Die englische Lügenpropaganda im Weltkrieg und heute

Die militärischen und diplomatischen Lügen, die England in den ersten Kriegsmonaten ersann, sind Legionen. Die Welt durch Falschmeldungen irrezuführen, war die Hauptaufgabe des englischen Informationsministeriums und der britischen Propagandastellen und Nachrichtenagenturen. Eine Gegenüberstellung von Lügen aus den ersten Kriegsmonaten des Jahres 1914 mit denen des Jahres 1939 beweist, daß die Methodik und lügnerische Aufmachung der englischen Propaganda die gleiche geblieben ist.

Der Zweck der planmäßig gelenkten Lügenfeldzüge war 1914 und ist 1939 derselbe: die Weltöffentlichkeit zu täuschen, die Neutralen zu beeinflussen, den Mut der in den Krieg gehetzten Völker zu stärken und den Eindruck zu erzeugen, als sei Deutschland militärisch, wirtschaftlich und moralisch am Zusammenbrechen. Die Daily Mail meldete schon am 22. August 1914, daß in Berlin alle Lokale geschlossen seien und nur noch in der Friedrichstraße elektrisches Licht erlaubt sei. Nachts liege die Stadt in tiefem Dunkel. Berlin sei absolut von aller Kultur Europas abgeschnitten. Der Kaiser habe sich zum Journalisten verwandelt und schreibe selbst alle Nachrichten, die er wünsche. (Der Londoner Rundfunk verbreitete seit Beginn des Krieges Meldungen über eine totale Desorganisation in Deutschland.)

Die Times vom 20. August 1914 wußte Allerneuestes von den militärischen Fronten zu berichten: Die Russen rücken auf Berlin vor, sie stehen 50 Kilometer davor; Marsch der Russen auf Danzig; die Serben besetzen Wien; großartige Begeisterung in Serbien; Aufstand in Österreich; die Tschechen meutern und erschießen ihre Offiziere. (Analog meldete der Londoner Sender am 23. September 1939, der Feldzug in Polen habe den Deutschen mindestens 1000 Flugzeuge gekostet, wenn nicht noch mehr; analog behauptete News Chronicle, zur Unterdrückung der Aufstände im Protektorat Böhmen und Mähren seien auf Befehl Neuraths zehntausend Personen hingerichtet worden.)

Ein Kriegskorrespondent der Times telegraphierte Ende August 1914 aus Brüssel nach London: alle von der Front hierher gelangten Nachrichten zeigen, daß die deutsche Armee infolge ihrer schweren Verluste vor Lüttich unter Abschneidung ihrer Proviantzufuhr völlig demoralisiert sei. Alle deutschen Soldaten sind halbverhungert, mutlos und erbittert darüber, daß sie sich in einem hoffnungslosen Kriege zusammenschießen lassen müssen. (Reuter log am 23. September 1939 über Gesundheitsschädigungen bei 25 Prozent der deutschen Truppen in den Befestigungen der Siegfriedlinie; schlechte Luft und durch den Beton sickerndes Wasser hätten schwere Krankheiten hervorgerufen und die Stimmung der deutschen Soldaten sei keineswegs kriegsfreudig.)

"Tötet diese Fliege!" Der deutsche Kaiser als Schmeißfliege, ein Ungeziefer zum Erschlagen
„Tötet diese Fliege!“ Der deutsche Kaiser als Schmeißfliege, ein Ungeziefer zum Erschlagen

Daily Chronicle vom 1. September 1914 zog in einer „Leserzuschrift“ gegen den Kaiser zu Felde:

„Was soll mit dem deutschen Kaiser geschehen? In Ihrer und in anderen Zeitungen sehe ich eine neue Karte von Europa, worin der deutsche Kaiser immer noch als Monarch geduldet wird, wenn auch mit einem verminderten Reiche. Ich glaube einer sehr verbreiteten Anschauung Ausdruck zu geben, wenn ich sage, daß ein Monarch, der in so schändlicher Weise sich an der Zivilisation versündigt hat, absolut unwürdig ist, in irgendeiner Form königliche Rechte auszuüben. Ich persönlich werde nie mit dem Ergebnis dieses Krieges zufrieden sein, wenn nicht Kaiser Wilhelms Leben verwirkt ist oder wenn er nicht für Lebenszeit nach St. Helena oder einer noch einsameren Insel verbannt wird!“

Evening News nahmen die Propagandaschlagworte Chamberlains im September 1939 ins Vokabularium der Hetzpresse und schrieben,

„Der mutige Kampf der Polen wird den Tod Hitlers und der ihn umgebenden Banditen bedeuten!“

Die Times erklärte wörtlich.

