Fall Skripal: London im Besitz der Tatwaffe, des chemischen Giftes A-234 „Nowitschok“

von Jürgen Cain Külbel

Man muss es sagen, wie es ist. Verantwortliche in Regierung und Politik des westlichen Establishments, allen voran die atlantischen Seilschaften, lassen derzeit ihrer kriminellen Energie ungebremsten Lauf.

Jenseits von Recht und Gesetz beschuldigen sie den Staat Russland, dessen Präsidenten Wladimir Putin eines Mordanschlages mit dem Nervengift Nowitschok auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal und dessen Tochter Yulia am 4. März 2018 im südenglischen Salisbury. Sie hebeln die Unschuldsvermutung aus, erfüllen Straftatbestände wie Vortäuschung einer Straftat, falsche Verdächtigung, möglicherweise Beweismittelfälschung. Kriminalistische, staatsanwaltschaftliche Ermittlungsergebnisse interessieren sie nicht.

Kurzanalyse der Tatwaffe, kurz genannt „Nowitschok“, aus kriminalistisch-forensischer Sicht

Zuvörderst muss festgehalten werden: Wir wissen aus kriminalistischer Sicht nichts, rein gar nichts – ausgenommen vielleicht Tatzeit, Tatort, Bewegungsprofile – über die Umstände der Mordversuche an Sergej und Yulia Skripal. Auch wenn die nationalen und internationalen Medien exzessiv darüber berichten, Interesse und Sensationsgier groß sind, simulieren sie doch lediglich Behauptungen, die Theresa May, Premierministerin Großbritanniens, und ihr Außenminister Boris Johnson, in der Welt verbreiten. Ob beide Persönlichkeiten wahrheitsgemäße Aussagen getätigt haben, lässt sich allerdings auch ohne intime Kenntnisse und Informationen über die Mordumstände beurteilen. Dafür genügt eine kurze Studie über die angeblich verwendete Tatwaffe.

Gerichtsfeste Gutachten zur Beweisführung in Mordprozessen sind umfangreich, ihre Erstellung dauert mitunter Wochen, wenn nicht gar Monate. Ein winziges sechsseitiges Dokument, großspurig gehandelt als „eindeutige Beweise“, verteilte der britische Botschafter in Moskau, Laurie Bristow, am 22. März bei einem Briefing in seiner dortigen Vertretung an 80 hochrangige Vertreter ausländischer Botschaften. Jenes „Dokument“, das der Botschafter als Beweis für die Verwicklung Russlands in die Vergiftung der Skripals vorlegte, war für die kriminelle Vorhut der westlichen Wertegemeinschaft Grundlage genug, Tage später eine Vielzahl russischer Diplomaten aus Ländern der westlichen Wertegemeinschaft auszuweisen.

Die russische Tageszeitung Kommersant veröffentlichte das „britische Beweismittel“ am 28. März 2018; der Leser möge sich selbst ein Bild machen.

Aufgrund meiner Praxiserfahrung als Kriminalist möchte ich lediglich anmerken, dass, wäre ich der Autor des Stückes gewesen, mir sowohl der vorgesetzte Staatsanwalt als auch mein Chef eine nervenärztliche Untersuchung anempfohlen hätte. Nicht nur das: Es ist ein Dokument, das auch geeignet ist, einen jeden ehrenwerten Richter in solcherart Lachkrampf zu versetzen, der ihn aus dem Stegreif zu Tode bringen könnte. In der Tat gefährliches Material!

Ungeachtet dessen nimmt das deutsche Atlantiker-Organ Die Zeit die sechsseitige Insel-Posse selbstredend und untertänigst für bare Münze, schreibt noch am 28. März: „Im Fall des in London vergifteten Ex-Agenten Sergej Skripal hat Großbritannien offenbar in einmaliger Weise Geheimdienstinformationen mit seinen Verbündeten geteilt. Die britische Regierung habe ihren Partnern ‚Geheiminformationen von nie da gewesenem Niveau‘ übermittelt, teilte ein hochrangiger Regierungsvertreter in London mit.“

