Die NATO ist ein Schwindel

von Raúl Ilargi Meijer

Schon gut, schon gut. Trump hat es wieder getan. Er verprellt die Verbündeten. Dieses Mal war es Deutschland, das den heftigsten Schlag abbekam. Wegen der Tatsache, dass es Russland Milliarden Dollar für Öl und Gas zahlt, während es sich bei der Verteidigung – gegen Russland – auf die USA verlässt. Und ja, das ist eine seltsame Situation.

Aber das ist keineswegs der einzige Aspekt der Geschichte. Es gibt noch viel mehr.

Zum einen haben die USA die mit Abstand größte Militärindustrie. Sie verdienen also viel Geld mit den Milliarden, die die NATO-Partner für Waffen ausgegeben haben. Natürlich möchten Raytheon, Boeing und andere, dass sie noch mehr Geld ausgeben. Aber sobald sie das täten, würden sie nach noch mehr verlangen.

Irgendwann muss man sich fragen, wie viel man wirklich ausgeben soll. Wie viel ist genug, wie viel ist nötig? Der militärisch-industrielle Komplex (MIC) hat allen Grund, die Bedrohung durch Feinde so groß wie möglich zu machen. Da wir das wissen, müssen wir diese Bedrohung mit einer Tonne Skepsis aufnehmen.

Und das ist nicht einfach. Weil der MIC einen großen Einfluss auf Politik und Medien hat. Aber wir können einige Zahlen anbieten. Laut Global Fire Power werden die USA im Jahr 2018 für ihr Militär 647 Milliarden Dollar ausgeben, während Russland ganze 600 Milliarden Dollar weniger ausgibt, nämlich 47 Milliarden Dollar. Und der US-Senat hat letztens bereits einen Zuschlag von 82 Milliarden Dollar beschlossen.

Es gibt andere Zahlen, die darauf hindeuten, dass Russland 60 Milliarden Dollar ausgibt, aber selbst dann. Wenn Moskau nur 10% der USA ausgibt und viel weniger als das, wenn man alle Ausgaben der NATO-Mitglieder hinzurechnet – wie groß ist dann die Gefahr für die NATO?

Sicher, ich habe es schon einmal gesagt, Russland stellt Waffen zu seiner Verteidigung her, während Amerika sie herstellt um Geld zu verdienen, was sie viel weniger effizient macht. Aber es sollte wirklich offensichtlich sein, dass die Bedrohung durch Russland völlig unverhältnismäßig aufgebläht wird.

Das Problem dabei ist, dass die europäischen Länder aus irgendeinem Grund die Drohkarte genauso gerne ausspielen wie Amerika. Schließlich haben auch Großbritannien, Frankreich und Deutschland große Waffenhersteller. Also stecken sie alle da drin. Die baltischen Staaten rufen nach mehr US-Schutz, ebenso Schweden. Und Merkel hat sich vor wenigen Tagen wieder auf Putin konzentriert. Das Spiel muss weitergehen.

Ein anderer Aspekt dazu ist die Feststellung, dass das BIP der USA im Jahr 2017 laut IWF 19,3 Billionen Dollar betrug, während das von Russland 1,5 Billionen betrug. Auch die NATO-Mitglieder Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien haben ein deutlich höheres BIP als Russland. Das BIP der Europäischen Union lag 2017 bei 17,3 Billionen Dollar.

Wenn dieses wirtschaftlich so schwache Russland wirklich eine solche Bedrohung für die NATO wäre, wenn es ihre Mittel so viel besser und klüger einsetzen würde als jeder andere, dann sollten wir besser alle damit anfangen, weiße Fahnen zu schwenken. Und um ihre Hilfe bitten, denn diese Art von Effizienz, sowohl in der Wirtschaft als auch in der Verteidigung scheint genau das zu sein, was unsere schuldengeplagten Länder brauchen.

Die Lösung jener Probleme, die Trump heute Morgen angedeutet hat, besteht nicht darin, dass Deutschland und die anderen mehr für die NATO und ihr Militär ausgeben, sondern dass die USA weniger ausgeben. Viel weniger. Denn die russische Bedrohung ist ein Schwindel, der den Interessen des MIC, der Politiker und den Medien dient.