„So lange Hitler und der Hitlerismus nicht verschwunden ist, gibt England keinen Frieden!“

Daily Chronicle log bereits am 5. August 1914, daß die Deutschen planen, in Holland einzufallen. Der Londoner Rundfunk übernahm 25 Jahre später dieselbe Lüge und erfand „12 deutsche Divisionen“, die die Schweiz bedrohen.

Der Verleumdungsfeldzug Knickerbockers in Gemeinschaft mit dem Londoner Lügenministerium war schon in der Weltkriegspropaganda vorhanden. Die London Financial News schrieben und logen am 10. September 1914, daß gleich nach Ausbruch des Krieges Kaiser Wilhelm ungeheure Summen auf der anderen Seite des Ozeans angelegt habe. Der Kaiser sei jetzt einer der größten Grundbesitzer in den westlichen Staaten der Union und in Kanada.

Daily Telegraph beteiligte sich schon am 29. Oktober 1914 an der Revolutionshetze.

„Trotz der Wachsamkeit der deutschen Behörden sind an den Anschlagsäulen in Berlin unzählige Zettel mit der Aufschrift erschienen: ‚Wir wollen Frieden, nieder mit dem Kaiser!‘ Den Reisenden, die die Stadtbahn benutzen, ist es daher befohlen worden, die Vorhänge der Wagen geschlossen zu halten, damit sie die Zettel nicht lesen können.“

(Die Times fand am 14. November 1939 heraus, daß die Passanten in Berlin während der Verdunkelung plötzlich in ihren Taschen aufreizende Flugschriften fänden. Vier Tage zuvor behauptete das Reuter-Büro, daß kriegsfeindliche Kundgebungen in Düsseldorf, Hannover, Hamburg und Potsdam stattgefunden hätten und daß insgesamt 18 Personen hingerichtet worden seien.)

Die Londoner Lügenpresse wiederholte Anfang November 1914 (Daily Telegraph, Times u.a.) die Meldung von einer schweren Verwundung des deutschen Kronprinzen. Man sagte den Kronprinzen auch tot. In „Privatbriefen“ (der englischen Zeitungsschreiber) wurde sogar von einer erfolgten Beisetzung des Kronprinzen gesprochen, und die Briefschreiber wollten ausnahmslos dem Begräbnis beigewohnt haben. (Am 10. November 1939 berichteten englische und französische Nachrichtenagenturen, getreu dem alten Schema, von dem Tod des Polizeipräsidenten von Potsdam, Wedel. Daily Sketch meldete am 15. November, daß Prinz Max von Baden unter „Hausarrest“ stehe, der genau zehn Jahre und zehn Tage vor dieser Meldung gestorben war.)

"Tötet diese Fliege!" Der deutsche Kaiser als Schmeißfliege, ein Ungeziefer zum Erschlagen
„Tötet diese Fliege!“ Der deutsche Kaiser als Schmeißfliege, ein Ungeziefer zum Erschlagen

Folgende „Originallüge“ des Reuter-Büros wurde im Weltkrieg von der neutralen Presse, u.a. vom Chicagoer Wochenblatt (15. Dezember 1914), übernommen:

„In Berlin gibt es nur noch Frauen. Lebensmittel gibt es schon seit Wochen nicht mehr. Die Einwohner saugen an ihren Fingern und fristen so notdürftig ihr Dasein. Die Leute frieren entsetzlich. Die Nächte sind schauerlich. Natürlich stockfinster. Hin und wieder hört man das verzweifelte Schreien der Frauen, die im Straßensumpf versinken.“

(Ähnliche Milieuberichte über eine katastrophale Lage in Berlin verbreitete der Londoner Rundfunk in den ersten Kriegsmonaten ständig: am 10. November log Havas entsprechend, daß unter den aus dem Baltikum zurückgekehrten Deutschen in Posen eine Selbstmord-Epidemie herrsche.)

Eine üble diplomatische Verleumdung leistete sich der Daily Telegraph am 31. Dezember 1914. Aus „hochautoritativer“ Quelle wollte das Blatt erfahren haben, daß Deutschland versucht habe, Schweden zur Teilnahme am Krieg gegen Rußland zu verleiten. Deutschland sollte Schweden für diese Hilfeleistung das Protektorat über Finnland sowie alle russischen Küstengebiete an dem Weißen Meer und alle russischen Inseln in der Ostsee versprochen haben. (Im Oktober 1939 entstellte News Chronicle eine Unterredung Sven Hedins mit Adolf Hitler und fälschte private Ansichten und Auffassungen des schwedischen Forschers, um sie als Äußerungen des deutschen Reichskanzlers auszugeben.)