Beweisaufnahme zur Tatwaffe Nowitschok

„Nie da gewesenes Niveau“ kann natürlich zweierlei bedeuten: die Beweise sind ausgesprochen wertvoll oder sie sind völlig unterirdisch. Die sechs Folien der Präsentation, die Kommersant veröffentlichte, so die Meinung des Autors, enthalten nicht einen einzigen stichhaltigen, gerichtsverwertbaren Beweis. Eher handelt es sich vom Niveau her um eine Art Präsentation, die als Prüfung in besonderer Form für den Mittelschulabschluss geeignet wäre, allerdings nicht gut benotet werden würde. Das vom Botschafter präsentierte „Beweismaterial“ ist eine atlantische Verschwörungstheorie in kurzgefasster Textform untermalt mit bunten Bildern, ein Material, bei der sich jeder Kriminalist mit Berufsehre bei Sichtung desselben mit dem Zeigefinger an die eigene Schläfe tippen würde: sprich: den Stümpern, die das fabriziert haben, den Vogel zeigen. Mit kriminalistischer Wissenschaft oder Ermittlungsarbeit, Forensik oder Beweisfindung haben die Inhalte des britischen Elaborats nicht das Geringste zu tun. Allerdings taugt das Beweisstück als Beweisstück für das kriminelle Handeln der höchsten Vertreter des Vereinigten Königreichs.

Auf „Folie 1“ der Präsentation steht: „12. März: Die Premierministerin hat die verwendete Substanz öffentlich als Nowitschok-Nervenkampfstoff identifiziert.“ In der zweiten Folie wird erläutert, dass der „Nowitschok-Nervenkampfstoff mit militärischer Qualität von Experten des zum britischen Verteidigungsministerium gehörenden Wissenschafts- und Technologielabors in Porton Down positiv identifiziert wurde. Nowitschok ist eine Gruppe von Mitteln, die nur von Russland entwickelt und nicht in der Chemiewaffenkonvention deklariert wurde. Wir haben keine Zweifel, dass Russland verantwortlich ist. Kein Länder außer Russland hat zusammengenommen die Fähigkeit, die Absicht und das Motiv. Es gibt keine plausible alternative Erklärung“. „Folie 3“ zeigt auf, dass 51 Personen im Krankenhaus untersucht wurden und 131 Zivilisten möglicherweise Kontakt mit dem Nervenkampfstoff hatten. Die restlichen Folien sind Pillepalle.

Beweisaufnahme des Londoner Royal Courts of Justice im Londoner Nebel verschwunden

Eigentlich hätten die Briten es längst besser wissen. Am 20., 21. und 22. März 2018 fanden im Londoner Royal Courts of Justice Anhörungen zum Fall Skripal statt: Case No: 13228376 & 13228382. Richter Williams hörte sich die Argumente der Antragsteller an, den Staatssekretär für das Innenministerium sowie den Salisbury National Health Service (NHS) Foundation Trust, vertreten durch den Anwalt der Krone, James Eadie (Spitzname Fiskus-Teufel) und andere. Williams fertigte darüber am 22. März ein Protokoll und vermerkte unter Punkt 9.): „Die Beweise stammten von 5 Zeugen, von Wissenschaftlern aus Porton Down bis hin zu leitenden Beamten des Außen- und Innenministeriums.“

Unter Punkt 17, den Beweisen, listete er:

„Ich halte Folgendes für die relevanten Teile der Beweise …

i) CC: Ein chemischer und biologischer Analyst von Porton Down
Blutproben von Sergei Skripal und Yulia Skripal wurden analysiert und die
Befunde zeigten den Kontakt zu einem Nervenmittel oder einer verwandten Verbindung an. Die Proben wurden positiv getestet auf das Vorhandensein eines Nervengiftes der Nowitschok-Klasse oder eines eng verwandten Stoffes.“

Was denn nun? Russisches Nowitschok oder englisches Nowitschok oder amerikanisches Nowitschok oder keines von denen nicht, vielleicht auch nur ein verwandter Stoff aus der buckligen chemischen Verwandtschaft? Diese Beweisaufnahme von Mister Williams, dem Richter der Krone, haben Premierministerin May, Außenminister Johnson und Botschafter Bristow in ihren aufgeregten Statements wohlweislich unterschlagen.

Bleibt uns nichts übrig, als systematisch an das „Nowitschok-Problem“ heranzugehen, so wie es Ermittler, die der Wahrheit verpflichtet sind, tun.

Untersuchungsfrage: Die Londoner Polizei teilte am 28. März 2018 mit, der russische Ex-Doppelagent Sergej Skripal sei offenbar zu Hause vergiftet worden. An der Tür seines Wohnhauses im englischen Salisbury, so die Ermittler, sei „die bislang höchste Konzentration“ des Nervengifts nachgewiesen worden. Erst stand ein Blumenstrauß, später das Privatfahrzeug als Giftträger zur Debatte. Was denn nun?

