Die Hure des Arbeitsmarktes, ihre Luden, Prostituierten und Kunden

von DUCKHOME

Politiker und Gewerkschaften haben die Menschen mit den Problemen der Leiharbeit bisweilen allein gelassen. Das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz das Leiharbeit einst regulierte und reglementierte, wurde so lange geändert, bis es nicht mehr im Wege stand. Der Eindruck, dass sich kaum jemand für die Leidtragenden interessiert oder deren Interessen energisch und konsequent vertritt, ist allgegenwärtig. Aber es gibt Lichter der Hoffnung. Dort wo es Betriebsräte in den Einsatzbetrieben gibt, solidarisieren die Beschäftigten mit den Leiharbeitern. Sie wollen keine Kollegen „zweiter Klasse“, die für weniger Geld, die gleiche Arbeit machen.


Aus der Dunklen Ecke des Rotlichts

Der Zwischenhandel mit der Vermittlung von Arbeitskraft, auch als Leiharbeit oder Zeitarbeit bezeichnet, ist eine Beschäftigungs- und Wirtschaftsform, die trotz aller Bemühungen, bis in die heutigen Tage hinein, eher im Bereich des Rotlichtmilieu angesiedelt scheint. Teilweise vergleichbar mit dem Tagelöhner des Mittelalters kommen Leiharbeitsverhältnisse zustande und werden wieder beendet. Nichts kann darin täuschen, das die Geschäfte unmoralisch wirken die man lieber im Dunkeln lässt. Das dunkle Image haftet der Branche an.

Wie schon im Mittelalter üblich, benehmen sich bisweilen die Anbieter der Leiharbeit in den Verleihfirmen, fast wie Zuhälter, die ihr „Eigentum“ also die Beschäftigten Leiharbeiter „wie Prostituierte am Markt“ anbieten. Manche lassen sogar Werbeslogans wie „alle müssen raus“ oder „unsere Leute sind geil“ in Zeitungen und Zeitschriften abdrucken. Als Leser hat man den Eindruck, gerade eine „unmoralisches Angebot“ bekommen zu haben – widerlich.

Immer unter Leistungsdruck, wird den „Profitbringern“ dieser „Boombranche“, den Beschäftigten also, eine maximale Arbeitsleistung abverlangt. Wer da nicht mitzieht, wer aufmuckt oder sich beschwert, hat schnell ein Einzelgespräch bei seinem „Kapo“, dem Personaldisponenten, wie er von den Leiharbeitern „hinter vorgehaltener Hand“ oft genannt wird. Angst vor Jobverlust ist Strategie.

Es gehört quasi zum Tagesgeschäft, dass Inhalte des Arbeitsvertrages einseitig, zum Nachteil des Beschäftigten ausgelegt werden, der sich in „materieller Abhängigkeit“ zum Arbeitgeber befindet. So ist z.B: der Bezug auf die wöchentliche Arbeitszeit und deren Bezahlung, ein Streitpunkt. Nicht nur, das es zum Umgang gehört, dass bei Neueinsteigern das Arbeitszeitkonto erst einmal mit einem Minus beginnt, dass dann innerhalb weniger Monate quasi ausgeglichen werden soll. Sondern, unter dem Stichwort Arbeitsplatzsicherung, werden erbrachte Stunden, die über das Normalpensum hinaus geleistet werden nicht als Überstunden abgerechnet, sondern auf dem Stundenkonto geparkt. Im Falle, dass der Arbeitgeber keinen Einsatz für den Beschäftigten hat, sollen diese aufgebraucht werden. Aber gerade diese Praxis ist gesetzwidrig.

Der Verleiher hat dem Beschäftigten das vereinbarte Arbeitsentgelt auch dann zu zahlen, wenn er ihn nicht bei einem Entleiher beschäftigen kann. Im Fall der einsatzfreien Zeit gibt es auf Grund des §615 BGB und §11, Abs.4 AÜG keine Rechtsgrundlage zur Eintragung von Minusstunden in Zeitkonten (auch nicht bei Anwendung eines Tarifvertrages), die damit später ausgeglichen werden müssten.

Die „Luden der Leiharbeit“, also die Chefs oder Bosse der Firmen, geben sich gern als sozial und am Wohle der Menschen orientiert (Wir geben ihnen Arbeit und Perspektive). Das Vorheucheln sozialen
Verantwortungsbewusstseins für ihre Beschäftigte, gehört zum allgemeinen Umgangston. Da wird von „vertrauensvoller Partnerschaft zum Vorteil des Kunden“ oder der „gemeinsamen Verpflichtung zum Erfolg“ gesprochen. So werden Beschäftigte quasi zu „Gesinnungskomplizen“ gemacht, die sich in ihrem Kundeneinsatz aufopfern, um letztendlich von ihren Arbeitgebern dann nach „Strich und Faden“ beschissen zu werden. Das Schicksal ihrer „Lohnsklaven“ geht den meisten „Luden der Leiharbeit“ sprichwörtlich „am Arsch vorbei“. Der Einzelne ist jederzeit und leicht ersetzbar und es gibt genug Bewerber für diese Jobs. Es gibt eine Menge „Kohle“ zu verdienen, wenn man skrupellos ist und mit Lohndumping die Konkurrenz unterbietet, wenn man mit „Scheinwerkverträgen“ illegal Wettbewerbsvorteile erzielt oder sich im Kooperationsvertrag mit der Bundesagentur für Arbeit, quasi den Direktzugriff auf die Arbeitskräfte sichert.

