am 18. März 1314 in Paris auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Am 20. April 1314, nur etwa einen Monat später, starb der Urheber der Missetat, Clemens V.. Philipp dem Schönen erging es nicht viel besser. Er starb am 29. November 1314!

2. Der Weg zur katholischen Kirche

So wie die Etablierung der französischen Nationalkirche mit einem Verbrechen einher ging, zeugt auch der Werdegang der katholischen Kirche von Streben nach Macht und Eigennutz und Missachtung der göttlichen Schöpfung, was sich schließlich im Urteil und Feuertod des Jan Hus am 08. Juli 1415 in Konstanz zeigte.

Seit der Einberufung des Konzils von Nicäa 325 durch Kaiser Konstantin galt es als legitim, dass weltliche Herrscher die Staatskirche als geistliche Macht nutzten und demgemäß auf die Einheit des Bekenntnisses und der Organisation der Kirche Einfluss nahmen. Das war auch den weltlichen Herren des Westens bewusst.

Aber zu Zeiten, als Richard Löwenherz aus dem Hause Plantagenet – englischer König von 1189 bis 1199 – über das angevinische Reich mit ausgedehnten Besitzungen in Frankreich gebot bzw. um seine Ansprüche dort kämpfte, bedurfte es besonderer „Biegsamkeit“ der Kirche, um den wechselvollen Interessen der Herrscher zu genügen.

Dafür konnte nur die lokale und regionale Organisation der christlichen Kirche geeignet sein. So prägten sich auch sehr unterschiedliche Auffassungen über das Glaubensbekenntnis und Kirchendogma in den französischen Regionalkirchen aus, die zu ernsthaften Konflikten führten, wovon der sogenannte Albigenserkreuzzug von 1209 bis 1229 zeugt.

Die okzitanische Heimat der Albigenser gehörte damals zur Grafschaft Tolouse, die seit 1179 ein Lehen Aquitaniens war und folglich zum Einflussbereich der englischen Könige in Frankreich gehörte. Hinter der religiösen Fassade des Kreuzzuges verbarg sich in Wirklichkeit das Niederkämpfen englischer Parteigänger in Südfrankreich im Auftrag der französischen Krone unter tätiger Mitwirkung des nordfranzösischen und deutschen Adels, der sich davon erhebliche Gewinne versprach.

1201 wurde die Sorbonne als theologisches Kolleg der Pariser Universität gegründet. Hier bildete man nicht nur Theologen und Geistliche aus. Die Sorbonne entwickelte sich zu dem Forum, in dem die Unterschiede der regionalkirchlichen Bekenntnisse und Dogmen diskutiert und unter dem wachsenden Einfluss des französischen Königtums auf ein einheitliches Dogma hin gewirkt wurde. Am Ende des 13. Jaahrhunderts war das Werk vollbracht.

Am 14. November 1305 wurde in Lyon dem vormaligen Bischof von Bordeaux, nunmehr als Clemens V., im Beisein von König Philipp, dem Schönen, der seit Jahren mit dem Bischof persönlich befreundet war, die Papstkrone aufgesetzt. Der feierliche Akt bildete den Schluss-Stein bei der Erschaffung der französischen Nationalkirche mit eigenem Dogma und eigenem Papsttum.

Um das Gedeihen der Kirche abzusichern, schmiedete der neue Papst gemeinsam mit Philipp, dem Schönen, das Komplott gegen den Templer-Orden in Frankreich (1307 bis 1314), das mit der Auflösung des Ordens und der Hinrichtung des letzten Großmeisters endete. Ab 1309 nahm Clemens V. seinen Sitz in Avignon, was fälschlich als „babylonisches Exil der Kirche“ in die Geschichte einging.

Aufgrund seiner finanziellen Einkünfte boten sich den französischen Päpsten vielfältige Möglichkeiten, die deutschen Regionalkirchen und somit die Reichsangelegenheiten in ihrem Sinne zu beeinflussen.

So folgten bei der Wahl des deutschen Königs die Erzbischöfe von Trier, Mainz und Köln meist den Papstempfehlungen. Ebenso der weltliche Pfalzgraf bei Rhein. Kaiser Ludwig IV., der Bayer, der von 1328 bis 1347 regierte, setzte vor und während seiner Amszeit den französischen Ambitionen entschiedenen Widerstand entgegen, während sein Nachfolger Kaiser Karl IV. aus dem Hause Luxemburg, der in den Chroniken den Beinamen „Pfaffenkönig“ trug, den französischen Wünschen gefällig war.