Ermittlungsergebnis: Die britischen Ermittler haben zur Art und Weise der möglichen Ausbringung des Giftes lange nichts Konkretes in der Öffentlichkeit verlauten lassen. Die einzige Sekundärvergiftung – von der wir bislang wissen – erlitt der inzwischen genesene Polizeibeamte Nick Bailey. Auch ansonsten gab es keine Hinweise auf Sekundärvergiftungen von Personen, die sich in jenen Umgebungen aufhielten, an denen die Skripals waren: Restaurant, Pub, Parkbank. Das schließt eine Vergiftung über die Luft wie Vernebelung beispielsweise ziemlich sicher aus, und auch über Oberflächenkontakt in Räumen oder an Stellen, die von anderen Personen frequentiert wurden; eben etwa das Restaurant. Folgerichtig würde sein, dass eine Vergiftung über die Haut an Oberflächen erfolgte, die nur von den beiden Opfern berührt werden können. Etwas Ähnliches wurde mittels der Vergiftung eines Mikrophons in den 1990ern schon mal gemacht: Eine dieser Substanzen wurde 1995 verwendet, um den Banker Ivan Kivelidi und seine Sekretärin zu vergiften. Ein Wattebausch, der mit diesem Mittel getränkt war, wurde über das Mikrofon von Kivelidis Telefon gerieben.

Untersuchungsfrage: Also wirkt das Tatmittel sozusagen wie ein Kontaktgift. Was aber ist mit dem Notarzt, der die Skripals im Freien auf der Bank dreißig Minuten lang behandelte, indes verschont blieb, ebenso wie das medizinische Personal in Krankenwagen und Krankenhaus?

Ermittlungsergebnis: Falls der Notarzt die Opfer an Körperstellen berührt hat, die mit dem Gift nicht direkt in Verbindung kamen, der Polizist aber eine derartige Stelle berührt hat, würde das auch den Rest erklären, einschließlich der im Vergleich zu den Hauptopfern milderen Vergiftungserscheinungen des Polizisten. Aber man braucht mehr Details, um die Vergiftungsweise einigermassen sicher diskutieren zu können.

Untersuchungsfrage: Das Filmmaterial einer Überwachungskamera zeigt, wie Skripals rotes Auto am Tattag um 13.35 Uhr am Devizes Inn in Salisbury vorbeifährt. Gegen 13.40 Uhr parkte er es, besuchte mit der Tochter zunächst einen Pup ehe er 14.20 Uhr die Pizzeria Zizzi betrat. Dort benahm er sich „auffällig“, er „fluchte und beschwerte sich über die lange Wartezeit“. Nach einer Stunde verließen die Skripals das Lokal. Eine weitere Überwachungskamera in einem Restaurant dokumentiert die Bewegungen Skripals, als sie festen Schrittes durch eine Passage gehen; das soll kurz vor dem Aufsuchen der Parkbank geschehen sein. Um 16:20 Uhr wurden sie dann von Passanten bewusstlos auf einer Parkbank entdeckt. Wenn das Gift an der Wohnungstür aufgenommen worden wäre, wieso dauerte es nahezu drei Stunden, bis die eigentliche Wirkung des extrem tödlich wirkenden Novitschok-Nervengiftes eintrat?

Ermittlungsergebnis: Nowitschok wirkt extrem toxisch, ist schon in sehr geringen Dosen von wenigen Milligramm tödlich. Das Nervengift bringt Herz-Kreislauf-System, Muskeln, Atmung, Gehirn aus dem Takt. Dramatische Symptome sind starke Schmerzen, Zuckungen, Atemnot, extreme Schweißbildung, Schaumbildung vor dem Mund, unkontrollierter Stuhl- und Urinabgang, veränderter Herzschlag und Muskelkrämpfe. Das Nervengift ist so gefährlich, dass sich auch der Täter in Lebensgefahr begibt, so er beim Ausbringen nicht entsprechend ausgebildet ist. Dass Skripals Tochter Yulia nun auf dem Wege der Besserung ist, deutet an, da es aus medizinischer Sicht gesehen kein echtes Gegenmittel gegen die Gifte der Nowitschok-Gruppe gibt, dass auch andere Giftarten als Tatwaffe in Betracht gezogen werden müssten. Wie gesagt, jeder Kontakt mit einem Gift der Nowitschok-Gruppe führt nahezu unausweichlich zum Tode. Zur Frage der Dauer bis zum Eintritt der Wirkung des Nervengiftes gibt es selbstredend wenig Erfahrungswerte: 1987 kam bei einem Unfall in einem Nowitschok-Geheimlabor ein Forscher mit Resten des Giftes in Kontakt. Nachdem er an Hepatitis, Leberzirrhose, Epilepsie und anhaltender Muskelschwäche erkrankte, starb er fünf Jahre später.

