Die deutsche Alleinschuld am Kriegsausbruch

von VHO

„Der Angreifer ist derjenige, der seinen Gegner zwingt, zu den Waffen zu greifen.“

Friedrich der Große

Dieser Ausspruch des großen preußischen Königs trifft auf die Geschehnisse der Zeit vor dem 1. September 1939 voll und ganz zu. Selbst wenn die Deutsche Wehrmacht damals tatsächlich den ersten Schuß abgegeben hätte, wäre sie noch lange nicht der Angreifer gewesen. In seiner Reichstagsrede am 1. September 1939 konnte Hitler unter anderem mit gutem Grund behaupten:

Seit 4.45 Uhr wird nun „zurückgeschossen“.

Denn bis zu diesem Zeitpunkt ist von seilen der Polen wahrhaftig genug „geschossen“ worden. Kaum ein anderer Staat hätte unter annähernd gleichen Umständen gegenüber Polen diese „unendliche Geduld“ aufgebracht, wie es das Deutsche Reich fertigbrachte.

Wie Polen bereits vor Kriegsbeginn Waffen einsetzte, soll kurz aufgeführt werden:

Am 23. und 24. August beschossen polnische Batterien im Raum Danzig über der Ostsee drei deutsche Verkehrsflugzeuge.

Am 28. August 1939 schoß ein MG-Trupp der deutschen Grenzüberwachung auf polnische Kavallerie, die auf deutschem Gebiet Bauern jagte. Am selben Tag zündeten Polen fünfzehn Kilometer tief auf deutschem Gebiet, im deutschen Haldenburg, Häuser an.

Von März bis August 1939 ereigneten sich mehr als 200 polnische militärische Grenzverletzungen mit Brandlegung, Mord und Verschleppung von deutschen Zivilisten. Bis August 1939 flüchteten mehr als siebzigtausend Deutsche vor polnischem Terror ins Reich. In der Nacht vor dem Einmarsch deutscher Truppen in polnisches Gebiet, hatten polnische Granatwerfer die deutsche Großstadt Beuthen (Oberschlesien) beschossen. (Verfasser befand sich zu dem Zeitpunkt in der Stadt.) Einige Stunden zuvor wurde auf den Gleiwitzer Sender ein Überfall verübt, der von polnischer Seite, wenn auch ohne Gegenbeweise, bestritten und als „deutsche Provokation“ dargestellt wird.

Am 30. August 1939 um 16.30 Uhr ordnete Polen die Generalmobilmachung an und unterbrach den Zugverkehr von Ostpreußen durch den Korridor. Der polnische General Sosnokowski äußerte am 31. März 1943 in London:

„Der Entschluß Polens vom 30. August 1939, der dem Befehl zur allgemeinen Mobilmachung zugrunde lag, kennzeichnet einen Wendepunkt in der Geschichte Europas. Hitler wurde damit vor die Notwendigkeit gestellt, Krieg zu führen zu einem Zeitpunkt, da er weitere unblutige Siege zu erringen hoffte.“ „Die Generalmobilmachung Polens am 30. August 1939 bedeutete nach den Grundsätzen der damaligen Zeit soviel wie eine ,Kriegserklärung‘.“ (David Hoggan, „Der erzwungene Krieg“, 1961, 14. Auflage, Seite 426.)

In seinen Kriegshetzerreden nannte Oberst Beck Hitler einen „feigen Österreicher“, der es trotz der massiven Herausforderung Polens nicht wage, Polen anzugreifen. („Foreign Relations of USA 1939″, Vol. l, Seite 113-119.) Da es den Polen nicht gelang, Hitler zum Angriff auf Polen zu zwingen, erfolgte der polnische Überfall auf Deutschland am 31. August 1939, dreiundzwanzig Uhr (Auswärtiges Amt 1939 Nummer 2, „Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges“, Seite 438, Nummer 340: David Hoggan, a. a. O., Seite 425 f.).