Karl IV. wurde 1346 in Bonn als deutscher Gegenkönig gewählt, erhielt 1347 die böhmische Krone und 1355 die Kaiserwürde. Obwohl den päpstlichen Wünschen stets zugeneigt, erkannte er am Ende seiner Regierungszeit, dass der kirchliche Einfluss aus Frankreich seiner Herrschaft und der Ordnung im Reich abträglich war.

Er begann, die Idee eines eigenen deutsch-italienischen Papsttums zu fördern. Dies fand seinen Ausdruck in der „Rückkehr“ des deutsch-italienischen Papstes, Gregor XI., 1376 nach Rom. Doch das gemeinsame Dogma des deutsch-italienischen Klerus war mit heißer Nadel gestrickt, so dass dem Projekt vorerst der dauerhafte Erfolg versagt blieb.

Erst unter Papst Urban VI. (1378 – 1389) mit Sitz in Rom nahm die deutsch-italienische Kirche feste Gestalt an. Die Querelen um die Gegensätze der französischen sowie deutsch-italienischen Päpste und die „Kirchenspaltung“ wurden vornehm als „abendländisches Schisma“ umschrieben.

Während Karl IV das neue Papst-Projekt erwog, trat im englischen Oxford mit John Wyclif ein scharfer Kritiker von weltlichem Besitz und Machtstreben der Kirche, der Prunk- und Habsucht und des Lasterlebens des hohen Klerus hervor.

Wyclifs Streitschriften und Predikten fanden starken Widerhall in England, wo er als Vorstand des Balliol College von Oxford und des neuen College Canterbury-Hall bedeutenden Einfluss genoss. Von 1370 bis 1380 scheute er sich nicht, sogar gegen die Päpste zu prozessieren, wobei ihm König, Regierung und sogar einfaches Volk unterstützten.

1382 fand die Vermählung Anna von Böhmens, der Tochter Karls IV und Schwester von Sigismund und Wenzel, mit Richard II. von England statt, was viele böhmische Adlige dazu bewog, der Königin nach England zu folgen und auch an den theologischen Colleges von Oxford und Canterbury-Hall zu studieren. Diese waren es, die Wyclifs kritischen Geist und Streitschriften nach Prag mitbrachten und Jan Hus inspirierten.

Nach dem Pontifikat Urbans VI. mehrten sich die Stimmen, die eine katholische Einheitskirche befürworteten. 1409 fand das Konzil von Pisa statt, das Alexander V. zum neuen gemeinsamen Kirchenoberhaupt wählte und die beiden bisherigen Päpste Benedikt XIII. und Gregor XII. ihrer Pflichten entband.

Da sich die Entlassenen und deren Parteigänger dagegen wehrten, kam man um des Fortbestandes der Einheitskirche willen überein, Benedikt und Gregor bis zum Ableben (als „Unterpäpste“) auf ihren Positionen zu belassen. Das Konzil von Konstanz 1414 – 1415 endete mit der Absetzung von Papst Johannes XXIII., dem Nachfolger Alexanders V., und dem Amtsverzicht von Gregor XII. 1417 wurde auch Benedikt XIII. für abgesetzt erklärt, was den Weg für die Wahl des neuen Einheitspapstes Martin V. ebnete und das abendländische Schisma beendete.

Das Brandopfer von Jan Hus auf dem Scheiterhaufen von Konstanz 1415 besiegelte und beschmutzte das katholische Einheitsstreben. Es bleibt die Frage, wieso König Sigismund seine Zusage zum freien Geleit für Hus nicht einlöste oder dessen Freilassung verfügte.

Zwar nahm Jan Hus die Kritik von John Wyclif (Oxford) an politischen Machtstreben und Prunk des hohen Klerus in seine Predigten auf, aber der Vorwurf der Häresie?

Es waren ganz profane Gründe, die Sigismund zum Wortbruch veranlassten. Als Beichtvater der Königin Sophie von Bayern, der Gemahlin des böhmischen Königs Wenzel IV., kannte Hus viele Beichtgeheimnisse, die Sigismunds Bruder Wenzel und ihn selbst betrafen und sehr wohl noch gefährlich werden konnten. Deshalb erschien es zweckmäßig, den „störrischen Prediger“ für immer zum Schweigen zu bringen, was dann auch geschah.

