Das überlieferte Wissen der Landfrauen – Teil 1

von Jacqueline Roussety

Sie wurden gebraucht, dann wurden sie belächelt, als die sich vor über 100 Jahren zusammentaten. Heute sind sie nicht nur kenntnisreich, sondern melden sich auch öffentlich zu Wort: Die Landfrauen.

Was so romantisch ausschaut, wie hier der Almabtrieb im Oktober 2014 in Schönau am Königssee, das gehört immer noch zu den Grundlagen bäuerlichen Lebens, an dem die Frauen entscheidend beteiligt sind. Schon seit über 100 Jahren treffen sie sich in Landfrauenverbänden, um ihr Wissen zu teilen und weiterzugeben. Foto: CHRISTOF STACHE/AFP/Getty Images
Was so romantisch ausschaut, wie hier der Almabtrieb im Oktober 2014 in Schönau am Königssee, das gehört immer noch zu den Grundlagen bäuerlichen Lebens, an dem die Frauen entscheidend beteiligt sind. Schon seit über 100 Jahren treffen sie sich in Landfrauenverbänden, um ihr Wissen zu teilen und weiterzugeben.
Foto: CHRISTOF STACHE/AFP/Getty Images

Das Wissen der Landfrauen war viele Jahrzehnte aus der Mode gekommen. Besonders als die schnellen Mikrowellengerichte und der Snack to go dem Bild der modernen Frau mehr entsprach, als das eigene Anbauen und Ernten von Obst und Gemüse. Das Wissen um die Kräfte der Natur wurde mit Pillen und Medikamenten beiseitegeschoben.

Nun werden diese natürlichen und alten Weisheiten mittlerweile als Geheimtipp gehandelt. Besonders in den ländlichen Gebieten pflegen die Frauen auch heute noch eine ebenbürtige Gemeinschaft und Solidarität.

Die Landfrauen in Deutschland begannen 1898, sich durch die ostpreußische Gutsfrau Elisabeth Boehm Rastenburg zu etablieren. Sie bot den damaligen Bäuerinnen neben der schweren Feld- und Hausarbeit die Möglichkeit, sich auch auf anderen Gebieten auszutauschen. Vorerst gehörten die Mitglieder der ersten landwirtschaftlichen Hausfrauenvereine einem „Lesekränzchen“ an.

Was früher in den Städten im 19. Jahrhundert als „Lesesalon“ galt, wurde in Landkreisen ebenfalls beim „Lesekränzchen“ gepflegt. Lyrik und Romane und der anschließende Austausch gaben den Frauen die Möglichkeit, sich auch auf kulturellem und intellektuellem Gebiet zu betätigen. Es ging ihnen aber auch neben dem Lesekreis darum, sich in allen wichtigen Fragen auszutauschen, sich gegenseitig zu helfen und zu unterstützen.

Während die Männer hart auf den Feldern arbeiteten, mussten die Frauen über das Essen Energie, Kraft, und Gesundheit spenden und erhalten. Die Bäuerinnen wussten auch, welche Kombinationen gesund und kräftigend waren. Kaum einer konnte sich erlauben, dass jemand längere Zeit krank im Bett lag und als Arbeitskraft ausfiel. In so einem Falle standen die Ernte und damit auch das Überleben einer ganzen Familie auf dem Spiel.

Zwar gab es überall den Landarzt, doch bei schweren Krankheiten bestand nicht immer die Möglichkeit, den Patienten oder Patientin in eines der fern gelegenen Krankenhäuser zu bringen. Und so lag alles bei den Landfrauen, die gesunde Kraft der Natur zu kennen und tagtäglich zu nutzen.

Sie waren für das Wohl der Familie zuständig. Sie probierten die Naturprodukte aus, besprachen sich bei ihren Treffen, was und wie heilkräftige Kräuter und Lebensmittel angebaut und verwertet werden konnten. Nur so waren sie in der Lage, kleine und größere Leiden mit ihren hauseigenen Rezepten zu lindern und zu heilen.

Die Ausbildung der Töchter und der Hilfskräfte war ein weiterer Punkt. Außerdem ging es in erster Linie um die Anerkennung aller hauswirtschaftlichen Arbeiten als vollwertige Berufsarbeit. Heute steht auch die Überbrückung der Gegensätze zwischen Land und Stadt im Vordergrund. Dieser Verband ist in vielen ländlichen Gegenden nach wie vor aktiv. Heute gehen die Frauen unterschiedlichsten Berufen nach, aber das soziale Engagement für jung und alt steht immer noch an erster Stelle.

Deutscher LandFrauenverband e.V.


Die besten und bewährtesten Hausmittel der Landfrauen

Schon längst greift man gerne wieder auf althergebrachte Hausmittel zurück. Und dieses Wissen der Landfrauen ist mittlerweile in aller Munde. Heutige Ernährungsforscher empfehlen immer öfter alte Hausrezepte, die sich schon seit Jahrhunderten bewährt haben.

Blätter: Dank Victoria Boutenko aus Russland sind Green Smoothies in vielen gesunden Küchen nicht mehr wegzudenken. Was lange Zeit gerne auf den Abfall landete, oder heimlich für die Meerschweinchen eingepackt wurde, nämlich die grünen Blätter von Möhren, Kohlrabi, Brokkoli und Radieschen, wird heute gerne mit verwertet.