Untersuchungsfrage: Tatsächlich wäre es doch aus forensischer Sicht gar nicht notwendig, Moskau eine Probe des Tatmittels zukommen zu lassen, wenn die britische Seite eindeutig den Beweis dafür antreten könnte, dass das Gift russischer Provenienz ist?

Ermittlungsergebnis: Richtig

Untersuchungsfrage: Allerdings kann die britische Seite den eindeutigen Beweis nur antreten, wenn ihr eine Vergleichsprobe vorliegt – sprich: Nervengift aus russischer Produktion mit entsprechender individueller russischer Signatur. Wenn die eindeutigen Beweise der britischen Seite auf dieser Vergleichsarbeit, und anders funktioniert die forensische Untersuchung in derartigen Fällen nicht, basiert, dann muss es folglich bedeuten: irgendein Labor in Großbritannien/der EU/den Vereinigten Staaten etc. muss bereits vor der Tat über eine Vergleichsprobe des Nervengiftes, das in Salisbury mutmaßlich zum Einsatz gekommen ist, verfügt haben?

Ermittlungsergebnis: Die Forensik kann aus den chemischen Proben verschiedene Hinweise liefern unter bestimmten Voraussetzungen und mit bestimmten Grenzen der Aussagekraft:

  • aus der Identifizierung der Substanz selbst kann man zunächst nur schließen, aus welcher Art von Labor der Stoff gekommen sein könnte. Das basiert auf Kenntnissen darüber, wer an solchen Stoffen gearbeitet hat: in Russland im Rahmen eines Chemiewaffen-Entwicklungsprogramms, in einigen anderen Ländern im Rahmen der Chemiewaffen-Schutzforschung, als die möglichen Strukturen dieser Stoffe bekannt wurden über öffentliche oder über informelle Kanäle. Aber in Kenntnis der wissenschaftlich-technisch-schutzseitigen Anforderungen kann man Labors einer Terroristengruppe oder kriminellen Bande sicher ausschließen.
  • aus Verunreinigungen, stabilen Isotopenverteilungen usw. kann man den Giftstoff mit einem konkreten Rohstoff/Zwischenmaterial verknüpfen, das dieselbe chemische Signatur hat. Diese Signatur wird von Endprodukt der chemischen Synthese sozusagen „ererbt“. Dazu braucht man eine Vergleichsprobe des Materials, das vom vermuteten Täter verwendet wurde. In einigen Fällen kann man auch auf die Herkunft der verwendeten Primär-Rohstoffe rückschließen: regional oder auch lokal – z. B. Phosphor aus einer bestimmten Apatit-Mine. Das wiederum natürlich bei Zugriff zu einer Vergleichsprobe, die in diesem Fall aber leichter zu beschaffen wäre.
  • aus Verunreinigungen im Gift kann man Rückschlüsse auf den verwendeten chemischen Synthese-Weg ziehen, was einen indirekten Hinweis auf mögliche Täter zulässt: Wer hat derartige Kenntnisse und technischen Fähigkeiten etc.?
  • aus Beimischungen kann man Schlussfolgerungen über die Zusammensetzung der verwendeten taktischen Mischung ziehen. Falls man Zugriff zur Art der Mischungen hat (Rezepturen, Laborprotokolle etc.), die in einem der Programme verwendet respektive getestet wurden, gibt das einen weiteren indirekten Hinweis

Untersuchungsfrage: Verfügte ein Labor außerhalb Russlands über Komponenten, Rohstoffe, die russischen Ursprungs sind, die von dort „besorgt“ worden sind, könnte es dann das ursprünglich in russischen Laboren synthetisierte klassische „russisches Nowitschok“ eins zu eins synthetisieren? Sozusagen klonen?

Ermittlungsergebnis: Kaum möglich, da der chemische Synthese-Prozess eigene Spuren hinterlässt.

Untersuchungsfrage: Allein anhand von Vergleichsproben können Forensiker/Chemiker die exakte Zusammensetzung des Tatmittels aus einem Sammelsurium von Vergleichsproben herausfiltern. In unserem Fall: Wenn ein Vergiften mit einer exakt definierten Art russischen Nowitschoks erfolgt, so muss das Gift zwingend auch solcherart Signaturen enthalten, die wie geschildert und russischer Herkunft sind. Für den Leser: Keine russischen Signaturen, so kein russisches Nowitschok. Daraus ist zu schlussfolgern: Wenn die britische Seite gegenüber den Chefs der EU den eindeutigen Beweis erbracht hat, das Nervengift sei russischer Herkunft, so muss davon ausgegangen werden, dass erstens die Beweisführung in Großbritannien erfolgte und vor allem zweitens: dass die entsprechende Vergleichsprobe „Nowitschok mit russischen Signaturen“ den dortigen Forensikern für ihre vergleichende Arbeit (meinetwegen Spektral- oder Isotopenanalyse) vorgelegen hat?