Daily Mail vom 21. November 1914 wußte zu berichten, daß 18 bayrische Soldaten des Landsturmes, zwischen 50 und 60 Jahre alt, in Lüttich erschossen wurden, weil sie nicht an die Front wollten. 450 andere wären nach Deutschland gebracht worden und vor ein Kriegsgericht gestellt. (Am 20. September 1939 log Reuter, daß mehr als tausend Nazis und 60 Unterführer wegen Sabotage und Defaitismus seit Kriegsbeginn erschossen worden seien. Daily Express behauptete am 26. September, daß Meinungsverschiedenheiten zwischen den Naziführern beständen. Am 18. November stellte auch das Pariser Oeuvre, der britischen Lügentradition hörig, wahnwitzige Kombinationen über angebliche Meinungsverschiedenheiten innerhalb des deutschen Generalstabes auf.)

Deutsche Soldaten benutzen einen Rot-Kreuz-Wagen als Tarnung für einen MG-Angriff auf nichtsahnende Opfer.
Deutsche Soldaten benutzen einen Rot-Kreuz-Wagen als Tarnung für einen MG-Angriff auf nichtsahnende Opfer.

Die Londoner Zeitschrift The War rang um die Palme der Verleumdung der deutschen Soldaten. Mitte September 1914 brachte sie auf dem Umschlag ihrer Nummer das „Rote-Kreuz-Maschinengewehr der Deutschen“. In einem mit dem roten Kreuz geschützten Wagen ist ein Maschinengewehr eingebaut, das von mehreren deutschen Soldaten mit grimmigem Aussehen bedient wird. (Die englische Greuelpropaganda bediente sich während des Feldzuges in Polen des gleichen Motivs, um die deutschen „Hunnen“ und „Barbaren“ zu diffamieren. Reuter log am 21. September, die Deutschen bombardierten das Rote-Kreuz-Lazarett in Warschau, obwohl es deutlich mit dem Roten Kreuz gekennzeichnet war; am 16. September behauptete Multi-Havas, daß deutsche Flieger offene Städte und Dörfer, vor allem Flüchtlingszüge und bewegliche Abteilungen des Roten Kreuzes bombardierten und aus 15 bis 20 Meter Höhe mit Maschinenpistolen beschossen.)

"Der Triumph der 'Kultur'." Hetzbild aus der britischen Zeitschrift "Punch".
„Der Triumph der ‚Kultur‘.“ Hetzbild aus der britischen Zeitschrift „Punch“.

Weitere absurde englische Lügen und Verleumdungen aus den ersten Kriegsmonaten des Weltkrieges waren die Behauptungen des Manchester Guardian vom 17. September 1914, Deutschland habe „Plünderungs-Sachverständige“ nach Frankreich entsandt, des Northcliffe-Blattes Daily Mail, Deutschland habe schon vor dem Kriege in Belgien Standorte für Kanonen gemietet und bezahlt, der Central News, daß deutsche Offiziere in Löwen Juwelen gestohlen und Goldwaren und Pianos nach Deutschland geschickt hätten.

In den ersten Kriegsmonaten 1939 verbreitete die englische Presse und der britische Rundfunk nicht minder absurde Lügen: deutsche Pioniere hätten die Christusstatue in Posen in die Luft gesprengt (Londoner Kurzwellensender, 14. November); slowakische Regimenter, die in Aachen stationiert seien, hätten den Gehorsam verweigert, worauf sie aufgelöst und nach Hause geschickt worden seien (Londoner Rundfunk, 19. November); in deutschen Museen würde ein Ausverkauf von Bildern alter Meister im Ausland stattfinden, um auf diese Weise neue Devisen hereinzubekommen; die Gestapo habe angeordnet, daß alle diejenigen wieder verhaftet würden, die während der letzten sechs Jahre irgendwann einmal in einem Gefängnis oder Konzentrationslager gewesen wären (Daily Mail, 3 . November); in Potsdam würden die alten Adelsdamen aus ihren Stiften auf die Felder hinausgetrieben, um Kartoffeln zu sammeln.