Nichtsdestotrotz entfernen die Landfrauen gerne das Grün sofort nach der Ernte. Sie wissen, dass diese die Feuchtigkeit des Gemüses entziehen und dabei verliert das Gemüse zu viele seiner gesunden Vitalstoffe. Zudem mussten früher die Landfrauen auch die Ernte längere Zeit lagern, da der Nachschub nicht sofort gesichert war. Es existierten keine Kühlschränke um das Gemüse länger frisch zu halten. Deshalb war jedes Wissen um die richtige Ernte und Lagerung von großer Bedeutung. Obst und Gemüse, bei denen man die Blätter nicht sofort entfernt, altern schneller.

Deswegen der Vorschlag der Landfrauen: sofort im Supermarkt die Blätter entfernen, getrennt einpacken und diese dann gerne für Green Smoothies nutzen.

Birnen: Dieses frühherbstliche Obst bezeichneten die Landfrauen schon früher schon als das Obst, das ein gesundes Herz schenkt. Und so nutzen auch heute die Landfrauen Birnen, um vor allen Dingen das Herz zu schützen, da sie das Risiko für Adernverkalkung und damit für Herzinfarkt senken. Birnen sind süßer als Äpfel, doch ebenso gesund. Sie enthalten Flavonoiden. Flavonoiden besitzen entzündungshemmende, antioxidative, antifungale, antivirale, antibakterielle, antimikrobielle und antikanzerogene Wirkungen. Flavonoiden können eindeutig bei der Bekämpfung von Krankheiten helfen.

Birnen enthalten weniger Fett und Fruchtsäuren als ein Apfel. Wegen ihres geringen Säuregehalts sind sie für viele Menschen verträglicher. Durch ihren hohen Gehalt an Ballaststoffen sättigen sie schnell und fördern die Verdauung.

Birnen sind reich an Vitamin A, den Vitaminen B1, B2 und Vitamin C, das für den Aufbau von Bindegewebe und bei der Eisenaufnahme eine wichtige Rolle spielt. Das Vitamin C einer Birne deckt etwa sieben Prozent des Tagesbedarfs eines Erwachsenen. Daneben enthalten Birnen Niacin und Folsäure. Folsäure, ein Vitamin des B-Komplexes, fördert die Blutbildung und spielt eine Rolle beim Aufbau von Glückshormonen (zum Beispiel Serotonin). Die Birne ist Lieferant vieler wichtiger Mineralstoffe wie Eisen, Kalium, Kupfer, Jod, Magnesium Phosphat und Zink. Dazu kommen die Mineralstoffe Kalium, Phosphor, Kalzium und Eisen.

Durch den hohen Gehalt an Kalium wirken Birnen entwässernd und lindern Nieren- und Blasenprobleme.

Wie beim Apfel sitzen die meisten Vitamine auch bei der Birne unter der Schale. Wenn möglich, sollte die Frucht deshalb mit Schale gegessen werden. Beim Kauf sollte man darauf achten, dass sie nicht gespritzt sind.

Leider sind die meisten Birnen die man heute in den gängigen Supermärkten findet nicht reif geerntet worden. Diese harten Birnen sollten dann neben Bananen aufbewahrt werden. Bananen verströmen das Pflanzenhormon Ethylen, das anderes Obst schneller reifen lässt.

Buchweizen: Buchweizen hat – obwohl es das Wort enthält – mit Weizen oder anderen Getreidearten nicht viel zu tun. Buchweizen ist ein Knöterichgewächs, wie etwa der Sauerampfer. Buchweizen ist wie Hirse frei von Gluten und Weizenlektinen. Das Gluten und das Lektin sind maßgeblich daran beteiligt, den Darm zu verkleben, was dann Entzündungen hervorrufen kann. Buchweizen ist für viele Menschen, die eine Glutenallergie aufweisen, eine gute Alternative um ihren Kohlenhydrathaushalt aufzufüllen. Buchweizenkeimlinge sind reich an lebendigen Enzymen, Vitalstoffen, hochwertigen Mineralien und leicht verdaulichen Proteinen.

Diese Heilpflanze wurde schon im Mittelalter von den Landfrauen geschätzt und genutzt. Nicht nur für den Körper auch für das Hirn galt es als Wunderkraut. Nicht umsonst wurde es auch als Hirnnahrung bezeichnet, da es die geistige Aufnahme und Konzentration stärkt und fördert.

Im Buchweizen ist der Wirkstoff Rutin enthalten. Rutin wird von vielen Pflanzen als Farbstoff zum Schutz gegen UV-Strahlung gebildet. Antioxidative Wirkungen auf den Menschen sind, wie bei vielen Flavonoiden, nachgewiesen; Ansatzpunkte des Rutins sind insbesondere die Blutgefäße und der Darm.

Wer im Winter viel friert, permanent kalte Füße bekommt, sollte sich Buchweizenkraut aus der Apotheke besorgen. Ein Teelöffel Buchweizenkraut mit 200 ml Wasser abkochen, 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen. Danach abseihen und trinken. Das fördert die Durchblutung und stärkt die Gefäßwände. Auch beugt es Krampfadern vor. Eine gute Durchblutung hilft bekanntermaßen gegen das Frieren.

Wird fortgesetzt


Quelle und Kommentare hier:
http://www.epochtimes.de/lifestyle/essenamptrinken/modern-times-und-das-ueberlieferte-wissen-der-landfrauen-a1266470.html