Großbritannien vernichtet Beweise seiner Kriegsverbrechen in Afrika und Asien

von Wladimir Kornilow

Das britische Außenministerium hat ohne großes Aufsehen zugegeben, dass es sich mit der Vernichtung von Informationen über Kriegsverbrechen befasst, die von Streitkräften und Spezialeinsatzkräften des Königreichs begangen wurden.

Vor einigen Tagen mussten Vertreter des Außenamts in London bestätigen, dass Hunderte Unterlagen vernichtet worden sind, die mit dem fraglichen Vorgehen der Briten bei der Unterdrückung eines Tamilen-Aufstands auf Sri Lanka zusammenhingen. Doch die britischen Medien bringen keine Berichte zu diesem Thema – sie haben offenbar andere Sorgen.

Die britischen Machenschaften in Asien und Asien deckte die Zeitung „Morning Star“ auf, die früher als „Sprachrohr“ der britischen Kommunisten galt. Sie erlebt derzeit eine Renaissance und unterstützt die Labour-Party mit Jeremy Corbyn an der Spitze. Vor einigen Tagen veröffentlichte die Zeitung einen Bericht, in dem das Foreign Office einräumt, dass fast 400 Dateien mit Dokumenten vernichtet worden waren, die Informationen über die Rolle der britischen Geheimdienste bei der Niederschlagung des Tamilen-Aufstandes auf Sri Lanka enthielten. Darüber hatten bis zuletzt nur Massenmedien auf Sri Lanka berichtet.

Der Bürgerkrieg auf Sri Lanka hatte in den 1980er Jahren begonnen und ein Vierteljahrhundert gedauert – und Tausenden Menschen das Leben gekostet. Der Aufstand wurde zwar von den regionalen Behörden unterdrückt, aber Londons Rolle dabei rief schon immer etliche Fragen hervor. Laut britischen Gesetzen sollen vertrauliche Dokumente 30 Jahre später freigegeben werden. Es wäre also an der Zeit, die Unterlagen aus den Zeiten Margaret Thatchers der Öffentlichkeit zu präsentieren. Doch der „Morning Star“ fand heraus, dass viele dieser Dokumente spurlos verschwunden sind.

So hätten 2014 Dokumente über einen geheimen Besuch des Verteidigungsministers Sri Lankas in Belfast freigegeben werden sollen, wo er sich über die Erfahrungen Nordirlands bei der Niederschlagung von Revolten unterrichten ließ. Aber diese Informationen wird niemand mehr erfahren – das britische Außenamt hatte sie kurz vor der Veröffentlichung vernichtet.

Die Aktenvernichtung geschah wenige Wochen, nachdem das britische Außenministerium sich bei Historikern für die Verbrennung von etlichen Dokumenten entschuldigt hatte, die von der Unterdrückung des so genannten Mau-Mau-Aufstandes gegen die britischen Kolonisten in Kenia zeugten. Acht Jahre lang eliminierten die Briten die Rebellen, wobei insgesamt Zehntausende (laut einigen Quellen sogar Hunderttausende) Kenianer ums Leben kamen.

Diese Dokumente hätten schon seit langem freigegeben werden sollen, doch in London log man jahrzehntelang, sie wären „verloren gegangen“. Und erst vor kurzem gelang es mehreren Kenianern, die damals überlebt hatten, einen Gerichtsprozess auf der Insel voranzubringen. Dann musste das Foreign Office einige Dokumente „finden“, die quasi dank einem Wunder erhalten geblieben waren.

Diese Unterlagen enthielten Beweise für die Grausamkeit der britischen Kolonisten, wie auch dafür, dass diese Informationen geheim gehalten worden waren. So soll ein britischer Staatsanwaltschaft in Kenia gesagt haben:

„Wenn wir sündigen wollen, dann müssen wir das leise tun.“

Allerdings wurden diese Dokumente so geschickt „gefunden“, dass die an der Unterdrückung der Kenianer schuldigen Personen der Verantwortung entkommen konnten. Im August 2018 lehnte ein Gericht eine Klage der damaligen Opfer ab, weil seit dem begangenen Verbrechen 50 Jahre vergangen waren.

Es ist also offensichtlich, dass die britischen Behörden ihr „Bestes“ tun, um die eigene Geschichte möglichst zu „reinigen“ – selbst Jahrzehnte später. Übrigens rief die „Times“ im Dezember 2016, zum 100. Jahrestag des Mordes an Grigori Rasputin, die britischen Geheimdienste auf, endlich Dokumente über deren Beteiligung an diesem geheimnisvollen Verbrechen freizugeben. Allerdings wurde diese Aufforderung ignoriert. Wobei nach 100 Jahren keine Augenzeugen oder ihre nächsten Verwandten mehr leben, so dass die Vertraulichkeit dieser Informationen nicht mehr mit Sicherheitsanforderungen begründet werden könnte. Natürlich will London jetzt nicht mehr seine Leute, sondern sein historisches Image verteidigen.

Das alles widerlegt jedoch den Mythos über die „Offenheit der westlichen Gesellschaft“, der von vielen liberalen Aktivisten in Russland so gerne verbreitet wird. So verteidigte der russische USA-Experte Nikolai Slobin unlängst in einer politischen Talkshow die Regelung, dass in den USA nach 25 Jahren praktisch alle Dokumente freigeben würden. Es sei schließlich kennzeichnend, dass Präsident Trump so lange darauf bestand, dass vertrauliche Informationen zum Mord an Präsident Kennedy veröffentlicht werden.

In Wahrheit ist die Liste solcher „Ausnahmen“, die doch nicht automatisch veröffentlicht werden, dermaßen groß, dass praktisch für jedes Dokument, das mit den Aktivitäten der Geheimdienste oder des US-Außenministeriums verbunden ist, eine solche Ausnahme gemacht werden kann. So dürfen Dokumente nicht veröffentlicht werden, die „den Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und ausländischen Regierungen schwer schaden könnten“.

Und diese Bestimmung könnte im Grunde für alles gelten, egal wie viel Zeit vergangen ist. Und das tun die westlichen Regierungen eben – obwohl die prowestlichen Aktivisten in Russland an die „totale Offenheit“ der dortigen Gesellschaften glauben.

George Orwell, der bekanntlich für britische Propaganda-Strukturen aktiv war, bestimmte die Formel:

„Die Vergangenheit wurde gereinigt, die Reinigung ist in Vergessenheit geraten, Lügen sind Wahrheit geworden.“

Diese Formel funktioniert immer noch.


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