Noch am 31. August vormittags bat Hitler den Schweden Birger Dahlerus, in London anzurufen und um Verhandlung mit Polen zu bitten. Die kurze Antwort aus London war:

„Halts Maul!“

Am 31. August 1939 gab der Warschauer Rundfunk um Mitternacht bekannt:

„Wir sind auf dem siegreichen Vormarsch und werden gegen Ende der Woche in Berlin sein, die deutschen Truppen gehen an der ganzen Front in Unordnung zurück.“

Erst dann wurde, nachdem vormittags das Deutsche Auswärtige Amt die Nachricht von der Ermordung des deutschen Konsuls in Krakau erhalten hatte – in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht -, am 1. September 1939 zurückgeschossen.

Hierzu schreibt Else Löser, Kaiserslautern, früher Lodz:

„Nach der Ermordung des deutschen Generalkonsuls Schillinger in Krakau am 30. August 1939 erklärte Polen um Mitternacht des 31. August 1939 Deutschland den Krieg durch den Warschauer Rundfunk mit den Worten: ,Wenn der Hahn dreimal kräht befinden wir uns auf dem siegreichen Vormarsch nach Berlin und werden am Wochenende dort sein. Die Deutschen gehen an der ganzen Front in Unordnung zurück.‘ Und im Hintergrund ließen die phantasievollen Polen den Hahn dreimal krähen.“ (Heft 9, Seite 19)

Nach der polnischen Rundfunksendung gab Ribbentrop in der Wilhelmstraße bekannt, der regelrechte Krieg zwischen Deutschland und Polen sei nun unvermeidlich und der deutsche Vormarsch werde nicht noch einmal widerrufen.

„Der begrenzte deutsch-polnische Krieg hätte den Frieden Europas nicht länger als wenige Wochen zu stören brauchen. Es wäre für die fremden Mächte weitaus leichter gewesen, wirksam einzugreifen, um das Los der Polen zu bessern, zumindest in den von den Deutschen besetzten Gebieten, wenn der Krieg begrenzt geblieben wäre. Die Wiederherstellung des Friedens wäre Sache eines Augenblicks gewesen, anstatt eine in weiter Ferne liegende Möglichkeit.“ (David Hoggan, a.a.O., 14. Auflage, Seite 751.)

Jahrzehntelang war Polen ein kommunistischer Satellit geblieben. Ein fürchterlicheres Ergebnis kann man sich für die Führer Polens, die ihr Land 1939 rücksichtslos in einen hoffnungslosen Krieg mit Deutschland stürzten, überhaupt nicht vorstellen. Ihre grandiosen Hoffnungen und Träume von einem neuen Großpolen wurden nicht verwirklicht.

Ihr Volk fiel dem denkbar grausamsten Schicksal anheim. Schuld an diesem Schicksal Polens hatte nicht die deutsche Führung. Seit 1934 versuchte Hitler mit dem östlichen Nachbarn ein friedliches Nebeneinander zu erreichen. Die polnische Führung aber war wegen ihrer Träume eines „Großpolens“ einer Verständigung mit dem Reich nicht mehr zugänglich.

Dazu kam die Entschlossenheit der deutschfeindlichen Kräfte in London, den Krieg um jeden Preis zu entfesseln. England und Frankreich hätten jedoch Polen nicht zum Kriegsgrund gemacht, wenn sie nicht ständig von Washington dazu angestachelt worden wären. Am 20. August 1939 hatte Marschall Rydz-Smigly ausgerufen:

„Mit den Deutschen riskieren wir den Verlust unserer Freiheit, mit den Russen würden wir unsere Seele verlieren!“

Die Polen hätten in einem Konflikt mit Deutschland den Verlust ihrer Freiheit weder zu riskieren noch die Seele ihres Landes an Rußland zu verlieren brauchen, wenn man sie nicht zu Opfern der wahnwitzigen Verblendung ihrer Führer gemacht hätte, daß Polen eine Großmacht werden könnte. Halifax hat mit allen Mitteln die verzweifelte Herausforderung Polens an Deutschland gefördert, die dann in der langen Herrschaft der Sowjetunion über Polen endete.