Die Einhaltung ordentlicher Arbeitsverträge, Einhaltung gesetzlicher Schutzbestimmungen waren und sind nicht das Aushängeschild der Branche, wenn man Aussagen in einschlägig bekannten Internetforen oder Portalen glaubt, wo sich Leiharbeiter über ihre Erfahrungen austauschen. Die pünktliche und korrekte Bezahlung ist wohl auch nicht.

Wer nicht spurt, hatte schnell Ärger und wer „aufmüpft“, bekommt es schnell mit dem „Luden“ zu tun, der als „Vorgesetzter“ mit seinen Handlangern die Unterwerfung der Beschäftigten abtrotzt. Wer keine „ordentliche Beschäftigung“ bekommt, geht zur „Hure Leiharbeit“. Dort kannste „Dich dann für die Anderen“ bücken, so die vorherrschende Meinung.

So oder ähnlich stellten sich viele „Laienbeobachter“ diese Branche in den 60er Jahren vor, die tatsächlich im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens am Arbeitsmarkt in Deutschland in die negativen Schlagzeilen kam, weil es viele „schwarze Schafe“ gab, die tatsächlich ihre Beschäftigten nicht krankenversichert hatten oder anderen typischen Verpflichtungen oder sozialen Aufgaben eines „Arbeitgebers“ nicht nachkamen. Die Ausbeutung in der Leiharbeit wurden als solche erkannt, aber was wurde als Alternative aus ihr oder den Arbeitsmarktbedingungen gemacht?

Wird sich etwas ändern, wenn es „richtige“ Tarife oder „Equal Pay“ gibt?
Die Branche ist als Jobmotor, als Beschäftigungsmaschine durch die Politik entdeckt und eingespannt worden. Kein anderer Wirtschaftszweig hat so starke Wachstumsimpulse. In Sachen der wirtschaftlichen Bedeutung ist diese Leiharbeit ein Primus, genauso wie bei der Zahl ihrer Beschäftigten. Auch die Profitraten sind ein Anziehungspunkt, wie zunehmende die Zahl der Betriebe zeigt. Eine Art von Marktbereinigung gibt es durch Aufkäufe und Konzentration, aber die größte Marktbereinigung gab und gibt es in wirtschaftlichen Krisenzeiten. Wer nicht genug Kapital aus seinen Geschäften gezogen hat, ist schnell aus dem Rennen.

Leiharbeit bietet einer gescheiterten Arbeitsmarktpolitik einen Ausstiegskorridor, indem viele Arbeitssuchende oft die einzige Chance finden, wieder in eine Erwerbsarbeit zu bekommen. Denn egal welche Schritte die Politik eingeleitet hat, konnte die so genannte Sockelarbeitslosigkeit nie markant gesenkt werden. Mit der „Adelung“ der Leiharbeit zu einem „Normalarbeitsverhältnis“ in der Agenda 2010, bei der gesetzliche Reglementierungen weitgehend abgeschafft wurden, hat dieser Branche ihr größtes Wachstum der letzten 20 Jahren beschert, trotz der bekannten Probleme.

Die Wirtschaft nutzt dieses legale Instrument des „Anheuerns und Feuerns“ nach Kräften, um die aus ihrer Sicht nötige Flexibilität in der Personalpolitik und Reaktionsfähigkeit auf Marktumstände umzusetzen, ohne dafür erhebliche Kosten (Kündigung und Abfindung) hinnehmen zu müssen.

Leiharbeit bietet, trotz Tarifverträgen,immer noch eine kostengünstige Option zu Festbeschäftigten. „Equal Pay“ könnte daran erheblich etwas ändern, deshalb wird es von Arbeitgebern und der Politik verhindert. Bisher haben die Beteiligten vom Lohnunterschied zwischen Leiharbeiter und betrieblich Beschäftigten partizipiert, daran haben die Tarifverträge der Leiharbeiter mit den geringen Löhnen nichts geändert. Trotz Tarif heißt die Manifestierung „weniger Geld für eine gleiche Arbeit“.

Die Schaffung tariflicher bzw. gesetzlicher Mindestlöhne, legt Löhne fest, die weit weg vom „Equal Pay“ sind. Auch wenn ein Teil des Profits der Branche wegfällt, ist immer noch genug zu verdienen. Die Annäherung der Leiharbeit an so genannte „Normalarbeitsplätze“ rückt aber erheblich näher.

Die Umkehrung des negativen Images wird durch die großen Unternehmen der Branche vollzogen. Mit Sponsoring im Sport, sozialem Engagement oder auch als „Kunstmäzene“ stellt sich Leiharbeit in der Öffentlichkeit, als „ganz normale“ Arbeitgeber und Unternehmer dar und lenken damit von ihrer „problematischen“ Seite geschickt ab, die sie als „Zwischenhändler der Ware Arbeitskraft“ immer noch haben. Denn sie bleiben was sie sind „Luden der Leiharbeit“, die als eine Art von Drückerkolonne den Arbeitsmarkt abgrasen und ihre Beschäftigten wie „Prostituierte“ wirken lassen.

Die bisher bekannte Höhe der Mindestlöhne, wird die Diskussion „gleiche Arbeit für gleiches Geld“ endgültig vom Tisch fegen. Sanktionsdruck wird viele Arbeitssuchende weiter in ihre Arme treiben.

Betriebe die Leiharbeit bisher aus „moralischen“ Gründen ablehnten, werden „ohne Gewissensbiss“ darauf zugreifen, denn es gibt ja den Mindestlohn. Die Politik hat die Richtung vorgegeben und die Branche sie dankbar aufgenommen. Die Armutsfalle wird den „Profitbringern“ nicht erspart und Altersarmut ist vorprogrammiert. Leiharbeit ist und bleibt was sie ist, „die Hure des Arbeitsmarktes“.

 

 

 


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