3. Die Hanse – Kauffahrer und politische Macht im Nord-Ostsee-Raum

Ausgangspunkt für den regen Fernhandel deutscher Kaufleute in der Ostsee wurde die Gründung Lübecks 1143, das 1160 Stadtrecht erhielt. Die deutschen Kaufleute schlossen sich zu Fahrgemeinschaften zusammen, deren Ziel die im Zentrum der Ostsee liegende Insel Gotland war.

Gotland galt damals als Umschlagplatz für Waren aus und für Nordrussland (Nowgorod, Pskow), das Baltikum und Schweden (Getreide, Holz, Wachs, Felle gegen Webstoffe, Wein und dgl.). Obendrein boten sich von dort über die Westliche Dwina Handelswege zum Dnjepr und zur Wolga und somit bis zum Scharzen Meer (Byzanz) und zum Kaspischen Meer (Persien).

Das Drängen mit deutschen Kontoren und Siedlern nach Gotland führte alsbald zu Spannungen mit den marktbeherrschenden Gotländer Kaufleuten, die schließlich Heinrich der Löwe durch Gleichstellung der Parteien mit dem „Artlenburger Privileg“ löste.

Um 1250 veränderte sich im Heiligen Römischen Reich die Stellung der Kaufleute. Die Handelswege zwischen den aufblühenden Städten, die obendrein feste Marktplätze einrichteten, waren sicherer geworden. Kaufleute mussten nicht mehr in Gemeinschaft fahren, sondern konnten jetzt auf eigene Faust Handel treiben oder sich fest niederlassen.

Von ihrem festen Sitz aus entsandten sie Vertreter, anstatt selbst zu reisen und waren imstande, mehrere Geschäfte zeitgleich zu organisieren. Vervielfachung der Geschäfte wurde möglich, da anstelle des reinen Tauschhandels nun Ware-Geld-Geschäfte traten und Schuldscheine, Wechsel und Kredit in Gebrauch kamen.

Standen die Kaufleute bis dahin als „mercatores imperii“ unter kaiserlichem Schutz, so mussten sie sich während der folgenden Übergangszeit auf neue, lokale Mächte stützen.

Dies waren die Städte, in deren Räten die Sesshaften unter ihnen durch Geschäftserfolg und Reichtum bedeutenden Einfluss ausübten. So erwuchs aus der Kaufmanns-Hanse allmählich die Städte-Hanse als politische Organisation, die in den Blütezeiten des 14. und 15. Jahrhunderts fast 300 Städte an Küsten und im Hinterland des Nord-und Ostseeraum sowie den gesamten Staat des Deutschen Ordens umschloss.

Von Nowgorod und Witebsk in Russland bis Brügge und Dinant in Flandern und Frankreich, von Stockholm (Schweden) über Helsingborg (Dänemark) bis Bergen (Norwegen), von Kovno (an der Memel) bis Hull, Boston, Lynn und London (England) erstreckten sich Hansestädte und -Kontore. In Norddeutschland gehörten selbst Städte wie Frankfurt/Oder, Halle/Saale, Göttingen und Andernach (am Rhein) mit dazu.

Als Dänemark für das Befahren der Schiffsrouten im Öresund und im Großen Belt Abgaben beanspruchte und die Privilegien einschränken wollte, wehrte sich die Hanse.

Sowohl im ersten als auch im zweiten Waldemarkrieg 1361 und 1370 siegte sie über König Waldemar IV. Attardag, wobei sie 1370 im Bündnis mit Schweden und Norwegen gegen Dänemark stand und im Frieden von Stralsund das Recht auf Mitbestimmung bei der dänischen Königswahl erhielt.

Die Hanse stieg zur Großmacht des Nordens auf. 1401 bis 1402 kämpfte sie gegen die Seeräuber-Flotte der Vitalienbrüder, deren Anführer Gödeke und Störtebeker in Hamburg enthauptet wurden. Sogar Westfriesland und Emden wurden Ziel von Strafexpeditionen der Hanse, weil sie Klaus Störtebeker wiederholt Unterschlupf gewährt hatten. 1426 bis 1435 kam es zu einem neuen Krieg gegen Dänemark, in dem die Hanse ebenfalls siegte.

In der Folgezeit geriet die überragende Machtstellung der Hanse ins Wanken. Dazu trug die Festigung der Territorialstaaten bei. Mit der Union von Calmar 1397 bis 1523 schlossen sich Dänemark, Schweden und Norwegen zusammen, um gemeinsame Interessen zu vertreten.

In der Schlacht bei Tannenberg erlitt 1410 der Deutsche Orden eine schwere Niederlage gegen eine Koalition, bestehend aus Polen, Litauen und der Goldenen Horde, die ihn dauerhaft schwächte.