"Antideutsche Union". Dieses Hetzplakat läßt (gewiß unbeabsichtigt) durchblicken, worum es den Briten im Grunde geht: um die Ausschaltung der deutschen Wirtschaftskonkurrenz! "Keine deutsche Ware! Keine deutschen Arbeiter! Kein deutscher Einfluß! ENGLAND DEN ENGLÄNDERN!" Wenn sich aber heutzutage ein Deutscher ähnlich äußert - "Deutschland den Deutschen!" - gibt es auch in England gleich ein großes Geschrei über das Wiederaufleben des Nazismus etc. Heuchelei in Reinkultur!
„Antideutsche Union“. Dieses Hetzplakat läßt (gewiß unbeabsichtigt) durchblicken, worum es den Briten im Grunde geht: um die Ausschaltung der deutschen Wirtschaftskonkurrenz!
„Keine deutsche Ware! Keine deutschen Arbeiter! Kein deutscher Einfluß! ENGLAND DEN ENGLÄNDERN!“ Wenn sich aber heutzutage ein Deutscher ähnlich äußert – „Deutschland den Deutschen!“ – gibt es auch in England gleich ein großes Geschrei über das Wiederaufleben des Nazismus etc. Heuchelei in Reinkultur!

Daß England in einem Kampf auf Leben und Tod diese Lügenpropaganda organisiert, die die ganze Dämonie der im Weltkrieg mit kalter Berechnung in die Welt gesetzten Propagandazerrbilder beschwört, läßt die Gewissenlosigkeit der Mittel um so greller erscheinen. Jede Lüge muß zunächst als Nachricht wirken und auch ein englisches Dementi einer Lüge muß so abgefaßt sein, daß eine Spur, ein Rest von Wahrheit für die übrige Welt hängen bleibt – dieses System, das einst Lord Northcliffe zur Richtschnur seiner gehässigen Suggestionspropaganda erhob, wurde von seinen heutigen Nachfolgern in England übernommen. Der journalistische Meuchelmord wurde als demokratische „Tugend“ verbrämt, und auf diesem Hintergrund schwelgten die britischen Minister in Moral und Gerechtigkeit.

Auch der alten Überlieferung der englischen Propaganda, eine politische Spaltung innerhalb Deutschlands zu begünstigen, blieben die neuen Lügenlords an der Themse treu. Wieder wurden mysteriöse Flugblätter über Deutschland abgeworfen, die zum Widerstand gegen die Regierung aufforderten und verleumderische Behauptungen über führende Persönlichkeiten enthielten.

Wieder spekuliert England auf eine „Opposition“ in Deutschland, die den Führer beseitigen soll. Da, wo die Propaganda und die britische Politik keine Erfolge erzielt, organisieren beide den politischen Mord, organisiert der Intelligence Service ein Attentat auf den Führer in München. Die verbrecherischsten Mittel der englischen Politik entsprechen den verbrecherischen Methoden der Propaganda.

Der heldenhafte britische Soldat schlägt die feigen Deutschen in die Flucht. Auch die Unterstellung der Feigheit ist eine Propagandataktik, die den Feind demoralisiert und das eigene Rückgrat stärkt..
Der heldenhafte britische Soldat schlägt die feigen Deutschen in die Flucht. Auch die Unterstellung der Feigheit ist eine Propagandataktik, die den Feind demoralisiert und das eigene Rückgrat stärkt..

Schon 1915 erkannte Friedrich Leiter in seiner Schrift Die Zeitung im Kriege und nach dem Kriege die psychologische Methodik der englischen Lügenpropaganda, nämlich nicht Nachrichten zu vertreiben, wie sie sich aus den tatsächlichen Vorgängen und Ereignissen ergeben, sondern unter völligem Verzicht auf die Wahrheit Meldungen in die Welt zu setzen, wie man sie eben wünscht, daß sie sein sollten.

„Die Urheber und Helden der Lügenfeldzüge wissen die Wirkung der Strategie richtig zu werten. Die Tragkraft der papiernen Kanonen reicht sehr weit, über Länder und Meere. Es wird ihnen leicht, zielsicher und unermüdlich und vor allem planmäßig die ihnen zugängliche öffentliche Meinung und Stimmung zu belagern.

Die feigen Deutschen ziehen "unter Deckung" durch ein Dorf - hinter einem kleinen Mädchen mit Regenschirm!
Die feigen Deutschen ziehen „unter Deckung“ durch ein Dorf – hinter einem kleinen Mädchen mit Regenschirm!