Einen Tag vor Beginn der Kampfhandlungen in Polen lagen dem britischen Premierminister Chamberlain zwei Schriftstücke vor: Eines war das schon erwähnte und berühmte „16-Punkte-Angebot“ Hitlers, bei dem anderen handelte es sich um Informationen, die der englische Botschafter in Berlin, Sir Nevile Henderson, ihm am Vortage zugesandt hatte und die besagten, im deutschen Generalstab herrsche Unzufriedenheit, Hitler sei völlig verwirrt und die oppositionellen Generale dächten daran, die Lage für einen Staatsstreich auszunutzen. (Jaques Benoist-Mechin, „Wollte Adolf Hitler den Krieg? Generalprobe der Gewalt“, Preußisch Oldendorf, 1971, S. 509.) So trugen die falschen Informationen der deutschen Widerständler ans Ausland wesentlich mit bei zu dem verhängnisvollen Kriegsentschluß der polnischen sowie der britischen und französischen Regierung. Ähnlich unheilvoll war auch das Wirken von kommandierenden Vertrauensleuten des Widerstandes im späteren Rußland-Feldzug, wo man den Rückzug von im Einsatz befindlichen Fronteinheiten arrangierte, ohne die Nachbareinheiten zu benachrichtigen, so daß diese plötzlich mit ungeschützten offenen Flanken dastanden, was sich oft genug verheerend auswirkte. (Erklärung von Generalstabchef Oberst Beck, Interview mit W. Venohr in „Junge Freiheit“ 22/94 über einen Leserbrief von Prof. Dr. H. Schröcke, Kottgeisering.)

Was am 1. September 1939 ausbrach, war ein deutsch-polnischer Krieg. „Europäische Dimensionen“ nahm der Konflikt durch die englische und französische Kriegserklärung an Deutschland vom 3. September 1939 an. Die direkte Beteiligung der Sowjetunion und der Vereinigten Staaten von Amerika ab 1941 verwandelte den europäischen Krieg in einen Weltkrieg.

Sofort nach Kriegsbeginn begannen höchste deutsche Stellen bereits mit Friedensangeboten an die britische Regierung, die sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Kriegszustand mit Deutschland befand. Außer Bemühungen von Reichsaußenminister von Ribbentrop über seinen Vertrauten in London, Legationsrat an der deutschen Botschaft Dr. Fritz Hesse, machte vor allem auch Mussolini am zweiten Kriegstage vernünftige Vorschläge in London, um den erst eben ausgebrochenen Krieg zu beenden.

Sowohl seine Bemühungen als auch die von Ribbentrop wurden von der britischen Regierung abgelehnt. Reichsaußenminister von Ribbentrop wurde 1946 in Nürnberg von den Siegern wegen „Verbrechen gegen den Frieden“ gehenkt.

Auch Hermann Göring versuchte noch einige Stunden vor der englischen Kriegserklärung an Deutschland Verhandlungen mit London aufzunehmen, um den Frieden wieder herzustellen und einen drohenden deutsch-englischen Krieg abzuwenden. Zu diesem Zweck wollte er selbst nach England fliegen. Auch dieser Vorstoß blieb ohne Echo. Göring nahm sich 1946, kurz vor der Vollstreckung des gegen ihn vom alliierten Tribunal verhängten Todesurteil, das Leben.

Um den Frieden zu erhalten bzw. wiederzuerringen, bemühten sich außer der Reichsregierung auch europäische Monarchen, kirchliche Stellen und der deutsche Widerstand. Wegen der Wichtigkeit dieser kaum bekannten Bemühungen wird in einem eigenen Kapitel davon berichtet. So reagierte die eine Seite im Angesicht des drohenden Ausbruchs eines großen Krieges. Wie aber verhielt sich die andere Seite?