Und weil Amerika viel bessere Zwecke hat, um sein Geld auszugeben. Und weil wir alle viel sicherer wären, wenn dieses absurde Theater geschlossen würde. Um es noch einmal zu sagen: Die Entwicklungen in der Waffentechnologie, zum Beispiel die Hyperschall-Raketensysteme, machen die meisten anderen Waffensysteme überflüssig. Was für den MIC offensichtlich eine große Bedrohung darstellt.

Ein Angrifff Russlands auf die NATO ergibt genauso viel Sinn wie ein Angriff der NATO auf Russland: nämlich überhaupt keinen. Nicht zu gewinnen. Ein Angriff Russlands auf Deutschland und andere europäische Länder, denen es Öl und Gas verkauft, ergibt keinen Sinn, weil es dann diese Einnahmen verlieren würde. Unter diesem Gesichtspunkt ist die europäische Abhängigkeit von der russischen Energie sogar ein Friedensstifter, weil das beiden Seiten zugute kommt.

Kann irgendwas von den Russiagate-Dingen wahr sein? Natürlich hat Russland „schlechte“ Elemente, die versuchen, die Dinge im Ausland zu beeinflussen. Genauso wie die USA, Frankreich, Großbritannien, Deutschland…vervollständigt die Liste und malt das Bild aus. Was ist mit der britischen Vergiftungsstory? Das ist wirklich eine wilde Sache. Russland hat keinen Grund, einen längst verlorenen Doppelspion zu vergiften, den es selbst vor Jahren freigelassen hat. Nicht zu einer Zeit, wenn eine erfolgreiche Weltmeisterschaft winkt.

342 Diplomaten wurden ausgewiesen und setzen die ehrwürdige Tradition des regelmäßigen Austauschs von Spionen und Doppelagenten aufs Spiel. Das liegt überhaupt nicht im Interesse Moskaus. Großbritannien hatte und hat dabei jedoch viel zu gewinnen. Solange das Volk und seine Alliierten leichtgläubig genug bleiben, diese vergiftete Geschichte zu schlucken. Ein Hinweis: Beide Vergiftungen, wenn sie denn echt sind, traten nur wenige Kilometer von Porton Down auf, dem britische Hauptlabor für chemische Waffen.

Und überhaupt, wenn Putin will, dass sein Land stark und unabhängig ist, das wäre das Letzte was er täte, seine Öl- und Gasverträge mit Europa zu riskieren. Sie sind einfach zu wichtig, wirtschaftlich und politisch. Trump möchte von dem Geschäft etwas abbekommen, das ist verständlich. Aber im Moment kann das amerikanische LNG nicht mit russischen Pipelines konkurrieren. So einfach ist das.

Hoffen wir, dass Trump und Putin in fünf Tagen vernünftig miteinander reden können. Es hängt eine Menge davon ab. Hoffen wir, dass Trump seinen Kopf rechtzeitig aus den Ärschen der NATO und dem Tiefen Staat der USA und der EU herausbekommt. An diesen dunklen Orten gibt es kein America First oder Make America Great Again. Es wird Zeit, frische Luft hereinzulassen und miteinander zu reden. Amerika sollte immer mit Russland reden.

Das ist lustig: Je mehr Sanktionen gegen Russland verhängt werden, desto stärker wird es, weil es lernen muss und sich an die Selbstversorgung anpasst. Du willst Russland schwächen? Dann mach es vom Handel mit ihm abhängig, anstatt den Handel abzuschneiden. Nun, dazu ist es zu spät, sie werden für Jahre keiner westlichen Stimme mehr vertrauen. Und wir sind zu schwach um sie zu bekämpfen. Nicht dass wir das überhaupt wollen sollten.

Wir alle sind Gefangene von Menschen, die uns glauben machen wollen, dass wir noch im letzten Jahrhundert stecken, denn das ist ihr Ticket für ihr mehr als verschwenderisches Festmahl. Aber das ist alles eine Einbildung, ein komplett erfundenes Märchen.

Die NATO ist ein Schwindel.


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