Je weniger der Verlauf der Kriegsereignisse den Erwartungen der Gegner entspricht, desto ausgiebiger sind die Lügen. Die Berechnung der Lügenberichterstattung, die unter amtlicher Patronanz funktioniert, ist eine teuflisch einfache. Sie basiert auf einem hemmungslosen Walten der Frivolität der Nachrichtenverbreitung. Je ausdauernder die Prozedur, je stärker die Dosierung, um so sicherer die Wirkung. Wenn die lügenhafte Darstellung Tag für Tag oder öfter des Tages ihre suggestive Macht ausübt, unterliegt der Leser der Suggestion. Er glaubt der Unwahrheit, er kann nicht anders, mag er anfänglich sich auch wehren und den Meldungen mit Skepsis begegnen, weil sein gerader und gesunder Verstand ihn vor kritikloser Vertrauensseligkeit warnt und ihm sein richtiger Instinkt zuraunt: was du hier liest, ist boshafte Lüge. Er ist dieser Behandlung ohne Aufhör unterworfen und so lange und so beharrlich, bis der arme gefangene Leser unterliegen muß.“

England bot im Weltkrieg alle Mittel auf, um eine umfassende Konzentration der Lügenpropaganda durchzuführen. Sie gipfelte in dem Propagandakomitee Lord Northcliffes, das im Februar 1918 durch die Zusammenlegung des „Wellington House“ und des „Department of Information“ begründet wurde. Northcliffe organisierte im „Crewe House“ die sogenannte „British War Mission“, die in engster Verbindung mit seiner Massenpresse und Reuter arbeitete.

Hier wurden die Greuellügen, die Verleumdungsfeldzüge in der britischen Presse, die revolutionären Flugblätter, die Weltfriedensprogramme fabriziert und alle Maßnahmen des propagandistischen Geheimdienstes im neutralen Ausland festgelegt. Hier rief Northcliffe Journalisten, Schriftsteller, Nachrichtenoffiziere, Geschichtsprofessoren und Propaganda-Experten zusammen, um durch einen groß angelegten Werbefeldzug einen Keil zwischen das deutsche Volk und seine Regierung zu treiben. Anfang März 1918 fanden in London bereits interalliierte Propagandakonferenzen statt, und die Propaganda ergriff die Initiative, um der Politik als Schrittmacherin zu dienen.

King-Halls im Sommer 1939 versandte Briefe an den „lieben deutschen Leser“ waren schon in der Propagandazentrale Northcliffes bekannt. Crewe House schickte „Londoner Briefe“ an deutsche, schweizerische und skandinavische Zeitungen. Die Methode des Londoner Rundfunks, die Namen der deutschen Kriegsgefangenen in England zu verbreiten, geht auf Northcliffe zurück. Er ließ durch geheime Agenten in den deutschen Kriegshäfen zur Abschreckung für Unterseebootsbesatzungen Listen von Namen der gefangenen U-Boot-Kommandanten verbreiten mit Beschreibung, Angabe ihres Ranges und ihrer Boote. Ein besonderes Propagandamittel Northcliffes war die „Schützengrabenzeitung“ in deutscher Sprache, von der wöchentlich eine halbe Million Exemplare verbreitet wurden. In diesen Blättern wurde die völlige Nutzlosigkeit jedes Widerstandes betont und unter Auswertung der altbekannten britischen Schlagworte, wie Militarismus, Völkerbund, Abrüstung und Weltfriede den deutschen Truppen und dem deutschen Volke vorgespiegelt, daß es sich nicht um seine Vernichtung, sondern nur um seine Befreiung von den herrschenden militärischen Kreisen handelte.

"For gootness sake go back! Here kom der British." Die propagandistisch wertvolle "Feigheit der Deutschen"...
„For gootness sake go back! Here kom der British.“ Die propagandistisch wertvolle „Feigheit der Deutschen“…

Im jetzigen Kriege Englands gegen Deutschland war die Konzentration der Propaganda nicht im vierten Kriegsjahr, sondern schon im ersten Kriegsmonat vollzogen. Lord MacMillan wurde zum Informationsminister des britischen Propagandaministeriums ernannt. Die Erfahrungen, die er im Jahre 1918 als Hetzkuli Lord Northcliffes machte, setzte er sogleich bei Kriegsbeginn in die „alte“ Praxis um.

Den „Höchstwert an Propaganda“ zog MacMillan aus der Verbreitung falscher Nachrichten, aus infamen Lügen und bösartigen Verleumdungen. MacMillan begann den Propagandakrieg mit weißer Munition und genau den gleichen Parolen, ja sogar mit den gleichen Phrasen wie Northcliffe 1918.