Anfang September 1939 sagte Britanniens Außenminister Lord Halifax:

„Jetzt haben wir Hitler zum Krieg gezwungen, so daß er nicht mehr auf friedlichem Wege ein Stück des Versailler Vertrages nach dem anderen aufheben kann.“ (DSZ-Archiv)

„Halifax schreibt in seinen Memoiren, daß er ,bereits 1936 zu einem neuen Krieg zwischen England und Deutschland in naher Zukunft entschlossen gewesen‘ sei. ,Er erwarte, irgendeine Phase der deutschen Vertragsrevision in Mitteleuropa werde den Briten dienen‘.“ (Brennecke, „Die Nürnberger Geschichtsentstellung“, Seite 123.)

Professor Michael Freund gibt folgende Schilderung:

„Im britischen Unterhaus herrschte Unruhe. Ein Abgeordneter der Arbeiterpartei begegnete dem britischen Außenminister Lord Halifax am 2. September 1939 in der Wandelhalle des Parlaments. ,Haben Sie noch Hoffnung?‘ fragte er. ,Wenn Sie Hoffnung auf Krieg meinen‘, antwortete Halifax, ,dann wird Ihre Hoffnung morgen erfüllt sein.‘ ,Gott sei Dank‘, erwiderte der Vertreter der Arbeiterpartei.“ (DSZ-Archiv)

Der zweite Weltkrieg war entbrannt. Er sollte über alle Teilnehmerstaaten viel Leid bringen und Deutschland im Osten des Reiches erneut und in untragbarem Maß amputieren. Aus den Dokumenten zur Vorgeschichte des Krieges sei das Dokument Nr. 482 herausgegriffen, in dem der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, v. Weizsäcker, an alle deutschen Missionen ein Rundtelegramm schickte, das folgenden Wortlaut hatte:

„Berlin, den 3. September 1939 Zur Information und Regelung der Sprache.

Nachdem der Versuch direkter deutsch-polnischer Aussprache durch das Nichterscheinen der polnischen Bevollmächtigten trotz zweitägigen Wartens der deutschen Regierung ergebnislos geblieben war und wir gezwungen waren, polnische militärische Übergriffe mit militärischer Aktion zu erwidern, forderten England und Frankreich von uns am 1. September die Zurückziehung deutscher Truppen von polnischem Gebiet. Kriegsgefahr schien jetzt noch beschworen werden zu können durch Eingreifen Mussolinis, der Waffenstillstand und anschließende Konferenz zur Lösung deutsch-polnischen Konflikts vorschlug.

Dieser Vorschlag ist von uns und auch von der französischen Regierung positiv beantwortet worden. Die britische Regierung hat hingegen heute mit zweistündiger Befristung die Forderung der Zurückziehung deutscher Truppen wiederholt und sich nach Ablauf dieser Frist als im Krieg mit Deutschland befindlich erklärt. Frankreich ist dann mit der Mitteilung gefolgt, daß es sich gezwungen sehe, Polen beizustehen.

Eine vernünftige deutsch-polnische Regelung wäre ohne Englands Dazwischentreten und seine antideutsche Einkreisungspolitik sicher längst zu erzielen gewesen. Statt aber Polen zum Einlenken zu ermahnen, hat England ihm Generalvollmacht gegen Deutschland erteilt, sich selbst in Abhängigkeit von Polens Entschlüssen gebracht und schließlich im letzten Augenblick auch den Vorschlag Mussolinis zum Scheitern verurteilt.

Damit ist die Saat der Männer aufgegangen, die in England seit Jahren die Vernichtung Deutschlands predigen. Dieser Verlauf der Ereignisse zeigt die klare Verantwortlichkeit Englands für den Kriegsausbruch.

Weizsäcker“

Das waren die Zeilen des Vaters des ehemaligen deutschen Bundespräsidenten.


Quelle und Kommentare hier:
http://vho.org/D/dsisis/13.html