Iwan III., der Großfürst von Moskau, sammelte die russischen Länder ein. Mit dem Stehen an der Ugra (der Streitmächte Moskaus und der „Tataren“) schüttelte er 1480 die Tributpflicht gegenüber der Goldenen Horde ab. 1494 ließ er den Handelskontor der Hanse in Nowgorod (Peterhof) schließen und zerstören.

Unter burgundischer Herrschaft begannen sich die vereinten Niederlande zu einer mächtigen Konkurrenz Flanderns zu entwickeln. Auch England konnte sich nach dem Ende der Rosenkriege 1485 festigen und wurde wirtschaftlich stärker.

Der Abstieg begann mit dem Hansisch-Niederländischen Krieg von 1438 bis 1441, in dessen Ergebnis die Hanse den niederländischen Kaufleuten gleiche Rechte zugestehen musste.

Die später folgenden Kriege gegen England (1470 – 1474 Sieg), gegen Dänemark (1509 – 1512 Niederlage), für Schweden im schwedischen Befreiungskrieg (1521 – 1523 Sieg) und die 1524 stattfindende Einsetzung des dänischen Königs Friedrich I. durch die Hanse ließen ihre politische Stellung noch unangefochten erscheinen.

Doch wirtschaftliche Neuerungen in anderen Regionen veränderten unmerklich die Bedingungen. Dazu gehörten die Entdeckung der Neuen Welt und der wachsende Kolonialhandel über den Atlantik und den Indik, weitgehend ohne Beteiligung der Hanse, das Entstehen eines leistungsfähigen Schiffbaus in Holland, der in großer Zahl hochseetaugliche Handelsschiffe herstellte, die die Hanse-Koggen übertrafen.

Englische und holländische Schiffe liefen mit dem Kompass nun auch Handelsplätze in der Ostsee und auf Island an, so dass die Hanse-Monopole bei Heringen und Stockfischen hinfällig wurden. Russische Pelze gelangte auf dem Landweg nach Leipzig, das sich zum zentralen Pelz-Umschlagplatz Europas entwickelte.

Kontore in Visby, Schonen und Bergen mussten mangels Warenumschlag geschlossen werden.Das Lüneburger Salzmonopol litt unter neuer Konkurrenz an den Atlanikküsten und Brennholzknappheit.

In Hamburg und Danzig wurde das Gäste-Handelsrecht für englische Kaufleute erlaubt und somit das Lübecker Stapelrecht gebrochen. Der Hafenausbau für größere Schiffe verlangte nach Investitionen, die die kleineren Hafenstädte nicht aufzubringen vermochten.

Die Unstimmigkeiten mehrten sich und schwächten den Zusammenhalt der Hanse. Die süddeutschen Handelshäuser der Fugger und Welser mit Handelsverbindungen nach Italien und in den Mittelmeerraum stiegen zu mächtigen Konkurrenten auf.

In kaufmännischer Hinsicht wurde die Hanse nun überflügelt. Zwar war die doppelte Buchführung auch dort im Gebrauch, doch die süddeutsche Konkurrenz hatte mit der Gewinn- und Verlustrechnung und der Bilanzierung inzwischen Methoden gefunden, den jährlichen Geschäftserfolg und das Wachstum des Kapitalstocks zu ermitteln.

Die Impulse dafür kamen mit der Prägung von neuem Silbergeld aus den Fuggerschen Silber-Bergwerken und Münzrechten mit dem ersten Taler 1486 in Hall in Tirol und dem Joachimstaler Guldengroschen von 1519.

Die Hanse-Kaufleute beschränkten die Abrechnung gemeinsamer Geschäfte in der Regel auf die Schlußabwicklung der Handelsgesellschaft, so dass der Ertrag häufig erst nach Jahren oder Jahrzehnten messbar wurde.

Für die Schöpfung von Buchgeld erwies sich das als großer Nachteil gegenüber den Fuggern, was auch den Ausbau von Bank- und Kreditgeschäften hemmte, wo italienische und holländische Banken und Börsen voran gingen.

Angesichts der veränderten Bedingungen schmolz die Bedeutung der Hanse dahin, so dass sie im 17. Jahrhundert nur noch den Abglanz früherer Bedeutung ahnen ließ.

 


Quelle und Kommentare hier:
http://vineyardsaker.de/2018/12/08/hpb-zeitlinien-auf-dem-weg-zur-nwo-1/