Das wahre Gesicht des staatlichen Digitalisierungshype

von Niels Dettenbach

Wenn unser lieber „Papa Staat“ von Digitalisierung fabuliert, meint er nicht etwa die Vereinfachung von Behördengängen über das Internet, sondern die Digitalisierung des Lebens der Untertanen und ihrer Verwaltung. Als großes Vorbild wird da gern Estland herangeholt, wo ohne die staatliche ID-Card – dem elektronischen Personalausweis – längst nichts mehr geht.

Von der Gehaltsabrechnung, Arbeitgebern, über Bankkonten, Mietverträgen, Versicherungen und den meisten Einkäufen bei nichtstaatlichen Unternehmen bis hin zur kompletten Patientenhistorie aller Patientenakten, vom Ticket für den Verkehr bis hin zum Buchverleih von der Wiege bis zur Bahre, werden sämtliche Daten fein beim Staat gespeichert – zugänglich jederzeit für nahezu alle Staatsbeamte des Landes, die das freilich nie unerlaubt tun würden, weil sie dann ihren Job riskierten.

Das sei doch alles so fein praktisch, weil dann niemand mehr lästige Anträge stellen müsse. Bei Arbeitslosigkeit käme automatisch das ALG und die staatliche Jobvermittlung in Gang, wird ein Kind geboren, wird automatisch Kindergeld gezahlt und der Kindergartenplatz reserviert, mietet er eine Wohnung, werden Strom und Wasser ganz automatisch umgemeldet und Telefonabrechnungen wie Internetverträge wären sowieso ganz praktisch jederzeit abrufbar…

Freilich werden so auch Steuern vollautomatisch eingezogen, staatliche Forderungen gegen den Untertänling geltend gemacht und die Jagd von Personen mit Haftanordnungen gestaltet sich auch viel leichter – ja sogar die sogenannte Prävention, indem Papa Staat anhand der Personenprofile vorhersagen kann, wer bald zum Straftäter wird und – nicht zuletzt – wer gegen den Staat oder diese Politik ist. Wahlfreiheit gibt es keine mehr – „alles für alle“. Wer sich beispielsweise auf eine Katastrophe vorbereitet und damit zur sogenannten „Prepper-Szene“ gehört, kann so gleich dem Verfassungsschutz zur Überwachung übergeben werden – ganz automatisch und ohne Zutun des Betroffenen freilich.

Wer sich dann nicht durchweg erfassen lassen will, ist nicht mehr überlebensfähig. Er kann – nach der geplanten Bargeldabschaffung – nicht mal mehr legal Lebensmittel erwerben.

Wow! Lebenslange Vollbekindergärtnerung endlich für alle.

Wir müssen einfach nur die Hoheit über all unsere persönlichsten Informationen an den lieben Papa Staat abtreten, wo wir das doch eh schon bei Google und anderen gierigen Konzernen täten. Dass der – wie auch alle künftigen Regime – damit nie vorhaben wird, Unsinn anzustellen versteht sich von selbst.

Wie leicht sich Papa Staat selbst derlei Erlaubnisse ausstellen kann, ist hierzulande ja längst bekannt und derlei Anhäufungen sensibelster Daten auf einzelnen Halden wecken Begehrlichkeiten bei jedem, der eine staatliche Diktatur errichten will.

Abgesehen davon ist es – das weiß jeder bessere Hacker – die dümmste Idee, zu all den genutzten Diensten, die mit verschiedenen sensiblen Daten umgehen, dasselbe Passwort (oder Schlüsselkarte) zu verwenden, denn damit wächst nicht nur die Begehrlichkeit für Kriminelle, sich dieses Schlüssels zu ermächtigen – sie räumt damit auch Kriminellen nie auch nur annähernd geahnte Möglichkeiten ein, Menschen auszurauben, zu erpressen oder anderweitig auszunehmen. Es wäre nicht mehr möglich, zum Beispiel nur die „Gesundheitskarte“ mitzunehmen, ohne auch die Schlüssel für Bankkonten, Vermögensdepots und Verträge dabei zu haben.

Jeder wäre so ein kalkulierbar zuverlässig ertragreiches Opfer für Räuber, Erpresser und andere Kriminelle.

Dabei reichte nur ein einzelner korrupter Beamter oder Staats-IT-Fuzzi im Land aus, um einzelnen Personen oder ganzen Bevölkerungsgruppen ungeahnte Schäden zuzufügen.

Ebenso reichte nur eine gewichtigere Sicherheitslücke im System aus, um sich der Daten aller Einwohner im Land zu ermächtigen. Daran ändern auch all die vielen „Verschlüsselungen“ wenig, die dem Staat die Hoheit über diese Daten sichern soll.

Freilich wird es diese „Digitalisierung“ nicht freiwillig geben, denn schon längst wird daran gearbeitet, diese nicht nur deutschlandweit, sondern EU-weit durchzusetzen, damit sich jeder EU-Bürger in der ganzen EU vollbekindergärtnert wissen darf. Die parallel laufende Verstaatlichung des Internets komplettiert das Bild ja nur noch.

Dagegen sind selbst die größten kommerziellen Datenhalden a la Google und Co. absoluter Kindergarten.

Nachdem der Zwangsstaat – beziehungsweise Kirche und Staatsschranzen hinter diesem – mit Anbruch des modernen Buchdruckes ihr ewig geglaubtes Wissensmonopol (als wesentliche Basis der Staatsmacht der Regime gegen die Untertanen) verlor und damit die Aufklärung in Europa ermöglichte, verliert er momentan – mit Anbrechen des Informationszeitalters und dem Erscheinen des Internets (dem ersten nicht staatlich kontrollierten / verwalteten Kommunikationsmedium) sein Wahrheitsmonopol.

Daher soll nun das Informationsmonopol her, welches ihre Macht über wie gegen die Untertanen über das nächste Zeitalter rettet. Und die Untertänlinge werden das einmal mehr beklatschen – sind sie doch bereit, im Glauben an die ewige Verabtwortungsbefreiung durch den Staat als lebenslange Kindermenschen leben zu
dürfen.

Tausend Mal besser, heisst es, und sicherer seien die Daten hier aufgehoben, als bei Konzernen und kommerziellen Unternehmen, denen gegenüber sich die meisten Deutschen erstaunlich argwöhnisch in Datenschutzfragen geben. Dabei ist all deren Big-Data absoluter Kindergarten in Relation dazu – abgesehen davon, dass jeder selbst entscheiden kann, welchem nichtstaatlichen Unternehmen er welche Aspekte seiner Privatsphäre anvertraut – und vor allem: ob überhaupt.


Quelle und Kommentare hier:
https://frankjordanblog.wordpress.com/2017/12/10/dagegen-sind-google-co-absoluter-kindergarten/