Die ganze Aufgabe MacMillans bestand bisher darin, die alten Inhalte der englischen Politik etwas zeitgenössischer zu frisieren und die alten Schlagworte neu zu formulieren. MacMillans „Kriegsführung in den Zeitungen“ vertrat den englischen Standpunkt vor der Welt mit Lügen. Das hielt Northcliffe schon 1918 für den leichtesten und sichersten Weg zum Sieg.

Mit seinem Buch Weltkrieg ohne Waffen hat Hans Thimme die Wirkung und die Bedeutung der Propaganda fest umrissen:

„Die Willensanspannung eines Volkes oder Heeres, die zum Erfolg führt, ist ihrerseits wieder durch geistige Voraussetzungen, wie zum Beispiel durch den Glauben an die gute Sache oder das Vertrauen zu den Führern, bedingt. Werden die Voraussetzungen erschüttert, wird auch das Handeln ebenso wie der Erfolg in Frage gestellt. Und hier spielt die Propaganda eine wichtige Rolle, denn sie beeinflußt die Überzeugungen der Massen und sie wird eine gewaltige Macht, wenn sie sich der zeitgemäßen Ideen bedient. Es kommt auf einen ziemlich oberflächlichen Materialismus heraus, wenn man glaubt, den Erfolg von seinen geistigen Voraussetzungen abtrennen zu können. Gewiß, der Erfolg übt nachträglich einen starken Einfluß auf die öffentliche Meinung aus. Aber das Umgekehrte ist genau so wahr: der Glaube bedingt den Erfolg.“

Wenn Lord Northcliffes Schüler heute wieder in England am Werke sind, so dienen sie damit nicht dem Weltfrieden und der Verständigung der Völker, sondern im Grunde einem Prinzip, das einen Vertrag von Versailles ermöglichte und erneut einen Friedensvertrag ermöglichen soll, mit dem verglichen der Vertrag von Versailles ein Kinderspiel ist (King-Hall).

Die Spaltung des deutschen Nationalwillens im Weltkrieg ließ eine feindliche Propaganda den Krieg gewinnen. Heute steht der feindlichen Propaganda ein geballter und unerschütterlicher deutscher Nationalwille gegenüber und je stärker die Propagandawelle anbraust, desto kräftiger wird sie zurückgeschlagen.

Im Weltkrieg bestand Englands Propaganda in einem gewissenlosen System von Lügen, Verleumdungen, Fälschungen und Entstellungen. Dieses System hat Deutschland längst durchschaut. Wieder glaubt England mit den gleichen Lügen Deutschland vernichten zu können. Diesmal wird die britische Anstrengung wirkungslos bleiben. Diesmal deckt die englische Presse mißmutig die gröbsten Fehler des Lügenministeriums auf. Diesmal mißglückt jede Spekulation der Propaganda auf eine „Opposition“ in Deutschland, jede britische Hoffnung auf ein „heimliches, anderes“ Deutschland. Diesmal klärt Deutschland die Welt mit der Wahrheit auf.

Kann die Propaganda als wirklich politisches Mittel gelten, so heißt dies, daß sie wahre Macht schafft, ein Machtfaktor ist und zur Verstärkung einer Machtstellung angewandt werden kann. Nur die Propaganda der Wahrheit kann heute wahre Macht schaffen.

Mit der Propaganda der Unwahrheit konnte in vier Kriegsjahren das Ethos der Weltpresse vernichtet werden. Für den Frieden der Welt aber hat in erster Linie jene Propaganda abzurüsten, die die Gesetze der öffentlichen Verantwortung boykottiert und deren einziges Ziel die Vergiftung der öffentlichen Weltmeinung ist. Deutschland hat in seiner Wahrheitspropaganda ein Beispiel vor der Welt gegeben. Möge auch die übrige Welt das tun, was dem Frieden dient: der Wahrheit dienen.

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Schriften des Deutschen Instituts für Außenpolitische Forschung und des Hamburger Instituts für Auswärtige Politik, Heft 38 Herausgegeben in Gemeinschaft mit dem Deutschen Auslandswissenschaftlichen Institut Das Britische Reich in der Weltpolitik, Heft 23. Junker und Dünnhaupt Verlag, Berlin, ©1940.
Diese digitalisierte Version © 2002 by The Scriptorium.
Alle Illustrationen wurden vom Scriptorium hinzugefügt.


Quelle und Kommentare hier:
http://www.wintersonnenwende.com/scriptorium/deutsch/archiv/luegenpropaganda/elp00.html