Ermittlungsergebnis: Die Bewertung der britischen Aussagen darf nicht allein auf die chemische Untersuchung beschränkt werden – es gibt sicher andere Beweismittel und Hinweise, die ebenfalls in Rechnung gestellt worden sind. Und etliche sind sicher nicht in der Öffentlichkeit bekannt. Wenn die Schlussfolgerung der Briten war, dass man eindeutige Beweise hat (in dem Sinne, dass keine anderen möglichen Interpretationen der Fakten denkbar sind, und das alle relevanten Fakten bekannt sind), dann muss die Vergleichsprobe „Nowitschok mit russischen Signaturen“ dort vorgelegen haben.

Beweiswürdigung

Die Schlussfolgerung der Briten, dass sie „eindeutige Beweise“ haben, ergo: dass der Mordanschlag auf die Skripals mit dem Nervengift „Nowitschok“ aus russischer Produktion erfolgte – bringt doch etwas Licht ins Dunkel und liefert ein erstes handfestes Ermittlungsergebnis in Sachen Untersuchungsgegenstand „Nowitschok“.

Denn: Wenn man die Interpretation der Briten, die eindeutige Aussage also, mit der logischen Methode der Deduktion, eine „unerlässliche Bedingung für erfolgreiches Arbeiten mit Versionen in der kriminalistischen Praxis“, so das Lehrbuch für Allgemeine kriminalistische Theorie und Methodologie, angeht, gilt die allgemeine Formel:

Deduktion

p     →    q

p

q (!)

Ergo: Immer wenn p, so q. Gegeben ist q bzw. p, folglich gilt p bzw. q.

In unserem konkreten Untersuchungsgegenstand „Nowitschok“ heißt das:
Immer wenn (p) Vergiften mit russischem Nowitschok, so (q) russische Signaturen.
Oder: Keine (q) russischen Signaturen, so kein (p) russisches Nowitschok. Wenn das zum britischen Verteidigungsministerium gehörende Wissenschafts- und Technologielabor in Porton Down „russisches Nowitschok“ also „positiv“ und „eindeutig“ identifiziert hat, so muss es in seinen Giftschränken zwingend mindestens eine Vergleichsprobe eben dieses originalen „russischen Nowitschok“ aufbewahren.

Ein Beispiel: Im Bundeskriminalamt wie auch in anderen internationalen Polizei-Organisation werden zur Speicherung von DNA Analysedateien geführt, Datenbanken, die genetische Fingerabdrücke von bekannten (Personendatensätze) und unbekannten Tätern (Spurendatensätze) enthalten. Diese werden registriert und miteinander abgeglichen. Unbekannte DNA-Profile – beispielsweise Tatortspuren oder unbekannte Leichen – werden mit gespeicherten DNA-Profilen von bekannten Personen verglichen. Der DNA-Beweis ist das erfolgreichste kriminalistische Instrument zur Identifizierung der Täter, zur Zuordnung von Tatspuren; viele alte Mordfälle konnten auf diese Art und Weise noch nach Jahrzehnten erfolgreich aufgeklärt werden.

So ähnlich muss man sich auch die chemisch-toxikologische Vergleichsarbeit der Briten vorstellen: Die Tatspur (auf die Skirpals ausgebrachtes Nervengift) wurde mit vorhandenen Chemiewaffen-Beständen (Vergleichsproben) abgeglichen. Das bedeutet für den Ermittler: Der Täterkreis ist zwingend zu erweitern – und zwar auf Großbritannien und die Vereinigten Staaten von Amerika, auf Personen beider Länder, Wissenschaftler, Geheimdienstler etc. pp, die Zugang zu den Vergleichsproben „russisches Nowitschok“ im Labor in Porton Down haben. Dieses Zentrum der britischen Chemie- und Biowaffenforschung wird vom britischen Verteidigungsministerium und dem Pentagon finanziert und genutzt.

Beweis hier: Salisbury Nerve Agent Attack Reveals $70 Million Pentagon Program At Porton Down

Frau Premierministerin May, Herr Außenminister Johnson: Ihre Beweise gegen Moskau sind so schlecht wie die britische Küche – das zumindest wird von ihr behauptet!


Quelle und Kommentare hier:
https://deutsch.rt.com/meinung/67569-mordsache-skripal-london-im-besitz/